Der Tanz macht sich seine Musik

Beim Ballett b.23 vereinen sich die Flamenco-Tänzer von Brigitta Luisa Merki mit Martin Schläpfers Compagnie.

Düsseldorf. Spanischer Flamenco setzt bei der kommenden Ballettproduktion b.23 einen kraftvoll auftretenden Kontrapunkt zu zwei anderen Produktionen mit klassisch-romantischer Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und Johannes Brahms. Sechs Flamenco-Tänzer der Schweizerin Brigitta Luisa Merki vereinen sich mit ebenfalls sechs Mitgliedern der Compagnie Martin Schläpfers. „Siguiriya“ heißt das Stück, das am 14. März uraufgeführt wird als mittlerer Programmpunkt des dreiteiligen Abends.

So kommt also zwischen Mozart und Brahms etwas völlig Unklassisches, nämlich Improvisiertes. „Die Musik ist nicht komponiert, sie entsteht bei der Choreografie“, sagt Merki, die vor genau 30 Jahren ihre Flamenco-Compagnie gründete. Das Auftreten mit den harten Sohlen auf den Bühnenboden sei wesentlicher Bestandteil der Musik.

Die Choreografin bringt aber auch eine fünfköpfige Musikergruppe mit. Das Ensemble besteht aus zwei Gitarristen, einem Perkussionisten, sowie einer Geigerin und einer Sängerin. Diese singt unter anderem ein melancholisches Gedicht des spanischen Poeten Federico García Lorca (1898-1936). Auch der Gesang wird improvisiert und folgt der Choreografie. Der Prozess verläuft also genau umgekehrt wie beim klassischen Ballett: Nicht vorhandene Musik wird vertanzt, sondern der Tanz wird vertont.

Im Zentrum des Gedichts und der Choreografie steht eine junge Frau. Sie geht zwischen schwarzen Schmetterlingen, so heißt es bei Lorca. Aber auch helle Lichtgestalten tauchen auf. Diese werden von Schläpfers Tänzern dargestellt, die sich nicht wie die Flamenco-Tänzer bewegen, sondern ihre eigene Bewegungssprache behalten. Flamenco- und Ballett-Tänzer seien verschiedene kreative Menschen mit einer vollkommen unterschiedlichen Sprache, sagt Merki. „Sie bleiben in ihrer Sprache, es wird keine Fusion.“ Was sie aber verbinde sei der Flamenco-Rhythmus.

Jede der beiden Gruppen habe großen Respekt vor der anderen. Die Virtuosität des Flamencos mit seinem rasanten Getrappel sei nicht von heute auf morgen zu erlernen. Aber auch die Kunst der Schläpfer-Compagnie sei Ergebnis hoher Schule: „Die Ballett-Tänzer können weit ausholen im Raum - das können wir nicht.“ Die Kostüme für die Balletttänzer seien silberhell, sagt Merki. Ein ganz besonderes Kleid werde die Hauptdarstellerin, Schläpfers Primaballerina Marlúcia do Amaral, tragen. Wie genau es aussehen soll, sei noch ein Geheimnis, so die Choreografin.

Eine klare Handlung gibt es nicht, mehr ein Lebensgefühl: „Die Figur ist ein Leitmotiv, verkörpert eine Idee, eine Stimmung, ein Wesen, etwas was Lorca sucht in diesem Gedicht“, umschreibt Merki den Charakter der Protagonistin. Lorcas Sehnsuchtsformel bündle sich im Refrain (übersetzt): „Erde wie Licht, Himmel wie Erde“. Der Rhythmus dieser spanischen Zeilen präge die Tanzform.