Artenschutz Diese gefährdeten Arten leben in Düsseldorf

Zauneidechse, Herbstzeitlose und Pirol: Die Stadt und ihre Grüngürtel sind Lebensraum für streng geschützte Tiere und Pflanzen.

Schützenswerte Arten gibt es auch in Düsseldorf: Das Große Mausohr, eine Fledermausart, lebt im Aaper Wald.

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Düsseldorf. Jüngste Erkenntnisse zeichnen ein düsteres Bild: Täglich sterben weltweit bis zu 150 Tier- und Pflanzenarten aus — und die Liste der Todeskandidaten wird immer länger. Die neueste Version der Internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) weist 23 928 Tier- und Pflanzenarten als gefährdet aus. Rund ein Drittel der 82 945 von der IUCN erfassten Arten gilt zumindest als bedroht.

Die Herbstzeitlose kommt vor allem in der Urdenbacher Kämpe vor.

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Einige davon leben mitten unter uns, in der Stadt oder am Stadtrand. Und erobern teilweise auch brach liegende Flächen zurück. „In den vergangenen Jahren hat sich herausgestellt, dass Städte von besonderer Bedeutung für bedrohte Arten sind“, sagt Michael Süßer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (Bund) in Düsseldorf. Städte würden für einige Arten zum Ersatzlebensraum, der ihnen Schutz bietet, wenn der natürliche Lebensraum in Wald und Flur immer weiter abnimmt. „Vor allem Trockenflächen, brach liegende Gelände und alte Güterbahnhöfe sind heute wichtige Lebensräume“, sagt Süßer.

Die Zauneidechse fühlt sich hingegen an Bahnanlagen wohl — beispielsweise am Gerresheimer Bahnhof.

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Entlang von Gleisanlagen fühlt sich beispielsweise die Zauneidechse wohl: Sie nutzt die Schienenstränge zu Wanderungen und liebt von der Sonne aufgeheizten Schotter zwischen den Gleisen. Heimisch ist sie in Düsseldorf zum Beispiel am Gerresheimer Bahnhof und im Reisholzer Hafen.

Der Mauersegler braucht Ritzen im Mauerwerk.

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In der ganzen Stadt ist dagegen der Mauersegler anzutreffen; er taucht ab Anfang Mai auf. Und sucht nach Brutplätzen: „Der Mauersegler braucht Ritzen und Spalten im Mauerwerk, um dort seine Nester zu bauen“, sagt Michael Süßer. Das werde jedoch zunehmend zu Problem: „Moderne Häuser haben aufgrund der Dämmung kaum noch Mauerspalten.“

Und der Pirol fällt auf durch sein leuchtend gelbes Gefieder; in NRW ist er äußerst selten und deswegen geschützt.

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Deswegen sei es notwendig, Nistkästen als Ersatz anzubringen. Hier sei auch die Politik gefragt: Seit längerer Zeit fordere der Bund beispielsweise die Stadt auf, bei Schulneubauten solche Nistkästen anzubringen. „Das ist aber bisher versandet, weil offenbar kein rechtes Interesse besteht“, sagt Süßer. „Dabei sind die Kästen nicht einmal wahnsinnig teuer.“

Beispielhaft hingegen ist die Renaturierung der Urdenbacher Kämpe und des alten Rheinarmes. Seit den 1990er Jahren haben die NRW-Stiftung und die Stadt im Bereich der Kämpe und entlang der Gewässer etwa 150 Hektar Flächen angekauft. Aufgrund der Besitzverhältnisse bot die Urdenbacher Kämpe die landesweit einmalige Gelegenheit, auf einer Strecke von rund 2,5 Kilometern ein dem Leitbild entsprechendes typisches Niederungsgewässer wieder herzustellen. Dieser Gewässertyp existiert in Nordrhein-Westfalen andernorts nicht mehr.

Hier kommen seitdem auch wieder seltene Pflanzenarten vor wie der Wiesen-Salbei, die Kleine Wiesenraute, die Rundblättrige Glockenblume oder die Herbstzeitlose, eine krautige Pflanze, die eine Höhe von bis zu 30 Zentimetern erreicht. Äußerlich ähnelt sie dem Krokus, mit dem sie allerdings nicht verwandt ist. Laut Roter Liste ist die Art äußerst gefährdet; bedroht ist sie vor allem dadurch, dass ihre Lebensräume — feuchte Biotope, in denen sie sich verbreiten kann — immer knapper werden. Die Kämpe im Düsseldorfer Süden ist heute einer der wenigen und wichtigsten Lebensräume der Herbstzeitlosen in ganz NRW.

Im Aaper Wald fühlt sich hingegen das Große Mausohr, eine Fledermausart, wohl. Vor allem die mächtigen Buchen bieten den gefährdeten Raubtieren Unterschlupf. Aber der Wald ist auch ideales Jagdrevier für die Tiere: Dicht über dem Erdboden suchen sie nach flugunfähigen Laufkäfern.

Und auch der Rhein mit seinen angrenzenden Gewässern (u.a. auch der Altrhein) bietet bedrohten Arten ein Zuhause. Beispielsweise dem Schneider: Wegen seiner Seltenheit ist der 10 bis 12 Zentimeter lange Fisch ganzjährig geschützt. Fließende Flüsse oder Bäche scheint der Schneider zu bevorzugen, er ernährt sich von Plankton, Würmern und Krebsen.

Als stark gefährdet wird auch der Pirol eingestuft. Der europäische Brutbestand wird auf 3,4 bis 7,1 Millionen Brutpaare geschätzt, in NRW ist er jedoch besonders selten. Mit seinem gelb-schwarzen Gefieder fällt der Vogel auf: Er lebt vor allem in lichten Wäldern, ebenso aber in Parkanlagen und auf Friedhöfen.