Das Handwerk zeigt sich von seiner knackigsten Seite
Für einen Kalender mit den schönsten Handwerkerinnen und Handwerkern laufen Freitag und Samstag die Shootings.
Düsseldorf. Das Licht fällt auf ihn, die Kamera blitzt. Der eingeölte Körper glänzt. Im Schulungsraum für Anlagenmechanik der Kreishandwerkerschaft Düsseldorf ist es heiß. Marco Gensheimer spannt die Bauchmuskeln an und bemüht sich doch, locker auszusehen.
Schließlich hat der angehende Mechaniker vier Wochen intensives Bauchmuskeltraining hinter sich. Alles nur für diesen Tag. Der 23-Jährige hat es geschafft und ist einer von 36 Kandidaten für den Fotokalender „Germany’s Power People 2012“ vom deutschen Handwerksblatt. Die Fotoaufnahmen mit den schönsten Handwerkerinnen und Handwerkern Deutschlands laufen noch Freitag und Samstag.
Jeweils zwölf Frauen und Männer schaffen es in den Kalender und haben die Chance auf den Titel Miss oder Mister Handwerk 2012. Eine Jury wird die besten Fotos auswählen. Alle Teilnehmer werden in typischer Arbeitsumgebung abgelichtet.
Der Dachdecker auf dem Dach und Anlagenmechaniker Marco vor Messapparaturen. Der Offenbacher ist zusammen mit einem Freund angereist. „Wir haben uns gemeinsam beworben, aber nur ich wurde genommen“, freut er sich. Jetzt verspricht er sich vor allem mehr Schneid bei den Damen. „Als Single hofft man schon, dass man mit solchen Fotos begeistert“, lacht er.
200 Handwerkerinnen und Handwerker haben sich im Internet beworben. Auf der Seite des Handwerksblattes wurde online abgestimmt, die besten wurden nach Düsseldorf eingeladen. „Von der Steinmetzin bis zum Schornsteinfeger ist alles dabei“, sagt Hans-Jürgen Below vom Handwerksblatt. Dabei ließe sich ein Muster erkennen. „Tatsächlich haben die Bewerber aus dem Friseur-Handwerk die meisten Stimmen bekommen. Wir bemühen uns aber um eine Vielfalt an Berufen im Kalender“, sagt er.
So will auch die Cottbusserin Sandra Reissig auf ihren ungewöhnlichen Beruf aufmerksam machen. „Viele wissen gar nicht, was eine Kälteanlagenbaumeisterin macht“, sagt die 28-Jährige. Im knappen Unterhemd will sie auf den Fotos die Neugier für ihren Beruf wecken. „Als Miss Handwerk könnte ich das aber noch besser“, sagt sie.
Dieses Jahr ist kein Bewerber aus Düsseldorf dabei, im letzten Jahr schaffte es einer jedoch bis ganz an die Spitze. Elektromeister Dirk Leven wurde schönster Handwerker 2011 und Malerin Michaela Lang aus Niederwürzbach die Miss. Die diesjährige Wahl steigt im März 2012 auf der Internationalen Handwerksmesse (IHM) München.
Für Metallbau-Genossin Jasmin Depping steht etwas ganz anderes im Vordergrund. „Ich habe oft erlebt, dass gerade Männer eine vorgefertigte Meinung über Handwerkerinnen haben“, sagt sie. Durch die Fotos will sie ein Zeichen setzen, vor allem für mehr Frauen in ihrem Beruf. „Ich mache die Fotos auch, weil ich Vorurteile bekämpfen will und um zu zeigen, dass Handwerkerinnen ihre Weiblichkeit nicht aufgeben müssen“, sagt die 22-Jährige aus Hameln. Ihre männlichen Kollegen unterstützen sie. Der Kalender soll aber nie im Werk hängen. „Schließlich bin ich bald Meisterin.“