Die Lebensretter von Eller

Benjamin Ehmcke und Sebastian Löcker halfen einem 83-Jährigen, der hinter dem Steuer seines Wagens einen Herzinfarkt erlitt.

Düsseldorf. Lange nachgedacht haben Sebastian Löcker und Benjamin Ehmcke nicht, als sie am Mittwoch an der Unfallstelle eintrafen. Beide wussten sofort, dass sie dem 83-jährigen Autofahrer helfen müssen, der am Steuer seines Wagens einen Herzinfarkt erlitten und danach auf der Gumbertstraße in Eller einen Unfall verursacht hatte. "Ich bin einfach hingelaufen und habe die Beine des Mannes genommen. Zusammen mit Sebastian habe ich ihn auf den Gehsteig getragen und mit der Reanimation begonnen", sagt Benjamin Ehmcke.

Erst vor sechs Wochen hat der 19-Jährige für seinen Führerschein den Kursus "Sofortmaßnahmen an der Unfallstelle" besucht. "Der Leiter des Kurses sagte damals, dass wir helfen sollen.

Auch dann, wenn wir uns unsicher fühlen. Es wäre mit Sicherheit immer jemand in der Nähe, der uns sagen könnte, was wir zu tun haben", sagt Ehmcke. Er hatte Glück: Sebastian Löcker, der zweite Retter, ist Brandmeister bei der Feuerwehr Köln. Dort ist er sowohl als Rettungsassistent als auch als Brandbekämpfer im Einsatz.

"Unser Kursleiter hat gesagt, wie sollen auch helfen, wenn wir unsicher sind."

Benjamin Ehmcke, 19 Jahre alt

Doch auch für ihn war es eine ungewöhnliche Situation. "Ich kam gerade von meiner Schicht in Köln und war zu einem Freund unterwegs. Mein Equipment hatte ich natürlich nicht dabei", sagt der 28-Jährige. Mit einem Einsatz hatte er nicht gerechnet, als die Bahn in Eller-Mitte nicht mehr weiterfahren konnte. Als er ausstieg und das Szenario sah, wunderte er sich darüber, dass keiner der vielen Schaulustigen den Mann aus dem Auto befreit hatte. Dabei war der Unfall schon einige Minuten zuvor passiert.

"Das geht gar nicht, dass ihm keiner geholfen hat. Schließlich kann jeder in solch eine Situation geraten", sagt Benjamin Ehmcke. Der gelernte Koch ist froh, dass er bei dem Rettungskursus für den Führerschein intensiv zugehört hatte und mit seinem Wissen dem 83-Jährigen das Leben retten konnte. "Er hat seine Sache richtig gut gemacht. Ich war froh, mit ihm zusammenarbeiten zu können. Allein ist so ein Einsatz nicht einfach", sagt Sebastian Löcker.

Selbst als der Rettungsdienst und der Notarzt eintrafen, ließ Benjamin Ehmcke nicht locker. "Ich wurde von einem Rettungsassistenten gefragt, ob er jetzt übernehmen soll. Ich habe abgelehnt und erst nachher bemerkt, dass meine Arme ganz schön weh tun", sagt er.

Abends bei der Arbeit habe er sich ständig gefragt, wie es dem 83-Jährigen wohl gehen möge. "Ich war sehr froh, als mich endlich jemand anrief und mir sagte, dass er noch leben würde", sagt Ehmcke. Nun will er den Mann im Krankenhaus besuchen. Nicht weil er auf ein Dankeschön hofft, sondern weil er wissen möchte, wie es dem Senioren geht.

Jenneph Häusler hat gesehen, wie die beiden Männer den 83-Jährigen animierten. "Es ist toll, wie viel Energie sie in die Rettung gesteckt haben", sagt der Betriebsleiter einer Metzgerei, die direkt an der Unfallstelle an der S-Bahnstation in Eller liegt. "Wären die beiden nicht schon da gewesen, ich hätte auch geholfen", sagt der 46-Jährige.