Jahresausblick in Düsseldorf Wie sich das Gesicht der Innenstadt wandeln könnte
Düsseldorf · Heine-Platz, Reeser Platz, Worringer Platz, Spichernplatz: Nie war die Neugestaltung von öffentlichem Raum wichtiger als 2022.
Was werden die dominierenden Themen in diesem Jahr in den einzelnen Stadtbezirken sein? Welche Bauvorhaben werden angegangen oder fertiggestellt? Ein Blick auf die kommenden zwölf Monate, zunächst auf den Stadtbezirk 1 (Altstadt, Carlstadt, Stadtmitte, Pempelfort, Derendorf und Golzheim).
Plätze
Auffallend oft stehen Plätze im Vordergrund, wenn in der Politik nach großen Veränderungen gefragt wird. „Herausragend wird die kritische Begleitung des Umbaus des Heinrich-Heine-Platzes sein. Insbesondere die Verkehrsführung während der Bauphase wird eine Herausforderung“, sagt Bezirksbürgermeisterin Annette Klinke von den Grünen, die auch auf den Start der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Reeser Platz im Frühsommer hinweist. Moira Obendorf, Zweite Bezirksbürgermeisterin der SPD, ist mit dem Umbau des Rochusmarktes noch lange nicht zufrieden. „Wir haben aber auch die Zusage bekommen, dass auf dem Spichernplatz etwas passiert, um den Platz für alle Altersklassen attraktiver zu gestalten.“
„Ich hoffe, dass das Verkehrschaos auf der Breiten Straße nicht so schlimm wie befürchtet wird und ich freue mich darauf, wenn in zehn bis 15 Jahren die Bäume auf dem Heinrich-Heine Platz dann aussehen wie auf den Animationen – falls er bis dahin nicht längst wieder umgestaltet wurde, weil ein neuer Investor neue Pläne hat“, merkt Daniela Masberg (FDP) ironisch an. Sie plädiert außerdem dafür, den Pavillon vom Heinrich-Heine-Platz an die Inselstraße zu verlegen.
Und noch einmal Annette Klinke: „Mir persönlich liegt der Worringer Platz am Herzen, die Verbesserung der Situation für möglichst viele Düsseldorfer. Mehr Streetwork haben wir ja im Rat beschlossen. Und die Zuständigen von Stadt und Akteuren der Wohltätigkeitsverbände erarbeiten gerade ein Konzept dazu.“
Verkehr
„Wir werden Tempo 30 auf Nebenstraßen konsequent voranbringen, um Verkehrssicherheit und Lärm in den Griff zu kriegen“, sagt Jan Christoph Gall von den Grünen, der sich auch eine positive Verbesserung der Mobilität durch die ersten Mobilitätsstationen in Pempelfort und Derendorf verspricht. Für Obendorf ist die gerechte Aufteilung des Straßenraumes für alle Verkehrsteilnehmer ein Thema, das dringend angegangen werden muss. „Mir wäre hier vor allem wichtig, dass Fußgänger nicht auf ihren ohnehin schon knapp bemessenen Platz verzichten müssen. Schon vor einigen Jahren haben wir einen Antrag gestellt, dass auf Freiflächen neben Baumscheiben Fahrradständer aufgestellt werden.“ So könnte man diesen verschenkten Platz sinnvoll nutzen, Falschparken verhindern und die Gehwege freihalten.
Auch der Linke Peter Klein ist überzeugt, „dass uns die Schaffung weiterer Tempo-30-Zonen und die Reduzierung des ruhenden Verkehrs im öffentlichen Raum weiter beschäftigen werden“ – wie es sich zum Beispiel auf der Gerhardstraße oder auch auf der Franklinstraße schon andeute. „Ich freue mich darauf, auch in diesem Jahr in vielen Lokalen draußen sitzen zu können, weil Parkplätze von der Gastronomie genutzt werden können“, fügt Masberg hinzu. „Unser Stadtbezirk hat dadurch sehr gewonnen, und wenn so viele Parkplätze zu Flächen für die E-Scooter umgewandelt werden können, ist hoffentlich auch noch genug Platz für die Außengastronomie.“
Kultur
Der Neubau der Oper ist ein Thema, das alle umtreibt. „Ich wünsche mir, dass bei der Planung der neuen Oper, anders als bei der Planung des Heinrich-Heine-Platzes, die Wünsche der Bevölkerung eine größere Rolle spielen und uns da ein wirklich großer Wurf gelingt“, erklärt Masberg. Aber auch die Erweiterung der Kunstakademie dürfe nicht vergessen werden, erinnert Klinke. Klein fände es begrüßenswert, wenn kleinere Kulturinitiativen nicht durch Projekte der Hochkultur (wie eben die Oper) in ihrer Arbeit durch Etatkürzungen behindert werden. „Außerdem wünsche ich mir, dass der Begriff ,Oper für Alle’ in den nächsten Monaten mit Inhalten gefüllt wird. Bisher ist mir noch nicht klar, was damit genau gemeint ist.“
Wohnen
„Ich freue mich in diesem Jahr auf neuen bezahlbaren Wohnraum, besonders in Derendorf sollten ja einige Projekte endlich bezugsfertig werden“, nennt Obendorf die Beispiele Ulmer Höh‘ und das genossenschaftliche Wohnen zwischen Hochschule und Kaufland. Klein erinnert daran, dass auch dieses Jahr wieder mehr geförderte Wohnungen aus der Sozialbindung fallen als neue geschaffen werden. Außerdem wünscht er sich, dass die Versorgung mit Wohnraum für obdachlose Menschen ein sozialer Schwerpunkt wird.
Bürgerbeteiligung
„Was ich so gerne umsetzen würde im neuen Jahr: eine Stadtteilkonferenz, einen Jahresempfang und eine Ehrung der Ehrenamtlichen in unserem Bezirk“, sagt Klinke. Vorbereitet mit Beschlüssen und Kooperationspartnern sei es schon, „jetzt muss das alles auch möglich und verantwortbar im Angesicht der Pandemie sein“. Die Stadt müsse dringend ihre Kommunikation mit den Bürgern verbessern, findet Moira Obendorf. „Düsseldorfer wollen wissen, warum vor der Haustür ein Baum gefällt wird, weshalb Halteverbot auf den halben Straßen eingerichtet wird, welche Baumaßnahmen auf ihrer Straße geplant sind und warum Straßenlaternen abmontiert werden ohne für Ersatz zu sorgen.“