Düsseldorf Der Bahnstreik hinterläßt kein Chaos, aber Leidtragende

Beschränkungen im Zugverkehr sorgen für Staus auf den Straßen, frustrierte Brezelverkäufer und Taxifahrer.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Der Auftakt zum längsten Bahnstreik aller Zeiten spielte in Düsseldorf am Dienstag vor allem auf den Straßen. Weil sich viele Pendler, die ansonsten im Zug kommen, ins Auto setzten gab es noch viel mehr und längere Staus als sonst im morgendlichen Berufsverkehr auf den Autobahnen rund um die Stadt und auf nahezu allen Einfallrouten: Danziger Straße, Bergische Land-, Torfbruch-, Münchener- oder Erkrather Straße, Grafenberger- oder Luegallee — überall benötigten Autofahrer am Morgen und am späten Nachmittag laut städtischem Verkehrsbericht viel Geduld.

Demgegenüber war die Lage im Hauptbahnhof unauffällig. Von Chaos keine Spur. Kein Wunder angesichts der mittlerweile achten Streikrunde, die kaum noch jemanden überraschte. Am Info-Schalter und im Reisezentrum bildeten sich keine Schlangen. Von einem verwaisten Bahnhof konnte aber auch keine Rede sein. Nur zwischen 6 und 8 Uhr früh war es merklich leerer als üblich, ab 9 Uhr herrschte fast normaler Betrieb.

Tatsächlich fuhren ja auch so wenig Züge nicht, S-Bahnen waren einmal in der Stunde unterwegs, auch die Regionalzüge in Richtung Köln oder Ruhrgebiet rollten, ebenso ICEs nach Berlin, Frankfurt oder Amsterdam. Und auch die angezeigten Verspätungen bewegten sich im üblichen fünf bis 15-Minuten-Spektrum.

Leidtragende des Lokführerstreiks jedoch fanden sich durchaus im Hauptbahnhof. Zum Beispiel Carsten Litjens, der gleich am Haupteingang einen Essensstand hat: „Dass ich nur so wenig würde verkaufen können, hätte ich nicht gedacht.“ Um 4 Uhr früh hatte er seine Auslage mit frischen Mett-, Käse- oder Wurstbrötchen gefüllt, um 9 Uhr war nicht viel weggegangen. „Eine leere Auslage geht aber auch nicht“, klagt er. Dennoch will und muss er in den nächsten Streiktagen knapper kalkulieren, genau wie der Kollege vom „Brezel Bub“: „Hoffentlich ist das der letzte Streik, wir leben doch vom Verkauf“, sagt der.

Draußen am Konrad-Adenauer-Platz stehen Taxifahrer zusammen und langweilen sich: „Heute ist die Stimmung noch frisch, ab morgen wird es mit Sicherheit aggressiv“, glaubt Fahrer Sezgin Arslan. Denn ohne Züge gibt es kaum Fahrgäste. Arslan: „Und Autobahntouren, über die wir uns sonst freuen, sind jetzt wegen der vielen Staus auch Mist.“