Düsseldorf Doppelter CSD im kommenden Jahr?

Düsseldorfs CSD-Organisator Kalle Wahle steht in der Kritik. Er bezeichnet die Vorwürfe als „hanebüchen“. Es gibt Unmut über den Demo-Termin.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Kurz nach dem Christopher Street Day (CSD) vor knapp vier Wochen kam es zum Eklat. Via Facebook erhob Frank Wesoly, Betreiber des Szeneclubs „Kammer“ in der Altstadt, teils sachliche und teils persönliche Vorwürfe gegen CSD-Organisator Kalle Wahle. Wesoly betreibt seit Jahren die Tanzbühne und den dazugehörigen Ausschank beim CSD auf dem Theodor-Heuss-Platz. Er behauptet im Internet, Wahle halte sich nicht ans Vereinsrecht, schikaniere einzelne Mitwirkende und ziehe die Veranstaltung letztendlich als Ein-Mann-Show durch. Im CSD-Verein, in dem Wesoly selbst Mitglied ist, habe es seit Jahren keine Wahlen mehr gegeben. Zusammen mit nach eigenen Angaben rund 30 anderen Aktiven der schwul-lesbischen Szene möchte er am Montag einen eigenen Verein gründen, der die Organisation des CSD im kommenden Jahr selbst in die Hand nehmen möchte.

Kalle Wahle, der das Straßenfest samt Demonstration seit 2009 federführend organisiert, bezeichnete die Vorwürfe als „hanebüchen“. Zwar habe es seit 2012 keine Wahlen gegeben, diese seien von den Mitgliedern jedoch auch nie aktiv gefordert worden. Am 6. Juli solle eine Mitgliederversammlung stattfinden, auf der er sich als Vereinsvorsitzender bestätigen lassen möchte. „Die Kritik trifft mich“, sagt Wahle. „Aber bei der Diskussion werden bewusst Fakten verschwiegen.“ Der CSD-Verein habe den Christopher Street Day zu einer festen Größe etabliert, der Vorwurf der Ein-Mann-Show sei schlicht falsch: „Wir sind ein großes Team und alle Mitglieder sind autonom handlungsfähig.“ Er und sein Verein wollen den CSD weiter organisieren, einen Termin für das kommende Jahr haben sie schon festgelegt: Vom 1. bis zum 3. Juni 2018 soll das Straßenfest wie gewohnt stattfinden.

CSD-Parade in Düsseldorf
25 Bilder

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Die Gruppe um Wesoly kritisiert den CSD in seiner bisherigen Form auch in der Sache. So fordern sie, die Demonstration wieder am Sonntag statt am Samstag durch die Stadt ziehen zu lassen. Wahle widerspricht: „Wir haben sie extra auf den Samstag gelegt, weil wir so viel mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit erreichen.“

In der Düsseldorfer Szene besteht jedoch seit längerer Zeit Unmut über den Demo-Termin am Samstag. Dadurch sei am Sonntag wenig los und das Straßenfest komme am Samstag zu kurz. Schon vor dem jetzigen Eklat haben viele Aktive das Thema wohl immer wieder angesprochen. Zu einer konstruktiven Diskussion sei der CSD-Verein aber nie bereit gewesen, sagte eine seit Jahren in der Szene engagierte, aber von beiden Vereinen unabhängige Düsseldorferin der WZ. Viele Mitwirkende seien mit gewissen Punkten nicht einverstanden, fühlten sich aber auch mit der Gesprächskultur der neuen Organisationsgruppe um Frank Wesoly nicht wohl und wünschten sich einen Konsens zwischen beiden Fronten.

Nach der geplanten Vereinsgründung am Montag will das Team um Wesoly mit den Planungen des CSD beginnen und sich mit der Stadt in Verbindung setzen. „Notfalls wird es dann halt zwei Veranstaltungen geben“, sagte Travestie-Künstler Ralf Kramer, ebenfalls in der neuen Gruppierung aktiv, der WZ. „Die Ansichten zwischen uns und dem bestehenden CSD-Verein sind einfach zu unterschiedlich“, so Kramer. Kalle Wahle glaubt nicht an einen weiteren CSD im Jahr 2018: „Wir werden die Veranstaltung organisieren und laden alle Engagierten ein, uns dabei zu unterstützen und mit uns in den Dialog zu treten.“