„Die Ampel hat schon viel verbessert in der Stadtpolitik“
Paula Elsholz und André Moser bilden die neue Doppelspitze bei den Grünen. Beide glauben an das Ratsbündnis mit SPD und FDP.
Düsseldorf. Frau Elsholz, Herr Moser, ein bisschen kommen Sie wie aus dem Nichts an die Spitze der Grünen, nicht wahr?
Paula Elsholz: Nein, das kann man so nicht sagen. Ich bin seit über zwei Jahren sichtbar aktiv bei den Grünen in Düsseldorf, vorher in der Stadtteilgruppe und seit 2014 Ratsfrau.
Moser: Ich finde, es spricht auch für unsere Partei, dass man hier eben nicht die 30-jährige Ochsentour absolvieren muss, bevor man Verantwortung übernehmen kann.
Aber es gab nicht einmal Gegenkandidaten. Und von den 470 Mitgliedern sind gerade mal 90 zu ihrer Wahl erschienen. Sind die Grünen satt und langweilig geworden?
Moser: Keineswegs, wir haben noch Feuer. Wir sind übrigens immer noch sehr diskussionsfreudig. Im übrigen finde ich 90 anwesende Mitglieder an einem schönen Samstagnachmittag, an dem auch noch Fortuna zuhause spielte, so schlecht nicht.
Elsholz: Unsere Kandidaturen wurden im Vorfeld sehr transparent kommuniziert, dazu gehörten viele Gespräche und Treffen. Dass es keine Gegenkandidaten gab, haben wir als Vertrauensvorschuss empfunden.
Was haben Sie sich denn politisch besonders vorgenommen?
Elsholz: Unsere Düsseldorfer Kernthemen sind bekannt: Umweltschutz, eine Verkehrspolitik, die auf Rad und ÖPNV setzt, bezahlbares Wohnen, Stärkung der freien Kulturszene und mehr Partizipationsmöglichkeiten für Jugendliche. Wir haben in der „Ampel“ mit SPD und FDP einen Kooperationsvertrag, der deutlich eine grüne Handschrift trägt. Jetzt geht es darum, dass dort verabredete Stück für Stück umzusetzen.
Nun, die Kommunalwahl liegt bald elf Monate zurück, so wahnsinnig viel haben Sie noch nicht umgesetzt.
Elsholz: Ich meine, es hat sich schon viel zum besseren geändert in der Stadtpolitik. Die Ampel hat wichtige Dinge auf den Weg gebracht, denken Sie nur an das Anerkennen von Radfahrern als Verkehrsteilnehmer, den sehr konkreten Kinder- und Jugendförderplan, deutlich mehr Geld für die freie Kulturszene oder an das Thema Flüchtlinge, wo unsere Ex-Geschäftsführerin Miriam Koch viel bewegt hat in wenigen Wochen.
Moser: Gute Kommunalpolitik ist das Bohren von dicken Brettern. Eine gute Planung ist — vor allem bei Infrastrukturprojekten — notwendig und braucht nun mal Zeit und viele Absprachen. Schnell geht da nicht viel, das müssen wir den Bürgern immer wieder transparent darstellen. Ich möchte noch einen Punkt nennen, der uns als Parteivorstand wichtig ist: Wir wollen unsere Kommunikation, online und offline, mit Mitgliedern, aber auch interessierten Bürgern deutlich intensivieren.
Frau Elsholz, stecken Sie nicht in einer problematischen Doppelrolle als Parteivorsitzende auf der einen und Hinterbänklerin in der Ratsfraktion, die oft Kompromisse machen muss, auf der anderen Seite?
Elsholz: Nein, das sehe ich nicht so. Erstens gibt es bei uns in der Fraktion ein kollegiales Miteinander, darüber hinaus bin ich kinder-,jugend- und familienpolitische Sprecherin. Im übrigen gibt es bei uns zum Glück kein ausgeprägtes hierarchisches Denken wie in anderen Parteien.
Es geht mir um eine Kollision von Parteilinie, die Grundsätzen folgt, und Fraktionszwängen in der Tagespolitik.
Elsholz: Als Partei können wir durchaus einzelne Punkte aus einer grundsätzlichen Sichtweise hinterfragen, alle Kompromisse der Fraktion sind jedoch sachlich begründet und daher politisch vertretbar.
Kann denn dieses Ampel-Bündnis mit hauchdünner Mehrheit bis 2020 halten?
Moser: Aber sicher. Wir stehen als Grüne voll und ganz zur Kooperation mit SPD und FDP und haben dafür von den Mitgliedern ein einstimmiges Votum bekommen. Die Zusammenarbeit klappt hervorragend und sie tut der Stadt schon jetzt sehr gut.
Sie sind aus der SPD ausgetreten, haben Sie noch einen Rochus auf die Genossen?
Moser: Ich weiß, Konvertiten gelten oft als besonders fanatisch. Aber ich kann Sie beruhigen: Bei mir ist das nicht so. Als ich aus der SPD ausgetreten bin, war das das Ende eines langen Prozesses, die damalige Entscheidung hat aber nichts mit der heutigen Situation und den Düsseldorfer Sozialdemokraten zu tun.