DGB-Kundgebung am Tag der Arbeit im Hofgarten
Das Volks- und Gewerkschaftsfest lockte wieder viele Menschen an die Reitallee.
Düsseldorf. 1. Mai in Düsseldorf, für manche bedeutet das einfach Volksfestatmosphäre im Hofgarten, auf der Reitallee zwischen Grill- und Infoständen bummeln und das schöne Wetter genießen
1. Mai in Düsseldorf bedeutet aber auch immer Gewerkschaftsdemonstration und politische Kundgebung am Pavillon im Hofgarten. Und im Jahr nach der Krise scheint der Publikumszulauf zur DGB-Kundgebung im Vergleich zu den Vorjahren etwas nachgelassen zu haben.
Das auch die Arbeitnehmer ihren Anteil an der Überwindung der Wirtschaftskrise geleistet haben, daran erinnern der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel und DGB-Regionsvorsitzender Klaus Reuter.
Für seine Neoliberalismus-Kritik bekommt Hickel viel Beifall, ebenso für seine Forderungen nach Wiedereinführung der Vermögenssteuer oder der Besteuerung von Spekulationsgeschäften.
Fast ketzerisch fragt er das Publikum vor der DGB-Bühne: „Lohnt sich der Mindestlohn?“, um die Antwort gleich selbst zu geben. „Wir brauchen ihn!“ In das gleiche Horn stößt DGB-Mann Klaus Reuter. „Viele Jobs sind mies bezahlt und führen direkt in die Altersarmut“, sagt er.
In der ist der Rentner Reinhard Moch längst angekommen. „Was habe ich denn von einem Prozent mehr Rente, wenn die Energiekosten weiter so steigen?“ Die Altersarmut ist für ihn keine statistische Größe, sondern ganz real. Früher hatte er einen Blumenhandel, heute sucht er nach Leergut, um über die Runden zu kommen.
„Ich habe mein Leben lang gearbeitet, und trotzdem muss ich jeden Monat spätestens ab dem 15. Pfandflaschen sammeln.“ Manchmal sind es gerade einmal drei Cent, die ihm zum Einkaufen im Supermarkt fehlen. „Und ausgerechnet dann findet man weit und breit keine leere Flasche, das ist zum wahnsinnig werden“, sagt er.
Schlimmer ist für ihn aber die soziale Ausgrenzung. „Man kann es sich ja kaum noch leisten, mal ein Bier trinken zu gehen“, sagt er. „Manchmal habe ich Tränen in den Augen, weil ich einfach nicht mehr dazugehöre.“
Der Tag der Arbeit ist für ihn dagegen so etwas wie der „Tag der Teilhabe“. „Für mich ist er wichtiger als Weihnachten und Ostern“, sagt Moch. „Vor hundert Jahren sind die Leute noch verfolgt worden, wenn sie den 1. Mai gefeiert haben, heute ist das ein Familienfest geworden.“ Eine Feststellung, die ihn glücklich stimmt.
Mit etwas weniger Pathos betrachtet Frank Jaschke von der Gewerkschaft der Polizei den 1. Mai. „Zunächst mal bedeutet der Tag der Arbeit für mich, das ich heute keinen Schichtdienst habe“, freut er sich. Die Feiertagsreden verfolgt er kritisch.
Für ihn steht im Vordergrund, die soziale Marktwirtschaft zu stärken. „Dann würde das soziale Miteinander auch wieder wesentlich besser funktionieren“, ist Jaschke überzeugt.