Neu in den Programmkinos Goliath 96 – eine Mutter am Rande des Zusammenbruchs
In den Düsseldorfer Programmkinos laufen neue Filme an.
Goliath 96
Eremit im Kinderzimmer. Katja Riemann war einst das Gesicht der leichten deutschen Beziehungskomödie, nun spielt sie eine Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs. Kristins Leben liegt in Scherben, vor langer Zeit hat sie ihr Mann verlassen, seit zwei Jahren redet ihr Sohn David nicht mehr mit ihr – obwohl er mit ihr in einer kleinen Wohnung lebt. Als Kristin auch noch der Job gekündigt wird, droht sie den Boden unter den Füßen zu verlieren. Als sie erfährt, dass ihr Sohn nur noch über soziale Medien Kontakt zur Außenwelt hat, wagt sie einen heiklen Schritt. Unter Pseudonym meldet sie sich bei David und bald kommen die beiden zu einem regen virtuellen Austausch. Doch als David auf ein Treffen dringt, kommt Kristin in die Bredouille. Mutter-Sohn-Drama.
Bambi, zur Premiere kommen Katja Riemann und Regisseur Marcus Richardt am Do. um 18 h, Fr. – Mi. 19 h, Mo. 21.30 h
Ayka
Aus der unendlichen Steppe seiner kasachischen Heimat, die er in der poetischen Nomadenromanze „Tulpan“ verewigt hat, wechselt der Blick des Regisseurs Sergey Dvortsevoy nun in die russische Hauptstadt. Doch die Metropole an der Moskwa hat nichts von der Anmut seiner Landschaftsbilder und den Figuren ist jener verschmitzte Humor verloren gegangen. „Ayka“ erzählt von einem menschenfeindlichen Moloch, in dem Kälte und Rücksichtslosigkeit gegen die Schwächsten regiert.
Ayka hat soeben ein Kind geboren, doch sie hat kein Geld, es großzuziehen. Sie flieht aus dem Krankenhaus und versucht verzweifelt Geld aufzutreiben. Denn sie schuldet Menschenhändlern noch eine große Summe, viel zu groß, als dass sie sie mit den schlecht bezahlten Jobs zurückzahlen könnte. Der Film begleitet hautnah die panische Hatz der jungen Frau, die irgendwie die Misere zu überstehen versucht.
Bambi, tägl. 19 h (außer Mo., am Di. im russ. OmU)
Tea with Dames – Ein unvergesslicher Nachmittag
Very British. Vier der angesehensten Schauspielerinnen der Insel, alle mit Adelstitel Dame (die weibliche Entsprechung zu Sir) geehrt, treffen sich im Landhaus zum Teatime-Chat: Judi Dench, Maggie Smith, Joan Plowright und Eileen Atkins. Das Konzept dieser Dokumentation ist allerdings keineswegs reine Konstruktion. Tatsächlich sind die vier führenden Aktricen seit mehr als 50 Jahren miteinander befreundet und treffen sich regelmäßig. Diesmal darf der Zuschauer dabei sein und lauschen, wenn die höchst lebendigen Mittachtzigerinnen über ihre Anfänge beim Theater, die Erfahrungen beim Film und sogar ihr Lampenfieber sprechen.
Cinema, Vorpremiere am Mo. um 19 h (engl. OmU) mit 6 o´clock tea
Der Fall Collini
Der Industrielle Meyer war als Feingeist und Wohltäter bekannt, umso mehr schockt Ermordung des Firmenpatriarchen die Öffentlichkeit. Der junge Rechtsanwalt Caspar Leinen soll die Pflichtverteidigung des greisen Täters Collini übernehmen. Doch der schweigt über seine Beweggründe. Erst nach und nach kann Leinen ermitteln, dass Collinis Tat die späte Vergeltung für ein Kriegsverbrechen im Jahr 1944 war: Selbstjustiz, wo die Justiz versagte. Auch für Leinen (Elyas M´Barek) ein Dilemma, er selbst wurde von Meyer gefördert und seine Familie erwartet Loyalität.
Die Verfilmung des Romans von Justiz-Bestsellerautor Ferdinand von Schirach arbeitet ähnlich wie „Im Labyrinth des Schweigens“ den dunklen Schatten der Nazizeit auf die Justiz der Nachkriegszeit auf (und ein familiäres Dilemma, das Ferdinand von Schirach vertraut sein dürfte.)
Metropol, tgl. 16.30, 19 u. 21.30 h
Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit
Wie wenige Künstler der frühen Moderne hat der niederländische Post-Impressionist das Kino beschäftigt. Nach dem impressionistisch überzeichneten Künstler-Krimi „Loving Vincent“ (2017) stellt nun der amerikanische Maler und Filmemacher Julian Schnabel den Künstler zwischen Wahn und Vision in den Mittelpunkt eines Dramas. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Spätphase des Künstlers: vor seinen Depressionen ist van Gogh aus Paris an die südfranzösische Mittelmeerküste nach Arles geflohen. Die letzten Monate seines Lebens gelten als die schaffensreichsten, dennoch sind sie überschattet von der zunehmenden Verzweiflung, bitterer Armut und einem mysteriösen Tod in einer Irrenanstalt. Als Hauptdarsteller fungiert Hollywood-Charaktermime Willem Dafoe, der freilich mit 63 Jahren fast doppelt so alt ist, wie seine Figur. Doch seine Darbietung war der US-Filmakademie eine Oscar-Nominierung wert.
Cinema, 14, 16.30, 19 h
Stiv
Stiv Bators Vorbild war der Godfather of Punk. Und tatsächlich macht der Frontmann der „Dead Boys“ Iggy Pop mit seinen exzentrischen bis exhibitionistischen Bühnenshows alle Ehre. Seine Mitstreiter beschreiben ihn als liebenswürdig, witzig und total durchgeknallt. Von seinem Aufstieg im Dunstkreis New Yorker CBGB bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1990 lebte er den Rock´n Roll. In der Doku vo Danny Garcia kommt auch Hosen-Drummer Vom Ritchie zu Wort, der am letzten Album „The Last Race“ beteiligt war.
Metropol, Do 21.30 h, Premiere mit Gästen