Doppelmord nach Streit ums Erbe?

Kaufmann soll Killer auf Stiefvater und -schwester angesetzt haben. Angeklagter bestreitet die Tat.

Düsseldorf. Kaltblütig ermordet wurden Rentner Helmut S. (82) und seine Tochter Mara (40) am 17. Juni 2010 in ihrer Wohnung an der Altenbrückstraße in Hassels. Seit Freitag stehen die mutmaßlichen Täter vor Gericht: Kaufmann Detlef W. (56), der den Mord an Stiefvater und -schwester geplant haben soll, sowie Johannes K. (23), der die Tat als bezahlter Killer ausgeführt haben soll.

Johannes K. betrat den Gerichtssaal mit einer Kapuze, die er tief ins Gesicht gezogen hatte. Detlef W., der in Hessen ein Bordell betrieben hatte, versteckte sich hinter einer Zeitung. Für den Kaufmann gab sein Verteidiger Thomas Heimbürger vor dem Saal eine Erklärung ab: „Mein Mandant ist zutiefst bestürzt über den unberechtigten Vorwurf, er habe zwei seiner engsten Verwandten umgebracht.“ Er will die Unschuld des 56-Jährigen beweisen.

Unklar ist, ob Johannes K. sein Geständnis wiederholen wird, das er bei der Polizei abgegeben hatte. Danach hatte Detlef W. ihn für 3000 Euro angeheuert. Auf der Fahrt nach Düsseldorf habe der Kaufmann ihm Klebeband, Handschuhe und die Waffe gegeben, die in einem Paket versteckt war.

Als Paketbote soll er die beiden völlig ahnungslosen Opfer überrascht haben. Zunächst sperrte er die Mutter (82) seines mutmaßlichen Komplizen in einem Zimmer ein. Im Schlafzimmer mussten Helmut und Mara S. sich dann gegenseitig den Mund zukleben. Danach soll Johannes K. beide erschossen haben.

Auslöser für die Tat soll gewesen sein, dass die Familie Detlef W. enterben wollte. Am 18. Mai 2010 hatte Mara S. ihm das telefonisch gemeinsam mit einer Rechtsanwältin mitgeteilt. Bis dahin soll der Kaufmann immer wieder Geld von seiner Mutter erhalten haben — zum Unmut der anderen Familienmitglieder. „Damit sollte nun Schluss sein“, erklärte Staatsanwalt Matthias Ridder.

Daraufhin soll der 56-Jährige sich entschlossen haben, seinen Stiefvater und seine Tochter zu ermorden. Das Erbe — der Staatsanwalt schätzt, dass es um einen Betrag im hohen sechsstelligen Bereich geht — sollte dann auf seine Mutter übergehen. Nach deren Tod wollte sich Detlef W. — davon ist die Anklage überzeugt — das Geld unter den Nagel reißen.

Der Kaufmann war schon kurz nach der Tat verdächtigt worden, die Beweise reichten allerdings nicht aus. Erst acht Monate später hatte die Telefonüberwachung der Mordkommission Erfolg. Da soll er mit Johannes K. telefoniert und mit ihm über die Tat in Düsseldorf gesprochen haben. Außerdem wollte der Bordell-Besitzer dem Drogensüchtigen offenbar einen neuen Auftrag geben: Er sollte dem Besitzer eines Dentallabors auflauern und ihn mit einer Eisenstange auf den Kopf hauen.

Doch zur Ausführung der Tat kam es nicht mehr. Johannes K. wurde festgenommen und legte ein Geständnis ab. Durchsucht wurden anschließend auch die Privat- und Geschäftsräume des Kaufmanns. Dort wurden eine Pistole und ein Revolver sichergestellt, für die Detlef W. keinen Waffenschein hatte. Auch das ist Teil der Anklage. Der Prozess wird am 5. Oktober fortgesetzt.