DC Open eröffnet heute mit einem Paukenschlag
Thomas Schütte zeigt in der Galerie Konrad Fischer neue Serien und beweist sich dabei als Meister in sämtlichen Disziplinen, sogar in den Architekturentwürfen.
Düsseldorf. Am Freitag um 18 Uhr sind Vernissagen zeitgleich in Düsseldorf und Köln. Es ist der Auftakt zur DC Open. Die ersten Sammler sind schon eingeflogen, um mit den einheimischen Käufern zu konkurrieren. Für die Galerien ist es eine Image-Frage, ihre besten Künstler zu präsentieren. Den Vogel schießt Thomas Schütte (61) in der Galerie Konrad Fischer ab. Er zeigt 60 Kunstwerke. Sie sind teilweise so taufrisch, dass es noch keine Fotoabzüge und keine Titel gibt. Dennoch tauchten gestern die ersten potenziellen Kunden auf, unter ihnen Gil Bronner und sein Vater.
Thomas Schütte ist ein Berserker. Erst hat er seinen Pavillon vor der Raketenstation eingeweiht und gerade die Ausstellung für seinen Freund Richard Deacon eingerichtet (sie eröffnet am Samstag), da lässt er ganz neue Stücke aus seiner Werkstatt im Hafen und aus der Keramikwerkstatt von Niels Dietrich in Köln anfahren. Die letzte Bronze in einer kleinen Version der Frauenserie soll erst vor vier Tagen fertig geworden sein. Von ihr ist allerdings nicht viel übrig geblieben, denn Schütte hat den Ton fast platt geschlagen. Auch an seiner jüngsten Basler Karnevalsmaske hat er vor kurzem noch Hand angelegt.
Gleich auf der Terrasse des Eingangs begrüßen neue „Gartenzwergen“, klare Keramikformen wie Kegelstümpfe, Trichter, Becher, Kreisel oder Eiformen, teilweise mit Turmaufsatz. Sie bestechen durch ihre brillanten Glasurfarben. Schütte gilt als Meister in der Oberflächenbehandlung, wie sich im geflammten Rot oder in diversen Lagen von Gelb zeigt.
Über eine Serie „kleiner Geister“ aus Muranoglas, die in den Berengo-Studios bei Venedig entstanden sind, geht der Ausstellungs-Parcours zu großformatigen Eierkopfen, in denen sich der Künstler als Schalk erweist.
Mit einigen raffinierten Einkerbungen im Ton gelingen ihm lapidare Gesichtszüge, die zuweilen an einen asiatischen Guru erinnern. In ovale Tonscheiben ritzt und glasiert er klassische Porträts, darunter Meisterwerke wie „Luise“ (Foto links) mit dem zarten Konterfei einer jungen Frau und raffinierter Haartracht. In der Zeichnung, egal ob auf Papier oder in Ton, ist Schütte nicht zu übertreffen. Damit noch nicht genug, gibt es auch die neue Aquarellserie „Radio Songs“. Offensichtlich hört der Künstler Musik beim Aquarellieren, denn er fügt diesen Blättern Musiktitel wie „Easy like a sunday morning“ oder „Don’t leave me this way“ hinzu.
Zu dieser Schau der Superlative gehören die neuesten „Doppelköpfe“. Diese Janusköpfe sind Kolosse auf hohem Fundament, so dass der Betrachter zu ihnen wie zu Götzen aufblickt. Jeder Hinterkopf ist zugleich eine andere Gesichtsform. Wo die beiden Hälften zusammenkommen, ist etwa das gemeinsame Ohr als Herz ausgebildet. Mit besonderer Sorgfalt sind die Rillen, Ritzen, Farben und Formen geschaffen.
Die museumsreife und doch ungemein frische Ausstellung endet im oberen Saal mit einem Überblick über 18 (!) Architekturmodelle aus den letzten Jahren, die teilweise bereits realisiert wurden. So hat sich ein Kölner Galerist das „Ferienhaus für Terroristen“ bauen lassen. Und die Sammler Ackermans ließen den Tempel auf Mallorca nach seinem Entwurf mit den schmalen Licht- und Sonnenschlitzen errichten. Auch das Modell für seinen Pavillon ist zu sehen.