Großfeuer Fortin-Mühle: Verkettung unglücklicher Umstände

Der Schaden in der Fortin-Mühle liegt bei mehreren Millionen Euro. Ursache des Feuers war ein kleiner Gegenstand, der sich entzündet hat.

Düsseldorf. Robert Lamers behält die Ruhe, aber der Stress für ihn und seinen Vater Ernst Lamers ist enorm. „Wir müssen versuchen, unsere Kunden weiterhin zu beliefern“, sagt er am Freitag im WZ-Gespräch. Jeden Tag verlassen normalerweise 300 Tonnen Haferflocken und Tierfutter die Anlagen an der Fringsstraße.

Die Fortin-Mühle ist Marktführer in Kontinentaleuropa, rund 100 000 Tonnen pro Jahr werden in mittlerweile 51 Länder in aller Welt geliefert. Fortins Ware steht im Regal bei Aldi und Lidl, im Ballisto-Riegel stecken die Düsseldorfer Flocken ebenfalls. Jetzt, in der Not, gibt es Unterstützung von den Wettbewerbern. Damit Fortin seine Kunden beliefern kann, hilft die Konkurrenz aus. „Das ist die Solidarität der Müller“, sagt Robert Lamers, „jeder von uns hat dieses Risiko, da lässt man sich nicht im Stich.“

Zwei bis drei Monate wird die erfolgreiche Düsseldorfer Mühle nicht produzieren können, der Brandschaden geht in die Millionen. Das verheerende Feuer war am Donnerstagmittag in der fünften Etage der Anlage ausgebrochen und hatte sich in weitere Obergeschosse ausgebreitet. Der schwarze Rauch war schon von weitem gut zu sehen. „Der Qualm wurde vor allem durch die elektronischen Steuerungen verursacht“, sagt Lamers.

In der fünften Etage steht eine Trocknungsanlage für Maisflocken. „Der Brandgutachter geht von einer Verkettung unglücklicher Umstände aus“, sagt Polizeisprecherin Susanna Heusgen, „vermutlich gibt es keine strafrechtliche Relevanz.“ Ein kleiner Gegenstand hatte sich bei diesem zweiten Produktionsschritt erhitzt und schließlich entzündet.

Immer wieder werden in den Mühlen durch Siebe kleine Steine oder Metallsplitter herausgefischt, die bei der Ernte mit eingebracht werden. Ein kleiner Gegenstand dürfte bei diesem Brandunglück durch die Kontrollen geschlüpft sein. Wie gefährlich das ist, zeigte sich noch Freitagmorgen. In der Nacht und bis in die frühen Morgenstunden waren zehn Feuerwehrleute vor Ort, die — auch angeleitet durch einen erfahrenen Müller, der Gefahrenquellen in den Produktionsanlagen erkennen kann — immer wieder Glutnester unschädlich machten. „Das Getreide glimmt sehr lange“, sagt Lamers, „das ist sehr gefährlich.“ Die Wehrmänner öffneten auf ihrer Suche Revisionsklappen von Maschinen und Filteranlagen oder bauten Rohrleitungen auseinander.

Während der Löscharbeiten wurden drei Feuerwehrleute verletzt. Die beiden Berufsfeuerwehrleute — einer mit Schnittverletzung an der Hand und einer dehydriert durch heißen Wasserdampf — nahmen noch am Donnerstagabend den Dienst wieder auf. Der dritte Verletzte, ein Freiwilliger Feuerwehrmann vom Umweltschutzzug, war gestürzt. Dabei verschob sich die Atemschutzmaske, der junge Mann atmete Brandrauch ein. Auch er wurde noch am Abend aus der Klinik entlassen.