Düsseldorf Die Steinzeit-Küche wird zum Trend

Essen wie die Höhlenmenschen — mit Fleisch und Fisch, aber ohne Getreide- und Milchprodukte. Ein Restaurant gibt’s an der Kö.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Essen wie in der Steinzeit. Das klingt nicht unbedingt nach einem guten Slogan für moderne Restaurants. Tatsächlich aber ist in der schnelllebigen Welt der Ernährungstrends vegan schon fast wieder ein alter Hut. Wer „in“ sein will, macht jetzt Paleo. Der Begriff kommt von Paläolithikum — die Altsteinzeit. Die Idee: sich ernähren wie die Jäger und Sammler. Kein Ackerbau, keine Viehzucht. Der Düsseldorfer Gesundheitscoach Lars Brouwers sagt: „Ja, das ist ein Trend — auch in unserer Stadt.“

Brouwers erlebt seit einiger Zeit, dass seine Kunden verstärkt nach Paleo fragen. Er betreibt daher den Blog „natuerlich-essen.net“, bei dem es Tipps und Rezepte rund um die Steinzeitküche gibt. Und der Titel beschreibe das Prinzip auch: „So natürlich wie möglich“, erklärt Brouwers. „Und: sich auf unsere Wurzeln besinnen.“ Denn der Gedanke hinter der Diät ist, dass unser Körper ursprünglich mal für die Nahrungsquellen der Jäger und Sammler gemacht wurde, wir sie also auch besser vertragen.

Fleisch und Fisch spielen eine große Rolle, auch Eier konnte ein Sammler mal finden, Nüsse, Obst, Gemüse. Tabu sind hingegen Milch- und Getreideprodukte, Brot, Nudeln und alles, was weiterverarbeitet wurde. Ein vorübergehend in Düsseldorf unter dem Namen „Paleo’s“ jagender und sammelnder Lieferdienst musste 2013 wieder aufgeben. „Mangels Nachfrage“, sagt Daniel Rudolf vom Betreiber. „Wir arbeiten aber derzeit an einem Relaunch, da sich das Thema enorm entwickelt hat.“

Das glaubt man auch an der Kö: Dort hat mit „Life!“ vor wenigen Monaten das erste Düsseldorfer Restaurant eröffnet, bei dem Paleo offiziell auf der Karte steht — angepriesen als „die am meisten diskutierte Küche des 21. Jahrhunderts“. Der Start bei den weniger trendwendigen Rheinländern war holprig. „Selbstgehäkelter Turnbeutel und Birkenstocks — das ist das Klischee, gegen das wir kämpfen“, sagt Lena Bohnenkamp, die stellvertretende Betriebsleiterin.

Doch sie wolle zeigen, dass gesunde Ernährung auch cool sein könne. Rib Eye mit Babyspinat und Süßkartoffeln steht auf der Karte, Pot au Feu von Edelfischen mit Safran und Zitrusschaum bis zur Pflaumenterrine mit Staudensellerie-Eis und Walnuss. Statt mit Sahne wird mit Mandelmilch verfeinert, statt mit Butter mit Kokosfett angebraten.

Lena Bohnenkamp ernährt sich selbst nach Paleo — „zu 90 Prozent“, gibt die 30-Jährige zu. Vor allem aus Gesundheitsgründen. „Im Supermarkt ist der kleinste Teil des Angebots ja heute einfache Nahrung. Der große Rest ist dominiert von Fertigprodukten.“ Zwischen all den großen E wundere sie sich nicht über die Ausbreitung von Allergien und Unverträglichkeiten.

Anderswo ist man mal wieder weiter. Deshalb bietet das „Life!“ neben Paleo vegane und vegetarische Gerichte. Aber auch andere haben die Zeichen der Steinzeit erkannt: Bei „What’s Beef“ an der Immermannstraße gibt es den Burger wahlweise Paleo ohne Brötchen — stattdessen mit Salatblättern. Und auch das Burgerrestaurant „Stier Royal“ an der Zimmerstraße kann „die Zielgruppe glücklich machen“, sagt Inhaber Christoph Söhne — etwa mit Süßkartoffelfritten statt der herkömmlichen Pommes. „Es ist in der Tat ein Thema. Wir merken, dass es nachgefragt wird.“ Darüber mache man sich jetzt verstärkt Gedanken. Aber noch vorsichtig. Die große Keule — die bleibt dann doch lieber im Paläolithikum.