Dr. Wolfgang Picken Der tollste Hecht im Erzbistum

Die Bonner loben ihren Dechanten weg.

Dr. Wolfgang Picken ist noch immer Favorit für den Posten des Düsseldorfer Stadtdechanten und Lambertus-Pfarrer.

Düsseldorf. Es ist keine Seltenheit, dass unliebsam gewordene Spitzenkräfte in noch höhere (meist heißt das freilich nur: in besser bezahlte) Positionen abgeschoben werden. Nur werden diese Menschen heute leider nur noch selten im Wortsinne weggelobt, stattdessen wirft man ihnen oft Dreck hinterher. Dass es anders geht, beweisen nun unsere katholischen Brüder und Schwestern aus Bonn-Bad Godesberg eindrucksvoll.

Es geht um ihren Dechanten, Dr. Wolfgang Picken, der noch immer Favorit für den Posten des Düsseldorfer Stadtdechanten und Lambertus-Pfarrer ist. Doch während ein Teil der „Bönnsche“ geradezu besoffen vor Begeisterung über den „Bonn Camillo“ ist, gibt es in Düsseldorf doch tatsächlich Gegrummel und Genörgel angesichts des anstehenden „Transfers“ an der Rheinschiene.

Nun könnte man meinen, das ließe die Godesberger Pro-Picken-Katholiken frohlocken, weil so die Chancen womöglich steigen, dass sie ihr Idol behalten und nicht an das auch noch undankbare Düsseldorf verlieren. Doch weit gefehlt. Aus Bad Godesberg erreicht die hiesigen Medien — vollkommen unaufgefordert — eine Flut von Zitaten und Stellungnahmen zu Pfarrer Picken, die der Godesberger Pfarrgemeinderat auf acht Seiten fein geordnet auflistet. Quasi als Handreichung, damit wir uns mal ein Bild davon machen können, wie der flotte Pfarrer wirklich ist. Der Tenor, etwas salopp zusammengefasst: Unser Dechant ist der mit Abstand tollste Hecht im Teich des Erzbischofes. Mindestens.

Da wird quer durch alle Gemeindebereiche gejubelt, als ritte der Heiland persönlich noch einmal wie am Palmsonntag auf dem Esel ein: von der Messdienerin („Unser heimlicher Rockstar“), über Palliativschwester, Pfarramtssekretärin („Eine große, herzliche Persönlichkeit“), Pastoralreferentin („Motivierender Inspirator“) Pfarrvikar („Ein Brückenbauer“) bis hin zu Promis wie Udo Di Fabio („Seelsorger mit Charisma“). Dazwischen eingestreute Hinweise, dass man ihn schon vermissen werde, vor allem aber werden wir Düsseldorfer zurechtgewiesen: „Wenn die ihn nicht zu schätzen wissen, haben sie ihn auch nicht verdient“, empört sich eine Pfarrgemeinderätin.

Ihr Vorsitzender kommt versöhnlerischer „in rheinischer Verbundenheit“ daher: „Man muss auch jönne könne.“ Sei’s drum: Die Godesberger — und nicht nur die Picken-Gegner — tun offenkundig alles, um ihren Pfarrer nach Düsseldorf wegzuloben. Und der möchte offenbar auch selbst unbedingt an die Kö, sonst hätte er die ganzen schönen Referenzen wohl kaum bestellt.

Leider können wir nur mutmaßen, warum es in unserer Pastorenschaft noch Miesepeter gibt, die den „strahlenden Menschenfischer“ einfach nicht so toll finden wollen. Vielleicht meinen manche, dass es in der Landeshauptstadt eher schon zu viele als zu wenig selbstverliebte Gockel und PR-Strategen in Führungspositionen gibt. Oder dass der Promi-Klatsch auch ohne kirchliche Würdenträger hier bereits gut bestückt ist. Vielleicht will man aber auch nur nicht schon wieder einen gebürtigen Kölner in der Lambertus-Kirche.

Wie heißt es bei Matthäus (Kap. 19) doch so schön: „Wer es fassen kann, der fasse es.“