Düsseldorf Den emotionalen Hunger stillen

Der Verein Werkstatt Lebenshunger will für das Thema Essstörungen sensibilisieren. Vera Geisel übernimmt die Schirmherrschaft.

Foto: David Young

Düsseldorf. Aktuell gibt es in Nordrhein-Westfalen schätzungsweise 400 000 Menschen, die an Essstörungen leiden. Etwa zehn Prozent sind männlich. Häufig sind junge Menschen, die an der Schwelle zwischen Pubertät und Erwachsenwerden stehen, betroffen. Der Verein Werkstatt Lebenshunger hat es sich zur Aufgabe gemacht, für das Thema Essstörungen zu sensibilisieren und Aufklärungs- und Präventionsarbeit an Schulen zu leisten.

Gegründet wurde der Verein 2012 von einer Gruppe von ehemaligen Betroffenen, sowie Fachkräften aus dem musik- und kreativtherapeutischen, pädagogischen und medizinischen Bereich. Mit ihren Projekten gehen die Mitarbeiter des Vereins auf Schulen zu und versuchen dort mit Hilfe von Kreativwerkstätten den Grundproblemen, die zu einer Essstörung führen können nachzugehen und Lehrer und Schüler dafür zu sensibilisieren. Nun übernimmt OB-Gattin Vera Geisel für ein Jahr die Schirmherrschaft für den Verein.

„Auch bei meinen eigenen Kindern habe ich bemerkt, dass der Druck in Schule und Umfeld immer mehr steigt“, so Geisel. Durch die Anforderungen in der Schule und den Wunsch einen Platz im sozialen Umfeld zu finden, entstehen Ängste und Stress bei vielen jungen Menschen. Das neue Projekt des Vereins „hungry heart“ soll Jugendlichen zeigen, wie sie sich selbst etwas Gutes tun können und wie sie lernen , zu sich zu finden und sich selbst zu mögen.

„Wir wollen dem Thema eine Stimme geben“, sagt auch Vereinsvorsitzende Stephanie Lahusen. Während andere Problematiken unter Jugendlichen in diesem Alter, wie Alkohol, eher „laute“ Themen sind, werde über Essstörungen häufig geschwiegen. Der Grund sei oft, dass die Betroffenen im alltäglichen Leben scheinbar gut funktionieren und die Erkrankung gut verstecken können. Außerdem werde immer davon ausgegangen, dass die Jugendlichen nur ein Problem mit dem Essen haben. „Vielmehr geht es aber um einen emotionalen Hunger nach Leben, Halt, Sicherheit und Mitmenschlichkeit“, so Lahusen.

In den Kreativwerkstätten können die Jugendlichen Malen, kleine Filme oder Theaterszenen erstellen, Schreiben oder Musik machen. Dabei sollen sie sich auf die Suche danach machen, was ihren emotionalen Hunger stillen kann. Wichtig ist dabei, dass die Arbeit nicht defizitorientiert ist, sondern alle mitmachen können. Der emotionale Hunger betreffe schließlich alle Jugendlichen — auch die, die nicht an einer Essstörung leiden.