Hilfe für Düsseldorfer Bürgerstiftung sammelt 1,7 Millionen Euro an Spendengeldern in 2021 ein

Düsseldorf · Die Spendenbereitschaft war 2021 erneut enorm hoch. Schwerpunkte der Hilfsarbeit waren die Flutkatastrophe und die Folgen der Corona-Pandemie. In diesem Jahr soll es wieder mehr Veranstaltungen geben.

Zwei Frauen, die sich engagieren: Die Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Düsseldorf, Sabine Tüllmann (l.), und die Vorsitzende des Stiftungsrates, Suzanne Oetker-von Franquet.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Die Bürgerstiftung Düsseldorf hat im vergangenen Jahr 1,7 Millionen Euro an Spenden eingenommen und gehört damit nach eigenen Angaben zu den Bürgerstiftungen mit dem höchsten Spendenaufkommen in ganz Deutschland. 1,3 Millionen Euro wurden davon bereits wieder ausgegeben – unter anderem für die Geschädigten des Jahrtausendhochwassers und diejenigen, die unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden. Die Verwaltungskosten lagen 2021 bei fünf Prozent.

„Am Anfang des Jahres haben wir nicht geahnt, was uns hinsichtlich der Pandemie-Entwicklung erwarten würde, und dann kam noch die Flutkatastrophe hinzu“, sagt die Vorsitzende des Stiftungsrats, Suzanne Oetker-von Franquet. Entsprechend agil habe man unterwegs sein müssen. Auch für das laufende Jahr vermutet die Stiftungs-Vorstandsvorsitzende Sabine Tüllmann, dass die Pandemie vieles weiter prägen wird. „Ich bin eigentlich die geborene Optimistin, aber wir werden sicherlich noch eine Weile brauchen, bis sich die Dinge wieder normalisiert haben“, sagt sie.

Enorme Hilfsbereitschaft der Stifter habe nicht nachgelassen

Allerdings seien einige Herausforderungen aus 2020 im vergangenen Jahr weggefallen, da man die in der Pandemie eilig aufgebauten Strukturen weiter nutzen konnte. „Auch dass Tafeln und Mittagstische geöffnet waren, hat uns einige Sorgen genommen.“ Und da war natürlich die enorme Hilfsbereitschaft der Stifter, die auch angesichts der anhaltenden Belastungen nicht geschmälert wurde.

Die Pandemie-Folgen blieben weiter ein Schwerpunkt der Hilfe. Unter anderem viele Kulturschaffende wurden auch im zweiten Pandemiejahr durch den Wegfall zahlreicher Veranstaltungen und damit Einnahmequellen schwer getroffen. Für einen zweiten Künstlerfonds wurden daher 75 000 Euro bereitgestellt.

Das Hochwasser nach den starken Regenfällen im Juli zerstörte das Hab und Gut vieler Bürger. Mehr als 600 000 Euro Spenden gingen für einen schnell eingerichteten Sonderfonds ein. „Wir konnten enorm schnell Hilfe leisten“, sagt Suzanne Oetker-von Franquet. „In schwierigen Zeiten ist die Bürgerstiftung gefragt – da sind wir hellwach. Unser kreativer Vorstand findet Wege, wie das Geld zu den Menschen kommt.“ Für die Opfer der Katastrophe sei der Verlust ihres Besitzes auch emotional schwer zu verkraften gewesen; entsprechend wichtig sei schnelle, tatkräftige Hilfe.

Die „Zeitstifter“, also die freiwilligen Helfer der Stiftung, machten sich jeweils vor Ort ein Bild vom Ausmaß der Schäden. Insgesamt 273 Anträge wurden positiv beschieden, um das Nötigste neu anzuschaffen, wie Kleidung und Schulsachen für die Kinder. Die Bürgerstiftung hebt hervor, dass alle Anträge maßvoll und sorgsam begründet gewesen seien. „Es hat niemand versucht, das Hilfsangebot unberechtigt auszunutzen“, sagt Sabine Tüllmann.

Parallel stellte die Bürgerstiftung neue Projekte auf die Beine. In Kooperation mit der Haubrich-Stiftung startete in zwölf Grundschulen die „Lernwerkstatt“, mit der nicht zuletzt der Unterrichtsausfall durch Corona für Kinder aus bildungsfernen Familien kompensiert werden soll. In dem Projekt fördern Lehramtsstudierende sowie Lehrer im Ruhestand die Kinder zweimal wöchentlich direkt im Anschluss an den Unterricht. Mittelfristig soll das Projekt auf insgesamt 20 Grundschulen ausgeweitet werden. In Kooperation mit dem Verein „In der Gemeinde leben“ startete zudem das Seniorenprojekt „Radeln ohne Alter“, für das im Stadtgebiet sechs Rikschas unterwegs sein werden.

Etablierte Projekte wie das Training der Bolzplatzhelden, die schmerzlich vermissten Proben des Seniorenchors bis hin zu den Seniorenkonzerten sollen in diesem Jahr weitergehen. Auch die zuletzt ausgefallene Kleiderbörse, die stets zahlreiche Kunden anzieht, soll im September stattfinden.

Denn es ist nicht nur das Geld, an dem es in schweren Zeiten oft mangelt. „Die psychische Belastung durch den Wegfall von Veranstaltungen ist für viele ältere Menschen hoch“, sagt Sabine Tüllmann – daher werde man alles geben, um coronakonform wieder Begegnung anzubieten: „Wir werden einen Weg finden.“