Die Krachmacher von der Königsallee

Viele Autoliebhaber präsentieren ihre schicken Autos am liebsten auf der Kö.

Düsseldorf. Sie fahren meist im offenen Cabriolet und geben gerne viel Gas — oft auch schon beim Warten an der Ampel, damit sie auch ja jeder hört und sieht: die Raser von der Kö. Wer ein schickes Auto hat und etwas auf sich hält, für den ist die Königsallee der beste Schauplatz. Sehen und gesehen werden, das ist das Motto, das hier, auf Düsseldorfs schickster Straße, herrscht.

Der 25-jährige Tim (möchte seinen vollen Namen nicht nennen und sich auch lieber nicht auf Fotos zeigen) präsentiert gerne sein Auto dort. Lässig-cool mit einem Arm aus dem Fenster und geöffnetem Verdeck fährt der Kölner BWL-Student sein „Baby“, wie er sein Cabriolet nennt, auf der Kö spazieren. Auch gerne mal im Kreis, Aufmerksamkeit erregen ist angesagt. „Ich komme ab und zu extra aus Köln nach Düsseldorf, um Auto zu fahren“, erzählt der Autoliebhaber. Da gebe es einfach das „bessere Publikum“, in Köln sei man mit einem schicken Auto oft fehl am Platz.

Wenn er sein Baby spazieren fährt, muss alles stimmen, vom Outfit bis hin zur Musik. Ein Hemd muss es sein, natürlich weiß, und locker-lässig hochgekrempelt. Dazu ordentlich laute Beats, und los kann sie gehen, die Präsentier-Fahrt quer durch Düsseldorf. Tim fährt eine silbernen Mercedes E-Klasse Cabrio. Wie er sich als Student das Auto leisten kann, will er nicht verraten, wohl aber, dass er regelmäßig Geld in sein „Baby“ stecke, um es ein wenig „aufzumotzen“.

Zu schick — das gibt es auch für Tobias Berger, stolzen Besitzer eines glänzend schwarzen Rolls Royce Ghost mit 571 Pferdestärken, nicht. Für ihn seien schicke Autos allerdings Alltag, erzählt der Familienvater, denn er lebe in Monaco, da sei es an der Tagesordnung, ein dickes Auto zu fahren. „Trotzdem stelle ich natürlich fest, dass die Leute gucken, wenn man mit einer solchen Karre vorbeifährt.“ Wäre ja auch schade, wenn nicht, denn mit einem Kaufpreis von 340 000 Euro fährt Berger mal eben ein Einfamilienhaus spazieren. Nur, dass die Blicke der Passanten nicht unbedingt immer Bewunderung ausdrücken müssen. Ulrike Seeberger, die gerne in Ruhe ihren Kaffee trinken würde, fühlt sich von den Boliden eher belästigt. „Muss das denn sein?“, ärgert sich die 62-Jährige. „Ich kann das nicht nachvollziehen.“

Andrea und Michael Wiecherz hingegen setzen sich gerne in die Cafés unmittelbar an der Kö, um mit Sohnemann Gustavo die schicken Autos zu bewundern. „Ich finde das super“, schwärmt Autoliebhaber Michael und seine Frau Andrea ergänzt: „Das passt doch zur Stadt: Schickimicki und Glamour, genau das wollen wir hier.“ Ihr fünfjähriger Sohn Gustavo hat sogar extra sein Ferrari-Käppi für die nachmittagliche Autoschau angezogen.

Auf der Kö ist der Kleine da genau richtig. Trotz Tempo 30, Parkplatznot, stockenden Verkehrs und vielen Ampeln — für dicke Motoren, verspiegelte Fenster und polierte Felgen ist und bleibt sie der Schauplatz Nummer eins.