Düsseldorf Deutsch-Türkische Kultur-Olympiade mit Beigeschmack

Fast unbemerkt wurde die deutsch-türkische Kultur-Olympiade gefeiert. Sind die Organisatoren religiöse Hardliner?

Lieder und Gedichte werden vorgetragen bei der Kulturolympiade (hier ein Archiv-Foto aus dem Jahr 2013 mit Rümeysa Sarilmaz). Rechts der umstrittene Prediger Fethullah Gülen. Archiv-Foto: Judith Michaelis/Foto: dpa

Düsseldorf. Als großes interkulturelles Festival versteht sich die deutsch-türkische Kulturolympiade, bei der deutsche und meist türkischstämmige Jugendliche Lieder, Tänze und Gedichte vortragen. Drei Mal ging der Talentwettbewerb für Schüler nun schon in Düsseldorf über die Bühne. Weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit kamen zur letzten Veranstaltung Ende Mai knapp 10 000 Gäste, überwiegend türkische Familien, in den Dome.

Angela Hebeler (Grüne) sieht die Veranstaltung kritisch. Foto: Grüne

Was als Spektakel im Dienste der Völkerverständigung daher kommt, hat einen Beigeschmack: Kritiker sehen in den Organisatoren islamische Hardliner. Veranstalter der Olympiade ist der Frankfurter Bildungsverein Academy, der zur weltumspannenden Bewegung des türkischen Predigers Fethullah Gülen gehören soll.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann: „Keine Plattform bieten.“ Foto: SL

Foto: SPD

Der 75-jährige gilt als einer der einflussreichsten Prediger des Islams und ist Gegenspieler des türkischen Staatspräsidenten Erdogan. So gilt er etwa als Drahtzieher des Putschversuches in der Türkei. Zwei Seiten zeigt das islamisch-konservative Gülen-Netzwerk in Deutschland: weltoffen einerseits — und doch im Verdacht stehend, über Bildungsvereine Jugendliche missionieren zu wollen, der Verfassungsschutz soll die Gülen-Einrichtungen auch im Blick haben.

Markus Raub (SPD) sieht noch keinen Handlungsbedarf. Foto: SPD

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Vor diesem Hintergrund sieht Angela Hebeler, Sprecherin der Grünen im Rathaus, Handlungsbedarf: „Es wird notwendig, dass sich Politik und Verwaltung ins Benehmen setzen und prüfen, ob diese Veranstaltung so in städtischen Räumlichkeiten weiter stattfinden kann“, fordert sie. Hebeler selbst hat bislang keine Kulturolympiade persönlich besucht: „Ich war immer eingeladen, habe aber meine Vorbehalte.“ Das Bürgerhaus Bilk sei auch ein beliebter Treffpunkt von Gülen-Anhängern, weiß Hebeler. „Ich werde bei der Bezirksvertretung 3 nachfragen, wie diese Treffen dort beurteilt werden.“ „Es ist nicht so einfach, Räumlichkeiten für eine Veranstaltung zu verweigern, das braucht schon triftige Gründe, Propaganda etwa könnte ein Aufhänger sein.“

Andreas Hartnigk (CDU) fordert Wachsamkeit. Archiv-Foto: Chaperon

Foto: SL/DY

Auch FDP-Fraktionschefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann findet klare Worte: „Der Dome gehört der Stadt und die wäre angesichts der Aktualität gut beraten, in Zukunft weder für Gülen-Festivals noch für Erdogan-Wahlkampfveranstaltungen eine Plattform zu bieten“, sagt die Liberale. Und: „Deren Auseinandersetzungen haben in unserer Stadt nichts zu suchen.“

Auch ihr SPD-Kollege Markus Raub will sich von obskuren Veranstaltungen distanzieren: „Handlungsbedarf besteht jedoch erst, wenn aus rechtsstaatlicher Sicht ein Verbot kommt.“ Es sei jedoch nicht hinnehmbar, dass sich „verschiedene türkische Ströme die Köpfe hier einschlagen.“

CDU-Experte Andreas Hartnigk setzt sich dafür ein, solche Veranstaltungen kritisch zu begleiten: „Extreme machen uns das Leben schwer, wir müssen alle wachsam sein.“ Genau das rät Marie-Agnes Strack-Zimmermann besonders Oberbürgermeister Thomas Geisel, der sogar Schirmherr eines Academy-Projektes ist.

„Düsseldorf mit meinen Augen“, so heißt der Kunstwettbewerb, bei dem Kinder Eindrücke ihrer Stadt malen, zeichnen oder fotografieren können. „Eine Verbindung des Vereins zur Gülen-Bewegung war zu diesem Zeitpunkt im Rathaus nicht bekannt“, sagt eine Sprecherin der Stadt.

Ugur Ünal vom Verein Academy bestreitet die Nähe zu Gülen gar nicht: „Gülen hat eine tolle Philosophie und das Ziel, unterschiedliche Kulturkreise zusammen zu bringen. Gülen unterstützt uns nicht, aber wir lassen uns von seinen Bildungsidealen leiten.“ Ein Dialog in der Gesellschaft könne nur über Bildung stattfinden und die müsse gestärkt werden. „Wir fördern Kinder auch in unseren Nachhilfeeinrichtungen ganz ohne religiöse Ansätze und unterstützen die Auseinandersetzung mit der deutschen Kultur“, betont Ünal. „Leider identifizieren sich viele Türken in Deutschland lieber mit Erdogan statt mit der deutschen Politik.“