Der Frühstückstisch tanzt mit
Am finalen Karnevalswochenende steigen in der Landeshauptstadt die bunten Partys.
Düsseldorf. Den Endspurt vor Rosenmontag bestimmt in den Sälen nicht der Sitzungskarneval, es gibt Bälle, Partys und die Schrottgala.
Intelligent woll’n se alle - aber blöd wird viel besser bezahlt: Was Herr Fröhlich aus dem Sauerland auf der Bühne im Uerige erzählt, ist Erfolgsgeheimnis der Schrottgala. Denn die Wirklichkeit ist ja nicht fein gedrechselt, sondern ein Meer der Pannen und Peinlichkeiten. Darin kreuzt noch vor dem offziellen Beginn der Gala das Prinzenpaar auf.
Prinz Dirk ist schlagfertig und genusssüchtig, begrüßt Hermann Schmitz als CC-Präsident Herr Oxenfort und verleiht Orden nur gegen Freibier. Der Schwachsinn blüht, denn Herr Fröhlich spielt sogar Wischmobflöte, bevor Oliver Hoff als Willy Millowitsch niederfährt und bekennt, dass er "in Düsseldorf lieber ist als wie’s in Köln", denn im Uerige ist er quasi entstanden - weil sein Vater dort geboren ist. Ein noch besserer Imitator allerdings ist Jörg Hammerschmidt, der Angela Merkel und Guido Westerwelle "1000 mal belogen" singen lässt und dann aufdreht: Kahn, Lindenberg, Lagerfeld, Beckenbauer, Maffay, Howie - er kann sie alle.
Leider gibt’s an diesem Abend nur einen Schrotti, und den erhalten der vorerst ruhig gestellte Prinzenadjutant Marc Frankenhauser und sein Kumpel Michael Rohrbach. Hans Unger ist ein glänzender Laudator, und er fasst die Heldentat des Duos - Erkelenzer Gäste wurden unsanft von der Bühne befördert - so zusammen: "Machst du nicht die Bühne frei, deu ich dir die Zähne ein."
Eine fehlte bei der Gala, viele vermissten sie: Gabi Maibaum, die so herrlich schräg "Xanadu" sang - sie ist leider verstorben.
Seit dem Sommer schon ist das Fest der Feste, kurz FedeFe, mit 1200 Karten ausverkauft. Der Kostümball am Samstag im Parkhotel, eine Kombination aus Kostümball und lockerem Bühnenprogramm, begeistert die Jecken offenbar jedes Jahr mehr. "Das ist eine tolle Party hier, eine perfekte Mischung aus Disco und Karneval", schwärmt Astrid Thelemann, die mit Mann und Freunden als Raumschiff-Enterprise-Crew erschienen ist.
Um bei den fünf Juroren der Prinzengarde für die Kostümprämierung aufzufallen, war vielen Jecken kein Aufwand zu groß: So tanzt und schunkelt Susanne Kaiser den ganzen Abend mit einem gedeckten Frühstückstisch, quadratisch mit einer Seitenlänge von120 Zentimetern, um sich herum. Satte zehn Kilo muss sie so mit Trägern über ihren Schultern schleppen. Begleitet wird sie von Ehemann Sven sowie Britta und Wolfgang Will, die den angenehmeren Part haben: im Schlafanzug und mit Lockenwicklern im Haar sind sie bemüht, mit ihrem Campingstuhl um den fidelen Frühstückstisch herum zu sitzen.
Wandelnde Weihnachtsbäume, goldige Götter im Olymp, bunte Lebkuchenhäuser, schaurige Insektenmutanten und orange-rot-strahlende olympische Feuer - sie alle zählen mit Badewanne, Titanic, Geishas und frostigem Berggipfel zu den elf besten Kostümen und gewinnen einen Preis. Platz eins und damit einen Flug nach Miami geht an den tanzenden Frühstückstisch.
Beim Böse-Buben-Ball in der Rheinterrasse ist Strandleben angesagt. Thomas, Frederick und Florian präsentieren sich als kalifornische Rettungsschwimmer - stilecht mit Shorts und blankem Oberkörper. Soviel Haut und Sportlichkeit begeistert nicht nur die Moulin-Rouge-Damen, die sich mit Mieder und knappen Dessous ebenfalls von ihrer verführerischen Seite zeigen. "Wir haben im November mit den Kostümen begonnen und auch viel Zeit ins Schminken investiert", sagt Nicole, bevor sie sich der Baywatch-Truppe zuwendet.
Viel Aufwand betrieben haben auch Martin und Andrea aus Erkrath, die als Kinder- und als Kettenkarussell unterwegs sind. "Insgesamt haben wir sieben Wochen Arbeit in die Kostüme investiert und müssen jetzt aufpassen, dass nichts kaputt geht", sagt Andrea beim Blick auf die 3500 Jecken, die sich durch die Säle schieben. Als Riesling und Spätburgunder präsentieren sich Jule und Christine. "Wir haben alle Trauben selbstgemacht. Viel Stress, das tun wir uns so schnell nicht wieder an", erklärt Jule, die als Gäste noch vier Schildkröten zur großen Party mitgebracht hat.
So haben sich die Aktiven der "Großen" ihre Schiffsparty nicht vorgestellt. Kurz nach Beginn von "Jeck om Deck" fährt am Samstag um 20 Uhr die Wasserschutzpolizei am Altstadtufer vor und verlangt die Entfernung des zweiten Partyschiffs. "Wir haben alles genehmigen lassen, das können wir uns nun nicht erklären", sagt Große-Sprecher Carsten Meier. Laut Polizei kann keine Genehmigung vorgelegt werden, das zweite Schiff muss also weg, da es direkt an der Fahrrinne liegt.
Bitter für die die Karnevalisten, denn auf Schiff2 sind Garderobe und Catering untergebracht. "Wir mussten improvisieren und haben die Garderobe schnell auf dem Oberdeck in einem Zelt untergebracht." Gefeiert wird dennoch. Im Trend liegen Ritter. Ein Prunkstück von Helm kann Meier selbst vorweisen, denn seine Kopfbedeckung ist massiv aus Metall angefertigt und wiegt locker drei bis vier Kilo. "Ich bin froh, dass das nur ein einfacher Helm ist. Das letzte Mal hatte ich nur einen Sehschlitz, dass hat die Getränkeversorgung etwas schwierig gemacht."