Tiere Das Tierheim vor Weihnachten: „Tiere sind keine Geschenke“
Düsseldorf · Wer vor dem Fest eines der 600 Tiere im Heim haben will, muss das den Pflegern genau erklären. Sie arbeiten auch Heiligabend.
„Tiere sind keine Geschenke“, sagt Katrin Haas vom Düsseldorfer Tierschutzverein und lässt keinen Zweifel daran, wie ernst es ihr mit der Aussage ist. „Die gehören nicht unter den Baum.“ Zwar gibt es über Weihnachten im Tierheim keinen Vermittlungsstopp, die Mitarbeiter wissen aber genau, welche Fragen sie stellen müssen, um herauszufinden, wie gut durchdacht die Entscheidung mancher Personen ist, die ein Haustier bei sich aufnehmen wollen.
Auch wenn die Mitarbeiter versuchen, ein Tier unter dem Weihnachtsbaum zu vermeiden, stehe das Informieren immer im Mittelpunkt. „Wenn wir jemanden ablehnen, kann er ja auch einfach in die nächste Zoohandlung gehen“, sagt Haas. Daher versuche man gründlich zu erklären, wie man sich am Besten auf den neuen Mitbewohner vorbereiten kann.
Wenn sie alle Futternäpfe im Tierheim in Rath zusammenzählt, dann komm Katrin Haas auf gut 600. Allein 180 Katzen gibt es hier. Dazu Wildtiere, Taubenschläge und natürlich allerlei andere Heim- und Haustiere. Weil dort genügend Platz ist, haben die Mitarbeiter auch nicht zu viel Druck, die Tiere an neue Besitzer zu vermitteln. „Wir können warten, bis der richtige Mensch für das jeweilige Tier vorbeikommt“, sagt Haas. Bei Kleintieren, wie Kaninchen oder Meerschweinchen, lassen sich die Pfleger auch Fotos der Gehege schicken, um einschätzen zu können, ob jemand ausreichend ausgestattet ist.
Um Weihnachten ist es tendenziell eher ruhiger im Tierheim. Im Schnitt werden zwischen Mai und September die meisten Tiere abgegeben — etwa ein Viertel mehr als im restlichen Jahr. Grund dafür ist oft die Urlaubszeit. Manchmal könne man aber auch zurückrechnen und vermuten, dass es sich hier um ein ehemaliges Geschenk handelt, das nun doch mehr Arbeit macht oder vielleicht nicht mehr ganz so niedlich ist, wie in den ersten Tagen.
Auf dem Gelände des Tierheims gibt es eine Dienstwohnung für einige der Pfleger. So sind die Tiere nie allein — auch nicht an Heiligabend. „Da gibt es dann schon mal eine dicke Knackwurst für die Hunde“, sagt Haas lächelnd. Die Pfleger verbringen viel Zeit mit den Tieren, manche sind über mehrere Jahre hier untergebracht. Da gebe es dann eben auch für die Tiere Weihnachtsgeschenke.
Und die gibt es nicht nur von den Pflegern. Immer wieder entscheiden sich auch Firmen oder Familien, zu Weihnachten Spenden an das Tierheim zu geben — etwa, was auf der Weihnachtsfeier gesammelt wurde. „Da freuen wir uns natürlich immer sehr“, sagt Haas. Gerade bei Sachspenden sei es aber meist ratsam, vorher mal anzurufen und nachzufragen, was momentan gebraucht werde — um Spenden, mit denen die Mitarbeiter und Tiere nichts anfangen können zu vermeiden.
Nach den Feiertagen komme dann für die Tiere ein besonders schwieriger Tag: Silvester. „Ich werde das niemals verstehen, wie jemand sein Tier kurz vor Silvester ins Tierheim geben kann“, sagt Haas. Und doch komme das immer wieder vor. Warum man überhaupt sein Tier weggeben müsse, dafür gebe es sicher Gründe — das weiß auch sie. Aber wenn es draußen kracht und knallt, werde so ein Verlust des Herrchens für viele Vierbeiner noch schlimmer. Im Tierheim bereite man sich mit Kuschelhöhlen vor, schließe alle Fenster und hoffe, dass die Tiere die Nacht gut überstehen.