Düsseldorf-Gerresheim „Wir setzen uns in Gerresheim für alle Bedürftigen ein“

Die Bürgerstiftung Gerricus engagiert sich aktuell stark für Flüchtlinge, fördert aber auch 2016 Senioren, Jugend und das Kulturleben.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Vor allem die ehrenamtliche Hilfe für Flüchtlinge ist in Düsseldorf fast beispiellos. Das gilt auch und gerade im Osten der Stadt, wo es — namentlich rund um die Blanckertzstraße in Ludenberg — zunächst noch die vergleichsweise größten Vorbehalte gegen eine Unterkunft gegeben hatte. Die Bürgerstiftung Gerricus wiederum ist bei der Flüchtlingshilfe längst so stark engagiert, dass ihr neuer Vorsitzender Michael Brockerhoff extra betont, dass sie nur ein Aspekt der Arbeit ist.

Allerdings einer, der aufgrund der wachsenden Zahl von Flüchtlingen gerade im östlichen Stadtbezirk die vor sieben Jahren gegründete Stiftung ganz besonders herausfordert. Brockerhoff: „Natürlich machen wir da sehr viel, sagen allen potenziellen Geld- oder Zeitspendern aber von vorneherein auch, dass wir uns für alle Bedürftigen einsetzen.“ Denn ab und an blitzte bereits die Neiddebatte auf nach dem Motto: Nicht nur Flüchtlinge brauchen Unterstützung.

Überhaupt wird schon nicht mehr nur die „eigene“ katholische Gemeinde St. Margareta bei ihrer Arbeit unterstützt, sondern auch die evangelische, ja im Grunde ist der ganze Stadtteil, ja fast fast der gesamte Stadtbezirk von Grafenberg bis Knittkuhl auf dem Radar der Bürgerstiftung Gerricus. So trägt die zum Beispiel sowohl das Sachspendenlager am Quadenhof wie den Kleiderladen an der Gustav-Adolf-Kirche.

Im November stellte die Grafikdesignerin Andrea Osche (als Protestantin seit 2013 in der Stiftung engagiert) den von ihr gestalteten Stadtplan für Flüchtlinge („Willkommen in Gerresheim“) vor. „Eigentlich ist es ja eine naheliegende Idee, den zu uns kommenden Menschen etwas an die Hand zu geben, was sie gerade am Anfang so sehr benötigen: eine Orientierungshilfe“, sagt sie.

Der sehr übersichtliche Plan konzentriert sich auf das wesentliche, listet neben dem Straßennetz von Gerresheim, Ludenberg und Knittkuhl alle Anlaufpunkte auf, die für die Flüchtlinge interessant sein könnten: vom Supermarkt über die Kita bis zu Krankenhaus, Sportplätzen und sozialen Hilfseinrichtungen. Osche: „Damit es möglichst jeder versteht, ist der Plan komplett zweisprachig, deutsch-englisch — hinzu kommen Piktogramme für alle Einrichtungen.“ Der Plan kam prompt prima an: Vor allem in den großen Flüchtlingsunterkünften an der Blanckertz- und der Karlsbader Straße fand er reißenden Absatz.

Im neuen Jahr wollen die Stifter einen Schwerpunkt auf die Seniorenarbeit legen. Gerade erst konnte ein „Sinneszimmer“ für demente Bewohner im Gerricus-Stift mit über 12 000 Euro finanziert werden. „2016 wollen wir eine Referentenstelle für die Seniorenarbeit einrichten“, sagt Brockerhoff. Es gehe darum, den Besuchsdienst der Kirchgengemeinde gleichsam zu ergänzen, mit geschärftem Blick zu erkennen, wer eventuell einsam, wer verarmt ist und Geselligkeit oder Hilfe gut brauchen könnte.

Ein ebenso willkommener Akzent dürfte die avisierte Einrichtung eines Schüler- und Jugendcafés im Aloysianum am Gerricusplatz sein. Hier sind beide Gerresheimer Gymnasien und die Realschule am Kamper Weg eingebunden.

So sehr der caritative Ast der Stiftung im alten wie im neuen Jahr im Mittelpunkt steht, so wichtig ist den Machern doch, dass die kulturellen Angebote dabei nicht verkümmern. „Wir wollen weiter das Musikleben an St. Margareta fördern und im Oktober eine Ausstellung im Gerresheimer Bahnhof ermöglichen, in der Raritäten aus der Basilika-Schatzkammer zu sehen sind“, sagt Angelika Fröhling, die Sprecherin der Bürgerstiftung.

Seit 2007 konnte die Stiftung viel bewegen, in Geld ausgedrückt waren es etwa zwei Millionen Euro, sagt Brockerhoff nicht ohne Stolz. Geld kommt ebenso von Großspendern wie durch viele kleinere Zuwendungen bei Familienfeiern und Beerdigungen oder Nachlässe rein. Personell kann sich die Bürgerstiftung Gerricus mittlerweile auf rund 100 feste Mitmacher stützen, speziell in der Flüchtlingshilfe kommen noch einmal 160 dazu. „Aber natürlich ist uns jeder weitere Zustifter, Geld- oder Zeitspender sehr willkommen“, sagt Fröhling.