Düsseldorf: Musik im Park Wie die Rheinbahn den Hofgarten swingen lässt
Düsseldorf · Das traditionsreiche Orchester der Verkehrsgesellschaft gastierte am Sonntag bei der Konzertreihe „Musik im Hofgarten“. Mittlerweile hat es zu kämpfen.
Leichte Swingmelodien von Benny Goodman, Glen Miller und Duke Ellington beleben am Sonntagvormittag den Hofgarten. Auf der Bühne steht das Rheinbahnorchester, verstärkt durch Sybille Schmidt, die mit ihrer souligen Stimme Stücke von Amy Whinehouse und Christina Aguilera interpretiert.
Das Rheinbahnorchester ist nicht zum ersten Mal Gast der Reihe „Musik im Hofgarten“ und schaut tatsächlich auf eine über hundertjährige Geschichte zurück, wie dessen Leiter Andreas Buschmann verrät.
„Früher war es in großen Firmen Tradition, ein Orchester zu unterhalten. Es war ein soziales Angebot, genau wie auch sportliche Aktivitäten, des Betriebes für die Belegschaft“, erinnert Andreas Buschmann an die Anfänge. Gegründet wurde das Rheinbahnorchester im Jahre 1903. „Bis Anfang der 1990er Jahre hatte es auch eine sehr große Besetzung, mit bis zu 50 Mitgliedern plus Chor“, sagt der 57-jährige und bedauert: „Anders als heute, waren die großen Unternehmen zu der Zeit noch wirtschaftlich so gut aufgestellt, dass sie solche Projekte entsprechend gefördert haben.“ Als der langjährige Leiter der Rheinbahn-Musiker verstarb, lag die Orchesterarbeit eine ganze Weile brach. Die Rheinbahn förderte das Projekt auch nicht mehr so intensiv wie früher und so schrumpfte das stattliche Orchester auf eine kleine Blaskapelle.
2010 übernahm Andreas Buschmann dann die Leitung. 1992 hatte er als Fahrer bei der Rheinbahn angefangen. Der studierte Musiker hat als Schlagwerker bei verschiedenen Orchestern mitgespielt. Dieser Hintergrund und die Tatsache, dass der gebürtige Wanne-Eickeler diplomierter Musikpädagoge ist, machte ihn zur Idealbesetzung für die Orchesterleitung.
Zur Stammbesetzung gehören derzeit zwischen zwölf und dreizehn Musiker. Das Repertoire besteht vor allem aus Big Band und für Schützenumzüge auch mal Marschmusik. Alle Orchestermitglieder sind noch in anderen Ensembles und Formationen in der Region rund um Düsseldorf musikalisch unterwegs. „Leider macht sich ja überall der Nachwuchs ziemlich rar. Es gibt kaum ein Orchester mehr, dass aus seinem eigenen Bestand junge Musiker rekrutieren kann“, bedauert Buschmann.
So arbeiten die Orchester untereinander immer wieder mit Aushilfen. „Die Mitspieler im Rheinbahnorchester müssen heutzutage nicht mehr zwangsläufig auch in unserem Unternehmen beschäftigt sein“, verrät dessen Leiter und gibt offen zu: „Wir können zwar ab und zu mal einen Lehrling für unsere Sache anwerben. Aber auf der Bühne stehen tatsächlich vor allem alte, erfahrene Hasen in der Altersgruppe 50plus.“ Das mag seiner Meinung nach auch der Tatsache geschuldet sein, dass, wie in vielen Unternehmen, auch bei der Rheinbahn Personal eingespart worden ist. „Und junge Leute außerdem beruflich ganz anders aufgestellt sein müssen, als es noch vor 30 oder 40 Jahren der Fall war“, meint der Wahl-Krefelder. Für sie sei es daher entsprechend schwierig, Hobby, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. „Dieses Problem spüren wir im Orchester leider mehr als deutlich.“
Wie dem auch sei: Vor der Bühne im Hofgarten tummelt sich am Sonntagmorgen ein begeistertes Publikum. Regelmäßige Besucher wie Christa Rottmann und ihre Freundin Saskia Szectewicz kommen mit Klappstuhl im Gepäck. „Die Bänke sind bei gutem Wetter nämlich immer schnell belegt und so können wir uns hinsetzen, wo es uns gefällt“, sagt Christa Rottmann.
Ihr Fuß wippt im Takt der Musik. „Swing ist genau mein Ding“, strahlt die 69-jährige. Dazu habe sie mit ihrem vor drei Jahren verstorbenen Mann auch immer gerne getanzt, verrät sie noch und lässt sich vom leichten Sound des Rheinbahnorchesters mitreißen.