Schulen Demokratische Schule in Düsseldorf: Die Initiatoren wagen einen neuen Anlauf

Düsseldorf · Mit 48 Schülern und einem auf Freiwilligkeit basierenden Schulprogramm wollte die Schule im Sommer an den Start gehen. Doch die Bezirksregierung erteilte keine Genehmigung. Nun braucht es ein neues Konzept.

Das Gründungsteam mit Justine Kleier (2. v. r.) und Monika Brosch (r.) will das Projekt an den Start bringen.

Foto: Gründungsinitiative Demokratische Schule Düsseldorf

Die Enttäuschung ist groß. Nicht nur bei den 48 Kindern, die im Sommer an der ersten Demokratischen Schule Düsseldorfs, einer sogenannten Ersatzschule eigener Art, eingeschult werden sollten. Auch die Gründungsmitglieder müssen den Rückschlag verkraften: Die Bezirksregierung hat der Schule keine Genehmigung erteilt. Ihr fehlen Verbindlichkeiten, um nachvollziehbar zu machen, dass Kinder auch an dieser Schule Bildungsziele wie an einer Regelschule erreichen.

Dabei sieht das Konzept der Demokratischen Schule Düsseldorf gerade die Freiwilligkeit vor, eine Schullaufbahn ohne Kontrollmechanismen. Die alternative Schulform will ohne Klasseneinteilung, ohne Stundenplan, Unterrichtsfächer, Schulgong oder Noten auskommen. Die Schüler selbst bestimmen, was und wie sie lernen. Die Gründer und Unterstützer der Demokratischen Schule gehen davon aus, dass Kinder sich wegen ihres natürlichen Forscherdrangs die Dinge aneignen, die sie für ihre Entwicklung brauchen. Bionomische Formeln, chemische Gleichungen? Kein „Lernberater“ der Schule wird die Kinder dazu anhalten, diesen Stoff zu pauken. Sie verlassen sich darauf, dass sich Schüler aus eigenem Antrieb heraus mit Mathematik, Physik und anderen Fächern auseinandersetzen – beispielsweise bei der Anschaffung einer Schaukel oder eines Baumhauses. Dann nämlich müssen das Budget und die Stabilität berechnet werden.

Die Gründungsinitiative hat das Konzept nun noch einmal überarbeitet. „Wir sind dabei auf die Forderung der Schulaufsichtsbehörde nach mehr Verbindlichkeit eingegangen und haben die Rolle der Lehrer und pädagogischen Mitarbeiter konkretisiert“, sagt Justine Kleier aus dem Vorstand der Gründungsinitiative. Gespräche zwischen Eltern, Schülern und Lehrern, die in der Demokratischen Schule Lernberater oder -Mentoren genannt werden, sind nach der Überarbeitung nun jährlich festgeschrieben. Damit die Einhaltung der Bildungsziele auch ohne Noten oder Zeugnisse überprüfbar werden, sollen Schüler einen sogenannten Portfolio-Kasten anlegen. Damit die Bezirksregierung einen Überblick über die selbst gewählten Beschäftigungsfelder des Kindes erhält.

Außerdem lehnte die Bezirksregierung die Schulstruktur ab: „Es gibt in NRW keinen Bildungsgang, der die Schuljahre 1 bis 10 in einer Schule umfasst und somit auch keinen Maßstab, an dem unser Konzept vergleichend geprüft werden könnte“, führt Justine Kleier aus. Nach der Überarbeitung des Konzepts wird die Demokratische Schule nun formal in Grund- und Gesamtschule unterteilt. „Allerdings wollen wir unsere Grundschule und die Gesamtschule als pädagogische und organisatorische Einheit gründen“, betont Kleier. In einem Gebäude und ohne Klassen. Und: Beide Schulen sollen zum gleichen Zeitpunkt starten.

Die Gründungsinitiative hat nicht nur das überarbeitete Konzept der Bezirksregierung eingereicht. Sie hat auch ein Gutachten durch eine Erziehungswissenschaftlerin, einer Professorin an der Uni Bochum, erstellen lassen und beigefügt. „Ihre Beurteilung geschieht vor allem unter dem Blickwinkel der Gleichwertigkeit unserer Schule zum staatlichen System und dem besonderen pädagogischen Interesse an der Einrichtung dieser Schule“, sagt Kleier.

Die dreifache Mutter und die insgesamt 60 Unterstützer hoffen nun darauf, noch vor Weihnachten eine positive Rückmeldung von der Bezirksregierung zu erhalten. Aber selbst dann wäre es für ein erleichtertes Aufatmen noch zu früh. Es stehen weitere Prüfungen an. Unter anderem eine Gebäudeprüfung – eine im wahrsten Sinne des Wortes große Baustelle auf dem Weg zum Schulstart. Die Gründer halten an dem sanierungsbedürftigen Haus Kolvenbach im Südpark als Schulgebäude fest, wollen es kaufen, obwohl sich der ursprünglich kommunizierte Kaufpreis nach einer Gutachterschätzung verfünfacht hat und Sanierungskosten noch hinzukommen. Die Verhandlungen mit der Stadt laufen. „Es ist der perfekte Ort für unsere Schule. Im Grünen und doch zentral“, schwärmt Kleier.