Golf Von Dellingshausen lässt auf seinem Heimatplatz zu viel liegen

Der Uni-Stress raubt dem Mitfavoriten bei den Internationalen Amateurmeisterschaften die Konzentration. Jacobi ist hingegen zufrieden.

Nicolai von Dellingshausen war am Ende nicht zufrieden mit seiner Leistung.

Foto: Siemes

Düsseldorf. Der eine kam bei der Internationalen Deutschen Golf-Amateurmeisterschaft beim GC Hubbelrath auf Platz 15 und war „mehr oder minder“ zufrieden. Der andere landete auf Platz 17 und war „sehr zufrieden“. Der eine war mit einem Handicap von plus 4,6 in die IAM gestartet, gehörte zum Favoritenkreis und benötigte 285 Schläge (71, 70, 71, 73). Der andere war mit seinem Handicap von plus 1,8 so gerade ins 121 Spieler starke Teilnehmerfeld gerutscht und war 286 (74, 67, 74, 71) mal am Ball. Der eine ist der amtierende Deutsche Lochspielmeister Nicolai von Dellingshausen der andere Niklas Jacobi (beide Hubbelrath).

Niklas Jacobi war trotz fehlender Trainingseinheiten gut unterwegs.

Foto: Siemes

„Niklas hat sehr gut gespielt. In unserem Clubteam hat er sich zwei, drei Positionen weiter nach oben gespielt“, urteilt GCH-Herrentrainer Roland Becker. In den letzten Wochen hatten sich die Vorzeichen bei Jacobi und von Dellingshausen gedreht. Jacobi studiert BWL in Venlo und hat dort Anwesenheitspflicht. „Während des Semesters kann ich nur zwei, dreimal die Woche trainieren. Jetzt sind aber Semesterferien und ich stehe täglich auf dem Golfplatz“, erläutert der 21-Jährige. Von Dellingshausen reduzierte sein Trainingspensum, weil er sich derzeit in den Prüfungen zum Bachelor der Volkswirtschaft an der Uni Düsseldorf befindet. Er hatte den Kopf für die IAM nicht frei. „Als ich die Runden gespielt habe, habe ich zwischendurch immer gedacht: Eigentlich müsstest du am Schreibtisch sitzen und lernen“, erläutert von Dellingshausen. „Und als ich nach der Runde abends am Schreibtisch saß, war ich kaputt vom Golf. Das war ein Teufelskreis.“

Der unterbewusste Gewissenskonflikt raubte dem deutschen Lochspielmeister einiges an Konzentration, sowohl für den Kampf um den IAM-Titel, als auch in der Vorbereitung auf die Klausur in Sachen „Europäische Wettbewerbspolitik“. Auf dem Heimatplatz ließ er einige Schläge liegen. „Da war Luft nach oben“, analysierte von Dellingshausen. Aber das macht Mut für die Zukunft.

Wenn man bei einer sehr stark besetzten Meisterschaft 15. wird und noch Luft nach oben hat, ist abzusehen, was passiert, wenn von Dellingshausen demnächst wieder täglich trainieren kann. Bei Jacobi ist die Phase, in der er jeden Tag Golf spielt, auch abzusehen. Die endet dann, wenn Anfang September das Semester in den Niederlanden wieder beginnt. „Die IAM waren für mich das erste Einzelturnier seit drei Jahren. Da freut es mich besonders, dass es so gut geklappt hat“, meint Jacobi.

Dazu trug auch die Atmosphäre im Heimatclub bei. „Zu Hause zu spielen, macht die Sache entspannter. Man kennt sich aus, weiß wo alles ist und bekommt von den Clubmitgliedern viele aufmunternde Worte“, sagt Jacobi. Ganz entspannt bewegte sich auch Luis Obiols während der IAM über den Ostplatz des GCH. „Bei ihm sieht es manchmal lustlos aus“, sagt Becker. „Aber das Gegenteil ist der Fall. Er ist sehr motiviert, engagiert und trainiert viel.“ Der 18-Jährige Obiols spielte sich kurz bevor er zur University of Central Arkansas jettet bei der IAM ebenfalls auf Platz 17 (70, 75, 69, 72). Enttäuscht war hingegen Max Mehles. Nach 70 Schlägen an Tag eins und Platz fünf im Zwischen-Klassement erlaubte sich der GCH-Nationalspieler an Tag zwei eine 80er-Runde und verpasste den Cut. Nach dem Cut durften nur die besten 60 Spieler um den Titel weiter spielen. „Max fehlt es derzeit an Konstanz beim Abschlag. Mal läuft es und dann läuft es wieder schief“, erklärt Becker.