Rätselhafter Parkhausmord
Die Ermittler haben auch nach 150 Tagen keine heiße Spur und kein Motiv für den Mord an dem Parkhauswächter Augustine O.
Düsseldorf. Es ist der 11. April 2011, kurz vor Mitternacht: Parkhauswächter Augustine O. ist seit 20 Uhr im Dienst, hat seinen Rundgang durch das Parkhaus der Galeria Kaufhof an der Ecke Bahnstraße/Berliner Allee erledigt, eben noch mit einem Bekannten telefoniert — es ging um Lapalien. Gegen 0.25 Uhr hören Zeugen laute Rufe aus der Nähe der Parkhauseinfahrt.
Es hört sich an wie ein Streit, aber wie viele Personen tatsächlich beteiligt sind, kann keiner sagen. Kurz darauf taumelt der 40-jährige Wachmann die Rampe hinunter, bricht in der Mitte zusammen. Ein Notarzt kann ihn zwar stabilisieren, doch gegen 2.10 Uhr erliegt der gebürtige Nigerianer seiner schweren Stichverletzung. Augustine O. ist ermordet worden.
Von wem? Und warum? Diese Fragen treiben seit etwa 150 Tagen Kriminalhauptkommissar Guido Adler um. Der 46-Jährige leitet die „Mordkommission Parkhaus“: „Wir haben keinen Anhaltspunkt, wer die Täter sind.“ In Frage kommen vom Drogensüchtigen bis zum zugereisten Schwerverbrecher alle, die in dieser Nacht in und um das Parkhaus verkehrten. Nur die 35 bis 40 Personen, deren Wagen zur Tatzeit noch im Parkhaus standen, wurden per DNA-Test ausgeschlossen. Adler vermutet, dass Augustine O. einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war: „Vielleicht hat er etwas beobachtet, was er besser nicht gesehen hätte.“ Ausgeraubt wurde O. jedenfalls nicht.
Ein Motiv hat sich auch aus dem Opfer-Umfeld nicht ergeben: O. kam in den 1990er-Jahren aus Nigeria nach Deutschland, schickte alte Reifen und Autos nach Afrika, wo er angeblich eine Frau hatte. Er lebte im niederrheinischen Dörfchen Schaag, war auch hier verheiratet und hatte eine Tochter. Er verdingte sich als freichristlicher Laienprediger. Auch auf seinen Konten und in seiner Wohnung: keine Hinweise auf kriminelle Machenschaften. Den Junkies im Parkhaus soll er gelegentlich ein paar Euro zugesteckt haben.
„Das Opfer war unbescholten“, sagt Adler, der derzeit zwei Männer in den Fokus der Ermittlungen rückt, die nur Zeugen, aber auch die Täter sein könnten. Zeugen haben die beiden gesehen, als sie sich kurz nach der Tat auf der Bahnstraße in Richtung Oststraße vom Tatort entfernten. Aufnahmen von Überwachungskameras in Geschäften zeigen durch die Schaufenster einen 25- bis 30-Jährigen, der in Richtung Graf-Adolf-Straße abbiegt.
Ihm folgt ein etwa 1,60 Meter großer Mann mit einer Sporttasche. Den fängt eine weitere Kamera zwei bis drei Minuten später auf der Oststraße in Höhe der Schumacher-Brauerei erneut ein. Jetzt geht er in Richtung Wehrhahn. Dann verliert sich die Spur. „Auf dem Band dreht sich der Mann mit der Tasche auffällig um. Wir gehen davon aus, dass er etwas mit der Tat zu tun hat“, sagt Adler, der nun auf neue Hinweise nach seinem Auftritt in der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY. . . ungelöst hofft.