Der Modezirkus startet wieder — erstmals ohne CPD

Die Glanzzeit mit Riesen-Messe und Star-Besuchen ist vorbei. Aber Düsseldorf bleibt Stadt der Mode — das zeigt die neue Serie in der WZ.

Düsseldorf. Im Juli geht der Modezirkus wieder los. Wie in jedem Jahr seit 1949. Nur dass Düsseldorf erstmals keine große, zentrale Modemesse mehr für den Zirkus anbietet. In der Einladung des Vereins Fashion Net zur kommenden Orderrunde ist von den Showrooms die Rede, die vom 28. bis 30. Juli öffnen. Die neue, kleine Orderveranstaltung der Igedo Company — jahrzehntelang Platzhirsch mit der weltgrößten Modemesse CPD — wird als „The Gallery“ in einem Satz mit den anderen Klein- Messen „Premium“ und „Supreme“ genannt.

Dennoch ist Uwe Kerkmann vom Fashion Net vorsichtig optimistisch: „Die Riesenkatastrophe ist ausgeblieben.“ Der Mode-Standort besteht auch ohne sein einstiges Zugpferd. Der Niedergang der CPD ging schnell — wenn auch nicht für die Verhältnisse der schnelllebigen Branche. Kamen um die Jahrtausendwende noch mehr als 2000 Aussteller, waren es bei der letzten CPD noch 400. Bei der Gallery im Juli werden es 80 sein.

„Die Messe, die die Igedo veranstaltet, ist nicht mehr Dreh- und Angelpunkt“, erklärt Uwe Kerkmann das Offensichtliche. „Aber das versetzt dem Modestandort keinen so großen Schlag, wie befürchtet wurde.“ Das Ordergeschäft geht weiter — in immerhin 800 permanenten und diversen temporären Showrooms. Lücken indes habe der Wegfall der CPD gerissen, gibt Kerkmann zu. Etwa bei der Entscheidung für einen Termin, an dem bitteschön die Einkäufer aus aller Welt an den Rhein strömen mögen. Und bei der Werbung dafür.

Kerkmann sieht da eine Chance für den Verein: „Fashion Net entwickelt sich zum Branchenforum.“ Immerhin arbeiten dort Modemacher wie Bugatti und Gerry Weber, Showroombetreiber, Stadt, Messe und auch Igedo Company zusammen. „Es kann nur eine Gemeinschaftsaufgabe sein“, sagt Uwe Kerkmann.

Nach einem rumpeligen Start vor drei Jahren mit wegbrechenden Landeszuschüssen und Führungsquerelen hat das Fashion Net jetzt immerhin die Aufgabe der Terminkoordination bewältigt. Mit 200 000 Euro städtischer Förderung, die nur bis 2013 gesichert ist, und den Mitgliedsbeiträgen — bei den großen Mitgliedern liegen diese bei 10 000 bis 50 000 Euro — muss man sich von einer Sache endgültig verabschieden: dem vielbeschworenen Glamourfaktor. Dafür bräuchte es weit mehr Mittel. Fashion Net bietet zur Juli-Order Info-Veranstaltungen für die Branche, auf ein zentrales Event aber wird verzichtet.

Für den Zirkus zur Mode müssen jetzt andere sorgen. Und einige tun’s — wenn auch Kollektionspremieren von Hugo Boss und Jil Sander fehlen: Die Partys von Bunte und Vogue etwa gehören seit Jahren fest zum Veranstaltungskalender — auch in Zukunft. Die Vogue lädt im Herbst zudem wieder zum „Fashion’s Night Out“ mit abendlichem Bummel an der Kö ein. Die Modestadt ist schließlich mehr als die Modemesse.

Und auch mehr als das Ordergeschäft in den Showrooms. Laut Rainer Gallus vom Einzelhandelsverband wird im Textileinzelhandel der Stadt jährlich grob geschätzt eine Milliarde Euro Umsatz gemacht. „Düsseldorf liegt da sicher weit über dem Durchschnitt.“ International erfolgreiche Designer haben sich hier niedergelassen, die Stadt hat sich zudem zu einem Zentrum der Ausbildung für die Modebranche entwickelt.