Offenes Foyer Schauspielhaus bietet das Foyer als Treffpunkt an
Stadtmitte · Das Foyer steht nachmittags der Öffentlichkeit zur Verfügung. Doch wer kommt – und was machen die Menschen hier? Ein Besuch.
Vom Hofgarten aus kann man das Foyer des Schauspielhauses betreten. Von innen hat man eine schöne Aussicht auf das Stück Natur inmitten der Innenstadt. Für viele Menschen bietet sich dieser Anblick allerdings nur beim Theaterbesuch. Denkt man – denn seit Oktober bereits ist das Foyer von Mittwoch bis Samstag immer nachmittags für die Öffentlichkeit geöffnet. Ausdrücklich werden Menschen eingeladen hier zu arbeiten, zu plaudern oder zu lesen. Dafür gibt es kostenloses W-Lan, Steckdosen, tagesaktuelle Zeitungen und ein Kaffeeautomat kann genutzt werden. Auch selbst mitgebrachte Getränke sind kein Problem.
Und so nutzen unter anderem drei Studentinnen die Möglichkeit regelmäßig, um einen Tapetenwechsel zum Heimstudium zu haben. „Es ist ein schöner Ort und zentral gelegen. Nach dem Lernen können wir noch gemeinsam etwas in der Stadt unternehmen“, sagt Fiona André, die an der Heinrich-Heine-Universität Sozialwissenschaften studiert. Gerade erst hat sie dem Intendanten geschrieben – und nach einer Verlängerung der Öffnungszeiten gebeten. Aktuell ist das Foyer von 14 bis 18 Uhr zugänglich. „Vormittags wäre es auch schön, hierher kommen zu können, aber auch so ist es für mich sinnvoll, weil ich eher das Gefühl habe, produktiv zu sein“, sagt André, die mitten in der Pandemie mit ihrem Studium begonnen und die Uni kaum von innen gesehen hat.
Auch ihre Kommilitonin Julia Ochwat nutzt das Angebot und sag: „Man könnte auch in einen Coworking-Space gehen, aber das Angebot hier ist kostenlos und man hat weniger das Gefühl, nur per Youtube-Tutorial zu studieren.“ Noch sei es zwar eher ein Geheimtipp, aber ein wenig mehr Zulauf fände sie gut. Zudem sei das Personal sehr nett. Diese prüfen aktuell die Einhaltung von 2G und sind als Ansprechpartner vor Ort. Langsam würde sich das Angebot etablieren, man hofft aber auf mehr Besucher, so eine Mitarbeiterin.
Hochzeitspaare machten
im Foyer Fotos
Lara Metzenmacher studiert Kommunikationsdesign an der Hochschule und berichtet davon, dass neben ihrer Lerngruppe häufig ältere Menschen das Foyer zum Lesen nutzen. „Inzwischen grüßen wir Nutzer uns auch gegenseitig, das ist auch eine Möglichkeit miteinander in Kontakt zu kommen,“ sagt die Studentin.
Der Raum wird aber auch anderweitig genutzt. Charlie Conley dreht Kurzvideos für TikTok und ist durch Zufall auf das Theaterfoyer aufmerksam geworden: „Das Licht passt super und der Ort ist wirklich toll.“ Und so stört es niemanden, dass er diverse Tanzposen auf einem Podest ausführt, während eine Freundin ihn filmt.
„Wir hatten auch schon Hochzeitspaare, die bei uns im Foyer Fotos gemacht haben“, sagt Cornelia Walter, die künstlerische Projektleiterin im Schauspielhaus ist. Über den Tag kämen zwischen 20 und 30 Menschen in das Foyer. „Leider konnten wir wegen Corona überhaupt erst im Oktober vergangenes Jahr öffnen – und sind mit eingeschränkten Öffnungszeiten gestartet, um erst einmal zu schauen, wie es angenommen wird“, sagt Walter.
In Zukunft häufiger, aber aktuell nur punktuell gebe es zudem Veranstaltungen im Foyer. „Die Kleidertauschparty hat zuletzt rund 200 Besucher angelockt“, sagt Walter. Und das Stadt:Kollektiv plant einige weitere Aktionen für die Öffentlichkeit. Bassam Ghazi ist künstlerischer Leiter des Kollektivs und sieht in der Öffnung des Foyers „eine Möglichkeit, diesen Ort mit Leben zu füllen“. Ein bis zwei Mal im Monat solle der Raum auch bespielt werden, etwa durch Kooperationen mit anderen Kunstkollektiven. „Es soll aber nicht überhand nehmen, sondern eher punktuelle Akzente setzen“, sagt Ghazi. Der Raum biete viele Möglichkeiten, die noch entdeckt werden können.
Viele Menschen seien überrascht, dass man sich hier einfach hinsetzen könne und die Architektur könne beim ersten Mal ein wenig einschüchternd sein, sagt Cornelia Walter. „Aber wenn wir bei wärmerem Wetter die Türen öffnen können und man diese Aussicht auf den Hofgarten hat, ist das für alle ein hoffentlich schönes
Erlebnis.“