Gastbeitrag: Mehr Heinrich Heine für Düsseldorf

Nicht nur der Zeitgeist sollte unsere Stadt prägen

Düsseldorf. Warum rangiert Heinrich Heine, dieser geniale Dichter deutscher Sprache, eigentlich im kollektiven Kulturgedächtnis Deutschlands nur an dritter Stelle — nach den klassischen Größen Goethe und Schiller?

In seinem Geburtsort Düsseldorf ist Heinrich Heine zwar Namensgeber einer Straße, der Heinrich-Heine-Allee, einer U-Bahnstation, der Universität, eines Gymnasiums und eines sehr verdienstvollen wissenschaftlichen Forschungsinstitutes, der Heinrich-Heine-Gesellschaft, aber im allgemeinen und medialen Publikumsverständnis kann sich die Stadt Düsseldorf weit mehr mit dem Image von Karneval, Königsallee, Altstadt, Industriebaronen von Kohle und Stahl, Japanern, Landespolitik, Messe, Werbeschnöseln und Lena identifizieren. Was dem Dichter zu seinen Lebzeiten widerfuhr, von der Mehrheitsgesellschaft ausgestoßen und vielen deutschtümlerischen Kollegen nicht akzeptiert zu werden, ist so gleichsam auch zum Leitmotiv seines „Nachlebens“ bis heute geworden.

Über Heine wird in Literaturzirkeln mehr oder weniger viel gesprochen, aber wer kennt „draußen vor der Tür“ Heine und sein Werk? Staatskanzler Metternich betrieb ja deshalb so vehement die Indexierung von Heines Schriften, weil Heines „Gift“ ja eben nicht nur vom Bürgertum gelesen und verstanden wurde, sondern weil sogar „die Handwerksburschen in den Kaschemmen“ seine Schriften lasen — und verstanden!

Ja, Heine soll wieder zum ständigen und öffentlichen Anwesenden im Stadtgedächtnis werden. Nicht nur bunte Rosenmontage und lackierte Eurovionsveranstaltungen (immer munter dem Zeitgeist hinterher) sollen das Image unserer Stadt prägen! Gerade ein quertreiberisches Genie wie Heinrich Heine gehört zum Mosaik dieser Stadt. Düsseldorf braucht daher eine ständig in die Stadt hinein wirkende Heine-Spielstätte. Deren Form und inhaltliche Ausgestaltung bleibt dem Ideenreichtum derjenigen überlassen, die sich für ein solches Projekt begeistern können und interessieren wollen.

Der größte Sohn dieser Stadt muss endlich zu einem stolzen Aushängeschild Düsseldorfs werden, einem weithin sichtbaren Leuchtturm der Poetik, der weltweit und nach innen vom Ruhm dieses Schriftstellers kündet! Es sollte für jeden Düsseldorfer daher eine selbstverständliche Ehre sein, über Heinrich Heine mehr zu wissen, als der Rest der Welt. Und es würde auch Heinrich Heine mit Stolz und klammheimlicher Freude erfüllen, wenn zum Beispiel Campino mit den Toten Hosen eine Heine-Rockhymne komponieren und texten würde. So könnte über die Hitparaden das Werk Heinrich Heines auch den Weg in die Ohren und Köpfe der angeblich so desinteressierten Jugend finden!

Die Bayern haben ihrem Regionalamigo Franz-Josef-Strauß in einem versumpften Ödland ein weltweites Denkmal gesetzt, indem sie den dortigen Flughafen nach ihm benannten. Was spricht eigentlich dagegen, den Düsseldorfer Flughafen nach dem großen Weltpoeten Heinrich Heine zu benennen? Das würde seiner Bedeutung weitaus mehr entsprechen, als ein unterirdischer Bahnhof!

Wo ist das Denkmal für Düsseldorfs größten und weltweit bekanntesten Sohn? Wo versteckt Düsseldorf die Erinnerungen an den Künstler, den der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki einst mit dem Titel „Weltpoet“ adelte und der wie ein Leuchtfeuer am Himmel vom Ruhme dieser Stadt zeugen sollte?