Düsseldorf Die Königsallee auf den zweiten Blick
Prachtstraße, Stadtzentrum und Touristenmagnet — die Kö ist vieles. Nicht alles fällt einem sofort ins Auge. Die WZ hat genauer hingesehen.
Düsseldorf. Zwischen Corneliusplatz und Graf-Adolf-Straße findet sich eine der wohl bekanntesten Straßen Deutschlands. Lockt die Kö täglich Touristen und Edelshopper auf ihre Strecke, gibt es dort auch Dinge zu entdecken, die nur dem aufmerksamen Betrachter auffallen.
Am Corneliusplatz angefangen, findet man das erste Wahrzeichen: Der Tritonenbrunnen lädt bei schönem Wetter vor allem Touristen auf ein Selfie ein. Für ein richtig gutes Bild von sich selbst vor dem Brunnen, sind aber einige Verrenkungen nötig - sehr zur Freude der Beobachter.
Direkt nebenan wird es typisch: Wenige Städte sind so bekannt für ihre Büdchenkultur, wie die Rheinmetropole. Klar, dass auch an der Kö Büdchen nicht fehlen dürfen. Das erste steht am Corneliusplatz. Mittendrin, aber doch etwas abseits könne man die Vorbeieilenden ein bisschen von außen betrachten, weiß Ralf Eisele, Inhaber des Kiosks: „Hier sieht man das ganze Spektrum der Stadt.“ Touristen, Einheimische, Bauarbeiter, aber auch die Reichen und Schönen.
Dass die an der Kö flanieren, ist allgemein bekannt. Natürlich sind die aber nicht zu Fuß gekommen. Wem sein teurer Wagen zu schade für die Straße ist — und wer vielleicht nicht so viel wert darauf legt, beim Aussteigen beobachtet zu werden - stellt ihn gerne in der Trinkausgarage ab. Dort reiht sich dann ein Luxusgefährt ans nächste.
Direkt gegenüber steht sie schon seit zwanzig Jahren als Living Doll: Angela Tampier oder „Frau Spook“ kam eher durch Zufall auf die Rolle als Hexe: In einem Hutladen entdeckte sie damals den spitzen Hut - und deutete es als Zeichen. Neben ihrer Rolle ist Tampier Künstlerin und schreibt Drehbücher.
Achtet man beim Spazieren doch meist auf das, was sich auf Augenhöhe befindet, lohnt es sich auf der Kö, den Blick einmal zu heben und in die Baumkronen der großen Platanen zu werfen. Schon seit den Achtzigerjahren fühlen sich hier Halsbandsittiche besonders wohl. In der Dämmerung sausen sie mit lautem Gekreische über den Kö-Graben, drehen ein paar Runden und lassen sich in den Bäumen nieder. Warum sie sich gerade die Kö als Ruheplatz aussuchen? „Vielleicht können sie hier wegen der Beleuchtung ihre natürlichen Fressfeinde eher erkennen“, spekulierte dazu Jürgen Fischer vom Gründezernat.
Auf der Mitte der Straße gibt es die Kö auch zum Anfassen. Vor knapp zwei Jahren wurde ein aus Bronze gegossener taktiler Plan aufgestellt, auf dem Blinde, aber auch Sehende die Straße einmal anders erfahren können. Etwas unscheinbar im Grünen versteckt sich noch eine Statue mit einer besonderen Geschichte: Die Kugelspielerin des Künstlers Walter Schott fand 1932 ihren jetzigen Platz im Kö-Gärtchen.
Beinahe hätte sie nicht überlebt: Da sie ein Geschenk des jüdischen Stadtverordneten Gustav Herzfeld war, sollte sie 1935 aus ideologischen Gründen beseitigt werden. Der damalige Kunstakademiedirektor Peter Grund bewahrte die Figur jedoch vor der Zerstörung: Lediglich die Plakette, auf der vermerkt war, woher die Spende kam, wurde entfernt. Inzwischen wurde sie aber wieder angebracht.
Was prachtvoll beginnt, hat auch ein prachtvolles Ende? Wie man es nimmt. Denn die Kö geht noch über die Graf-Adolf-Straße hinaus. Dort, wo die Mietpreise nicht mehr ganz so hoch sind, lässt sich auch ein weniger schickes Geschäft nieder. So hat seit 2014 auch die Firma Aldi eine Filiale auf dieser Seite der Kö.