Düsseldorf "Die Toten kommen": Polit-Kunst mit Gräbern
Unbekannte Düsseldorfer waren an der Aktion für Flüchtlinge beteiligt.
Düsseldorf. Ein bisschen Erde, ein Kreuz, eine Kerze, vielleicht Blumen. An ein paar Stellen in Düsseldorf konnte man am Sonntagvormittag auf solche angedeuteten Grabstätten stoßen.
Mit der Aktion „Die Toten kommen“ will das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) an Flüchtlinge erinnern, die auf dem Weg nach Europa zu Tode gekommen sind. „Jeder Tote verdient eine würdige Bestattung“, schreibt das ZPS auf seiner Facebook-Seite. Bei den verstorbenen Flüchtlingen im Mittelmeer falle dies — aus bürokratischen Gründen oder wegen Zuständigkeitsfragen — oft unter den Tisch.
Neben einer großangelegten Aktion in Berlin am Wochenende, riefen die Aktivisten des ZPS dazu auf, auch in anderen Städten auf öffentlichen Flächen symbolische Gräber aufzustellen. So beteiligten sich auch in Düsseldorf unbekannte Aktivisten an der Aktion und stellten zum Beispiel am Graf-Adolf-Platz und am Rheinufer symbolische Gräber auf. Bis Montagnachmittag waren diese aber wieder verschwunden.
Ein Passant am Graf-Adolf-Platz findet die Aktion des ZPS angemessen. Von vielen werde das Problem der europäischen Flüchtlingspolitik ignoriert. Es sei aber wichtig, darauf aufmerksam zu machen. „Dass die Gräber so schnell entfernt worden sind, finde ich kleinkariert“, sagt er.
Wer die Gräber entfernt hat, ist unklar: „Die Kunstaktion der Initiative ZPS wird in Düsseldorf in einem zeitlich begrenzten Rahmen toleriert. Denn Kunst darf auch provozieren“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Von deren Seite sei kein Auftrag erfolgt, die Gräber zu entfernen. „In Deutschland ist der Tod immer noch ein Tabuthema“, mutmaßt der Passant am Graf-Adolf-Platz. Vielleicht habe sich deshalb jemand provoziert gefühlt und das Grab entfernt.