Die grüne Siedlung wandelt sich

Generationenwechsel beim Ökotop in Heerdt: Leben mit der Natur ist beliebt, doch jungen Mitgliedern fehlt oft die Zeit.

Foto: Judith Michaelis

Leben in und mit der Natur, grüne Lungen statt ein Industriegebiet, das war das Ziel einer Bürgerbewegung vor 30 Jahren. Das Ziel: ein rund 60 Hektar großes Gebiet an der Krefelder Straße nicht zuzubauen, sondern ökologisch zu nutzen. Daraus entstand das Ökotop in Heerdt — engagierte Düsseldorfer, bald als Verein organisiert, entwickelten neue Ideen für das Gelände mit Siedlungen, einem öffentlichen Park, Gärten, Aktionen. Der Verein steht nun mitten in einem Generationen-Wechsel.

„Die Arbeit verändert sich, besonders in den letzten Jahren“, sagt Jürgen Wallney, erster Vorsitzender. Er kennt das Ökotop noch aus den Anfängen. „Die meisten Gründungsmitglieder sind um die 80. Die Jüngeren, 30 bis 50 Jahre alt, sind heute in Beruf und Familie anders gefordert und haben nicht mehr so viel Zeit.“ Ziel sei daher, sich auf Kernaufgaben zu konzentrieren.

Dazu zähle, die Natur — den öffentlichen Park — zu pflegen. „Das haben wir mit der Stadt so vereinbart — wir kümmern uns um das Grün und können dafür das Gelände nutzen.“ Einmal im Monat treffen sich die aktivsten der 130 Mitglieder zum sogenannten „Hand und Spann“, mähen die Wiesen, schneiden Bäume zurück, kümmern sich um den gemeinsamen Acker, ernten Obst, planen Aktionen und Projekte, kochen zusammen und tauschen sich aus. Auch Kurse, beispielsweise in Gartenpflege, gehören zum Programm.

„Feste für die ganze Familie wie kürzlich zum Weltkindertag, richten sich an alle Besucher. Das machen wir schon seit Jahren“, sagt Wallney. Beim Weltkindertag beispielsweise gehörte eine Apfelpresse mit dazu. Ziel ist, für Themen rund um die Natur zu sensibilisieren. „Jeder kann jederzeit hierher kommen, kann auf unseren Streuobstwiesen Äpfel, Birnen, Pflaumen und Walnüsse ernten, spielen, sich ins Gras legen“, sagt Wallney. Auch auf Anbieter von biologisch angebauten Lebensmitteln weist der Verein hin. „Ausschließlich von Selbstversorgung zu leben, ist gar nicht machbar.“

Ein zweiter wichtiger Bereich sind die Privatgärten, die der Verein von der Stadt gepachtet hat. 60 Stück gibt es, jeweils rund 300 Quadratmeter groß. Die Vereinsmitglieder mieten sie, verbunden mit der Verpflichtung, sich für das Ökotop zu engagieren. „Jeder nutzt sie etwas anders: Manche bauen Gemüse und Obst an, andere wollen einfach nur im Liegestuhl das Grün um sie herum genießen“, erklärt Wallney. Wichtig sei dabei, „möglichst naturnah vorzugehen, also entsprechende Pflanzen anzubauen, Regenwasser aufzufangen oder einen Kompost anzulegen“.

Früher habe es noch spezielle Projekte gegeben, beispielsweise Themengärten. „Doch das ist aufwendig, dafür fehlt heute die Zeit“, sagt Wallney. Das Interesse am Arbeiten in der Natur sei weiterhin da, aber die Arbeit habe sich gewandelt. „Wir haben mehr Wechsel. Junge Mitglieder fallen weg, wenn sie für den Job umziehen müssen. Insgesamt sind die Zahlen der Aktiven aber seit Jahren stabil.“

Ein Projekt, für das die Mitglieder schon lange nicht mehr engagieren, seien die Siedlungen rund um das Gelände mit hunderten von Wohnungen und Eigenheimen. Nur anfangs sei der Verein in Sachen ökologische Bauweise befragt worden. „Die Stadt plant sie“, erklärt Wallney. Nur rund zehn Prozent der Vereinsmitglieder wohnen direkt dort. Viel Zusammenarbeit gebe es allerdings mit den Anwohnern. „Hier leben viele Familien — die neue Generation, die das Grün genießt.“