Digitalisierung Die Zentralbibliothek digital erkunden

Bereits seit Dezember 2022 kann man das KAP1 auch per App entdecken - mit einigen Spielereien. Wie sinnvoll dies ist und welche Funktionen hinzukommen.

Die neue App hat einige Funktionen, aber noch lange nicht alle, denn bislang sind die Nutzerzahlen noch sehr gering.

Foto: Julia Nemesheimer

Die neue App der Zentralbibliothek KAP1 soll Orientierung bieten, Menschen zusammenführen und den Raum auch auf virtueller Ebene erlebbar machen. Schon seit Dezember 2022 hat die Stadt Düsseldorf auf diese Neuerung hingewiesen. Dabei ist die Technik noch immer nicht vollständig. „Das soll sich aber in den nächsten Wochen und Monaten ändern“, erklärt Norbert Kamp, Direktor der Stadtbüchereien.

Die App ist aktuell vor allem in der Bibliothek selbst nutzbar. Dort muss man an einem dunkelblauen Plakat einen QR-Code einscannen – und kann loslegen. Die Plakate sind in der ganzen Bibliothek verteilt. Die Software braucht häufig ein wenig, bis sie sich orientieren kann, dafür muss man die Kamera den Raum erfassen lassen. Dann finden sich einerseits Augmented-Reality-Elemente (erweiterte Realität) an insgesamt fünf Punkten des KAP1. Unter anderem sieht man direkt im Eingangsbereich ein Sonnensystem auf dem eigenen Smartphone-Bildschirm, im Kinderbereich hüpfen Waldtiere. „Der Raum wird so auch ganz neu wahrgenommen“, erklärt Maike Lins, die die Entwicklung der App begleitet.

Außerdem gibt es virtuelle Hinweisschilder, die über verschiedenen Regalen auftauchen und auf Räume und Themengebiete hinweisen. Zu einzelnen kann man sich auch leiten lassen. Der Weg wird nach Auswahl mit Pfeilen auf dem Boden angezeigt – am Ziel wartet ein winkender virtueller Roboter.

Ein größeres Manko im Test: Sobald man die App schließt, verliert sie oft auch die Verbindung und man muss sich an einem der QR-Punkte wieder neu einwählen. Sie ist für Android und iOS-Geräte verfügbar, braucht aber mindestens Version 9 beziehungsweise 12 des jeweiligen Betriebssystems. Auch hier zeigen sich im Test unterschiedliche Ergebnisse: Bei einem Smartphone funktioniert es weitgehend reibungslos, bei einem anderen wird der Weg spiegelverkehrt angezeigt.

Ein weiteres Feature der App: Interaktion mit anderen Bibliotheksbesuchern. Menschen sollen Angebote oder Gesuche für Aktivitäten online stellen. „Beispielsweise wenn jemand einen Tandem-Partner sucht oder jemanden zum Kaffeetrinken. Das ist dann eine halbe Stunde aktiv“, erklärt Norbert Kamp. Interessenten können sich per App zum jeweiligen Absender leiten lassen und so zusammenfinden.

Zumindest in der Theorie klingt dieser Teil sinnvoll: Die Bibliothek kann so auch als Begegnungsraum ganz neu entdeckt werden. Aufgrund der recht geringen Downloads (Stand Mitte Mai: rund 500) und entsprechend auch wenigen Nutzern gibt es noch keine wirklichen Angebote in der App, die man aktuell ausprobieren kann. „Sobald auch die übrigen Funktionen aktiv sind, werden wir die App stärker bewerben und bekommen so hoffentlich auch einen weiteren Schub an Nutzern“, sagt Norbert Kamp.

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So sollen die Veranstaltungen des KAP1 bald in der App abrufbar sein. Interessierte können sich dann per App direkt dorthin leiten lassen und alle Infos direkt abrufen können. Eine Funktion, auf die sich viele besonders freuen, wird die Reservierungsmöglichkeit für die Lernboxen sein, vermutet der Direktor. „Aktuell ist es gerade in Lernphasen spannend zu beobachten, wie sich junge Menschen schon vor der Öffnung an der Eingangstür sammeln und dann die Treppen hoch sprinten, um eine der begehrten Boxen zu bekommen“, sagt Kamp und lacht. Das werde dann wegfallen.

Wer allerdings auf ein klassisches Angebot wie einen Online-Katalog in der App hofft, wird enttäuscht werden. „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden“, erklärt Maike Lins. „Wir setzen wir auf Datensparsamkeit, möglichst batteriearme und einfache Nutzung“, ergänzt sie. Im KAP1 gibt es zudem freies W-Lan, sodass die App für alle nutzbar ist. Allgemein soll so der „Self-Service“-Gedanke bedient werden: Die Gäste sollen sich auch ohne Personal zurechtfinden können und die Bibliothek neu kennenlernen können. „Es ist technisches Neuland: Bislang wurde diese Technologie in Räumen dieser Größe noch nicht angewandt“, so Lins. Aber das Projekt sei noch lange nicht abgeschlossen, sondern werde immer weiter entwickelt. Inwiefern etwa die Wegführung im gut ausgeschilderten KAP1 notwendig ist, müssen die Nutzer für sich selbst entscheiden.