Breite Mehrheit im Stadtrat Neues Opernhaus für Düsseldorf
Düsseldorf · Mit breiter Mehrheit beschloss der Stadtrat einen Neubau anstelle einer Sanierung. Die Baukosten sollen bei rund 750 Millionen Euro liegen. Bald soll über den Standort entschieden werden. Nur noch zwei Vorschläge sind im Rennen.
Die Landeshauptstadt wird ein neues Opernhaus bauen. Der Stadtrat folgte am Donnerstag mit breiter Mehrheit dem Vorschlag der Stadtverwaltung, auf die Sanierung des aus den 1950er Jahren stammenden Opernhauses an der Heinrich-Heine-Allee zu verzichten und das Gebäude durch einen Neubau zu ersetzen. Neben dem Ratsbündnis aus CDU und Grünen stimmten auch SPD und FDP zu. AfD, Linkspartei, Freie Wähler und Partei/Klimaliste lehnen das Vorhaben ab.
Mit bislang geschätzten Baukosten von 750 Millionen Euro handelt es sich um das teuerste Einzelprojekt seit dem Bau des neuen U-Bahn-Tunnels unter der Innenstadt. Im Rat fiel die Debatte trotzdem ungewöhnlich kurz aus: Mit Blick auf die Corona-Pandemie galt eine Redezeitbegrenzung auf drei Minuten pro Beitrag. Die Entscheidung war allerdings lange vorbereitet worden. Vorangegangen waren eine jahrelange Diskussion mit etlichen Gutachten und Aussprachen in Fachausschüssen und eine umfangreiche Bürgerbeteiligung.
Die strittigste Frage wurde zudem bei dieser Sitzung noch ausgeklammert: Erst im ersten Quartal des kommenden Jahres soll der Standort festgelegt werden.
Frage des Standorts bisher ausgeklammert
Zwei Optionen sind noch im Rennen: Der Neubau könnte auf dem Grundstück des bisherigen Opernhauses an der Heinrich-Heine-Allee entstehen. Der Vorteil wäre, dass das Areal der Stadt gehört. Die bisherige Fläche würde aber nicht ausreichen, der Bau müsste in den Hofgarten erweitert werden – das ist der größte Knackpunkt. Der Immobilienentwickler Centrum, der unter anderem den Kö-Bogen II entwickelt hat, bietet an dieser Stelle einen Bau zum Festpreis an. In Politikkreisen gilt dieses Grundstück derzeit als wahrscheinlichere Option – ob man sich zur Zusammenarbeit mit dem Investor entscheidet, muss separat geklärt werden.
Die andere verbliebene Option ist das Grundstück des Kaufhofs am Wehrhahn. Der österreichische Investor René Benko würde das Prestigeprojekt dort gern entwickeln. Helmut Born (Linke) warf der Stadtspitze vor, dass bereits der frühere Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) eine Abmachung mit Benko getroffen habe. Das wies Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) als haltlose Unterstellung zurück. Er betonte, es gebe keine Absprachen.
Die 1957 eröffnete Oper an der Heine-Allee gilt als völlig marode, darüber hinaus müsste sie aufwendig modernisiert und erweitert werden, um heutigen Ansprüchen an Arbeitsschutz und künstlerische Möglichkeiten zu entsprechen.
Risiken einer Sanierung am Beispiel Kölns beachten
Auch dafür wären laut Prüfung viele hundert Millionen Euro nötig. Alexander Fils (CDU) verwies auf die Risiken einer solchen Sanierung, die sich zum Beispiel dramatisch bei den Kölner Bühnen gezeigt hätten. „Wir müssen daraus lernen.“ Clara Gerlach (Grüne) forderte, weiterhin unter Einbeziehung der Bürger darüber zu sprechen, welchen Mehrwert eine neue Oper bieten kann. „Das darf nicht nur ein Prestigeprojekt werden.“
Die SPD scheiterte mit einem Ergänzungsantrag, der unter anderem eine Finanzierung des Opern-Neubaus durch eine so genannte Public-Private-Partnership ausschließen sollte. Diesen Weg will die Ratsmehrheit aber nicht ausschließen. SPD-Fraktionschef Markus Raub mahnte: „Die richtige Arbeit fängt jetzt erst an.“ Der Rat hat eine Kleine Kommission gegründet, um das Projekt zu begleiten. Der Spatenstich könnte frühestens in fünf Jahren erfolgen.
Die AfD und die Klimaliste kritisierten, dass über die Finanzierung noch nicht geredet wurde. Oberbürgermeister Keller verwies auf den frühen Stand der Planungen. Die Finanzierung werde bei späteren Beschlüssen des Rates geklärt, dafür sei noch Zeit. Opernintendant Christoph Meyer, der die Sitzung in der Stadthalle verfolgte, zeigte sich derweil begeistert. „Das ist ein großer Tag für die Deutsche Oper am Rhein.“