Koeps Kino: Filmtipps für Düsseldorf

Diese Filme empfiehlt unser Kino-Experte für die nächsten Tage.

Foto: Richard Foreman/dpa

<h2>Um Gottes Willen

Das Schicksal prüft den erfolgsverwöhnten Herzchirurgen Tommaso schwer: Statt selbst ein „Gott in Weiß“ zu werden, will sein Sohn unter dem Einfluss des charismatischen Priesters Don Pietro das Medizinstudium schmeißen und die Soutane anziehen. Obwohl er eigentlich liberal gesinnt ist, das ist eindeutig zuviel für Tommaso. Um Don Pietro als Scharlatan zu überführen, inszeniert Tommaso eine Intrige, die ihn letztlich nicht gut aussehen lässt. Italienische Komödie von Edouardo Maria Falcone aus dem Jahr 2015 über den Zwiespalt des aufgeklärten Liberalismus zwischen egozentrischer Arroganz und demütiger Ohnmacht.

Bambi, tgl. 21 Uhr (ital. OmU)

Eine interkulturelle Priester-Boy-Group, so lautet das verzweifelte Konzept des kriselnden Musikproduzenten Nicolas (Regisseur, Autor und Hauptdarsteller Fabrice Eboué). Also castet er sich ein Trio aus einem Rabbi, einem katholischen Priester und einem (falschen) Imam zusammen. So treffen ein abgehalfterter Bar-Mizwa-Sänger, der mild-lächelnde Pater Benoit und ein Rai-Sänger und jede Menge Klischee-Gags auf die profane Wirklichkeit. Respektloses, aber oft auch klamottig belangloses Plädoyer für die religiöse Koexistenz.

Vorpremiere am Fr. um 19 Uhr im Cinema im Rahmen des Frankreichfestes

Der Flughafen Tempelhof hat eine bewegte Geschichte hinter sich, hier prallten immer wieder historische Gegensätze aufeinander: Nazi-Propaganda und Luftbrücke, zuletzt die Umnutzung zum Naherholungsgelände — und dann kamen die Flüchtlinge. Während sich draußen auf dem riesigen Flugfeld die großstädtische Freizeitkultur entwickelte, wurden die leeren Hangars zur größten Flüchtlingsunterkunft der Republik: draußen Spaßkultur, drinnen ungewisses Warten. Der algerisch-brasilianische Regisseur Karim Ainouz, der ursprünglich die bürgerschaftliche Landnahme in Berlin dokumentieren wollte, veränderte sein Konzept angesichts der Veränderungen und schuf eine Langzeitbeobachtung einer ganz anderen Republik, in der sich der Rausch der Willkommenskultur zur populistisch gesäten Fremdenfeindlichkeit wandelt.

Metropol, tgl. 16.45 Uhr

Sie wollten die beste Rockband der Welt werden, und damals im Jahr 2000 schienen die Weichen auf Erfolg gestellt. Doch mit dem Aufstieg der Band „Union Youth“ kamen die Hybris des Geldes und die Drogen. Jahre später will die Band es noch einmal unter dem Namen „Pictures“ neu versuchen, doch Sänger Maze ist einfach zu kaputt. Das Heroin hat ihm nicht nur die Erinnerung an früher genommen. Die Dokumentation von Christian von Brochausen und Timo Großpietsch stellt das Scheitern des Rock´n Roll-Dreams in den Mittelpunkt eines spannenden Musiker-Porträts.

NRW-Premiere am Do. um 19 Uhr im Atelier

Coming Out/Of Age: Das Schwulendrama von Anne Fontaine verbindet die klassischen Motive von Erwachsenwerden und Bewusstwerden der Homosexualität. Basierend auf dem autobiographischen Roman Édouard Louis erzählt der Film die schwierige Jugend des kleinen Marvin in schwierigen Verhältnissen in der Provinz. Weder in der konservativen Gemeinde noch in dem prekären Elternhaus kann er Verständnis für sein Anderssein erwarten. Erst als ihm die Lehrerin die Welt des Theaters zugänglich macht, eröffnet sich ihm eine Lebensperspektive. Er geht nach Paris. Die eindrucksvolle Studie einer schwulen Jugend unter widrigen Verhältnissen, wie sie zuletzt in „Moonlight“ Thema war, wird hier mit einer klischeehaften Selbstbefreiung in der Pariser Szene verwässert.

Bambi, tgl. 19 Uhr, am Di. im frz. OmU

Nach „Hostiles“ bringt Hollywood gleich noch einen „indianerfreundlichen“ Western auf die Leinwand. Basierend auf der Begegnung der New Yorker Malerin Catherine Weldon mit dem Sioux-Häuptling Sitting Bull spekuliert der Film von Susanna White über eine romantische Beziehung zwischen dem charismatischen Indianerführer und der unkonventionellen, selbstbewussten Frau. Dabei gerät Weldon zwischen die Fronten der Auseinandersetzung einer Neuregelung der Landverteilung, wird von Weißen als „Indianerhure“ beschimpft. Wie „Hostiles“ nimmt der Film deutlich die Perspektive der Indianer auf die skrupellose Entrechtung der Ureinwohner ein, kombiniert dies aber relativ konventionell mit umgekehrtem „Pocahontas“-Motiv.

Atelier, tgl. 17.30 u. 20Uhr am So. um 20 h im engl. OmU

Rollig im Rollstuhl. Nachdem „Ziemlich beste Freunde“ vorgemacht hat, dass Handicap und Komödie keine unvereinbaren Gegensätze sind, versucht Franck Dubosc, Boulevard und Behinderung zu einer leichten Sommerkomödie zu verbinden. Jocelyn ist ein unverbesserlicher Schürzenjäger, der keine Gelegenheit auslässt, an eine neue Trophäe für seiner Sammlung zu kommen. Doch als er der hübschen Julie nachstellt, manövriert er sich in eine verzwickte Lage. Der Versuch sich mitleidheischend als Rollstuhlfahrer auszugeben, wird heikel als ihm Julies attraktive Schwester Florence vorgestellt wird - die wirklich im Rollstuhl sitzt. Turbulente Romantikomödie, deren Leichtigkeit man auch als Leichtfertigkeit betrachten kann.

Cinema, tgl. 17.45 u. 20 Uhr, am So. um 20 Uhr im frz. OmU

Der schottische Radrennfahrer David Millar war mit diversen Tour-Trikots einer der erfolgreichsten britischen Sportler auf dem Sattel. 2004 wurde er jedoch des Dopings überführt und gesperrt. Nach seiner Suspendierung begann für ihn die Aufholjagd auf der Weltrangliste bis zu seinem letzten Rennen 2014. Gleichzeitig etablierte er sich als „bekennender Sünder“ und prominenter Kritiker des Dopings. Die Dokumentation von Finlay Pretsell zeigt mit atemberaubenden Rennaufnahmen die Faszination des Radrennsportes im Spannungsfeld von Leistungsdruck, Ehrgeiz und den Opfern, die auf der Strecke bleiben.

Metropol tgl. 17 Uhr im engl. OmU