Die Retter des Düsseldorfer Hafens
Rainer Schäfer und Rainer Pennekamp sorgten vor 13 Jahren dafür, dass der Industriehafen eine Zukunft hatte.
Düsseldorf. Mittwoch wurden zwei Menschen verabschiedet, die für den Düsseldorfer Hafen Gold wert waren. Stadtwerke-Vorstand Rainer Pennekamp hatte seinen letzten Arbeitstag. Der langjährige Arbeitsdirektor geht in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist Düsseldorfs ehemaliger Stadtdirektor Manfred Abraham. Ebenfalls seinen letzten Tag hatte Rainer Schäfer, allerdings lediglich als Geschäftsführer der Rhein Cargo. Das Gemeinschaftsunternehmen der Neuss-Düsseldorfer und der Kölner Häfen übernimmt Christian Kuhn. Schäfer bleibt jedoch für die Neuss-Düsseldorfer Häfen verantwortlich.
Die Ablösung hätte einen großen Tusch verdient, denn ohne diese beiden Herren wäre der Düsseldorfer Hafen in der Versenkung verschwunden. Pennekamp erklärt: „Ich wollte als Gewerkschafter nicht die Abwicklung der Hafenbetriebe erleben, die seit 1991 zu den Stadtwerken gehörten.“ Und Hafendirektor Schäfer fürchtete gar, der Hafen werde ganz abgewickelt. Denn die Landeshauptstadt hatte erst das Rheinufer, dann den Berger Hafen und zuletzt den Zollhafen in eine Medien- und Amüsiermeile umgewidmet. 33 Hektar waren schon umgewandelt. Und die Stadtwerke fürchteten um ihr Kraftwerk Lausward. Schäfer & Pennekamp suchten nach einem starken Partner, der den Hafen aus der politischen Umklammerung herausnehmen konnte. Das war der Neusser Hafen.
Ein kühner Schachzug, der 2003 zum Erfolg führte: Die Häfen Neuss und Düsseldorf, die keine 500 Meter Luftlinie voneinander entfernt sind, gründeten die Neuss-Düsseldorfer Häfen (NDH). Auch hier war eine Furcht die Triebfeder: Beide Häfen wollten nicht zwischen den Häfen Duisburg und Köln zerrieben werden. Der kluge Spürhund Schäfer wusste genau, was an Neuss so vorteilhaft ist. Schäfer erklärt: „Das Bewusstsein der Neusser ihrem Hafen gegenüber ist anders als in Düsseldorf, denn Düsseldorf ist eine Stadt am Hafen, Neuss eine Hafenstadt.“ Rein zufällig kam Krefeld hinzu. Schäfer radelte nämlich an einem Wochenende durch die Gegend und wunderte sich, was für brach liegende Möglichkeiten der Rheinhafen Krefeld bietet. 2007 kam ein Joint Venture zustande. Seitdem hält die Neuss-Düsseldorfer NDH 49 Prozent, die Stadt Krefeld 51 Prozent.
Schäfer übernahm 2008 in Personalunion die Geschäftsführung. Der Ausbau konnte beginnen. Doch in Krefeld gab es Ladehemmungen, als das Eisenbahnbundesamt die erhoffte Förderung des „Transterminal Krefeld“ mit 34 von 60 Millionen Euro stoppte.
2012 erlebte Schäfer seinen letzten Erfolg: Die Gründung der Rheincargo als Tochter der NDH und der Kölner Häfen. Und wieder wurde Schäfer Geschäftsführer. Neuss spielte in diesem Deal den Vermittler. Schäfer sagt: „Wir als Düsseldorfer hätten allein nie mit den Kölnern verhandeln können. Aber die Neusser haben keine Angst vor großen Städten. Sie spielten den Katalysator.“
Heute ist die Rheincargo mit sieben Häfen leistungsfähiger als der Konkurrent Duisburg. Sie hat eine starke Eisenbahn und einen starken Hafen. Und Schäfer ist stolz: „Wir sind ein Logistikanbieter von europäischem Format, auf der Schiene, im Wasser und im Hafen.“ Gleich im ersten gemeinsamen Jahr stieg der Umsatz um über 14 Prozent.
Den Grund für den Erfolg legte Neuss: Dessen Eisenbahn hatte eine Lizenz seit hundert Jahren, die mit der Gründung der Rheincargo erloschen ist. Die Rheincargo erhielt beim Eisenbahn-Bundesamt in Bonn eine neue Lizenz. Sie gilt deutschlandweit, in die Schweiz, die Niederlande und darüber hinaus. Nun baut die Rheincargo auf der Achse Köln-Düsseldorf-Neuss neue Verkehrsrouten bis in die Schweiz auf, und zwar mit eigener Lizenz.
Der Containerterminal aber ist nun fünf Mal so groß wie zu Zeiten vor der Gründung der NDH, der Schiffsumschlag beider Städte stieg um 25 Prozent, der Kranumschlag um 113 Prozent. Die Eisenbahn hat 62 Prozent mehr Transporte. Mit dem neuen Logistikzentrum an der Lausward wird ein weiteres Tor zur Welt aufgestoßen.