Dreischeibenhaus in der Landeshauptstadt Wo Düsseldorf beinahe den Himmel berührt
Düsseldorf · In der Nachkriegszeit entstand das Dreischeibenhaus, aktuell hat dort ein neues Lokal eröffnet. Die Geschichte eines Wahrzeichens.
Es ist ein schlanker Riese, der da mitten in der Landeshauptstadt in den Himmel ragt. In seiner Haut aus Stahl und Glas spiegelt sich bei gutem Wetter die Sonne. Und wer ihm zu Kopf steigt, der erlebt Düsseldorf auf eine ganz neue Art und Weise: Das Dreischeibenhaus prägt seit mehr als sechs Jahrzehnten die Skyline der Stadt. Dass das Interesse an dem Wahrzeichen riesig ist, beweisen Tage, an denen das Bürogebäude für die Öffentlichkeit zugänglich ist – etwa schon bei der Nacht der Museen. Seit Kurzem können Besucher dort im neuen Premium-Restaurant „Cecino’s“ ein- und ausgehen.
„Das Gebäude kennt jeder“, sagt Kay Herrmann über den Wolkenkratzer. Der Chef des italienischen Lokals ist mit seinen ersten Eröffnungstagen sehr zufrieden. Es seien viele Menschen gekommen, die bereits seine anderen Restaurants kennen (das „The Grill“ an der Kö und „Laura’s Deli“ am Carlsplatz). „Aber es kommen auch viele Wissbegierige, die die Lage im Dreischeibenhaus gut finden“, so Herrmann. Um an den weiß gedeckten Tischen und auf rot gepolsterten Stühlen im Erdgeschoss Platz nehmen zu können, führt der Weg durch das Foyer des 94 Meter hohen Gebäudes. Zwar gibt es Überlegungen, das Cecino’s zukünftig auch über die große Terrasse an der Westseite zugänglich zu machen. Noch laufen aber Gespräche mit der Stadt darüber, ob das möglich ist, erklärt Herrmann.
Das Foyer des Dreischeibenhauses jedenfalls ist wie das ganze Haus denkmalgeschützt und ein Ort schlichter Eleganz. Der lichtdurchflutete Bereich hat einen schwarzen Boden – ein Blickfang ist die rote Tony-Cragg-Skulptur. Farbe bringen auch die Stützen des Gebäudes in den Raum, sie haben einen Anstrich in Petrol. Diese Stützenfarbe steht ebenfalls unter Denkmalschutz, wie Architektin Claudia Roggenkämper kürzlich bei einem Vortrag am Tag des offenen Denkmals erklärte. „Die Stützen stehen mittig vor dem Fenster“, so Roggenkämper. Wären diese beispielsweise weiß, bekäme das Dreischeibenhaus auch von außen ein ganz anderes Erscheinungsbild – dort wäre für den Betrachter jede einzelne Säule erkennbar. „Durch dieses unglaublich tolle Petrolblau sieht man die Stützen so gut wie gar nicht“, so Roggenkämper. Weitere Details im Foyer: Zwei alte Telefonapparate. Diese besorgte Eigentümer Patrick Schwarz-Schütte während der Umbauphase (von 2012 bis 2014 wurde das Dreischeibenhaus energetisch ertüchtigt), um ehemalige Telefonzellen im Gebäude zu erhalten und neu zu bestücken. Erhalten sind unter anderem auch die Originaltresen im Eingangsbereich.
Spektakulär ist für Besucher die Aussicht von den Dachterrassen
Gebaut wurde das Dreischeibenhaus von 1957 bis 1960. Urheber waren Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg (HPP), auch die jungen Architekten Fritz Eller, Erich Moser und Robert Walter waren beteiligt. Sie errichteten den Stahlskelettbau zunächst als Büro- und Verwaltungsgebäude für die Phoenix-Rheinrohr AG (ab 1964 Thyssen). Nachdem der Konzern im Jahr 2010 seinen Sitz nach Essen verlegt hatte, stand das Hochhaus zunächst leer. Dann übernahm Black Horse Investment, ein Unternehmen der Familie Schwarz-Schütte, und der Immobilienentwickler Momeni. Sie ließen das 25-geschossige Gebäude sanieren – unter Regie von HPP. 2015 gab es dafür in Cannes sogar den renommierten Mipim-Award in der Kategorie der besten sanierten Gebäude.
Das Dreischeibenhaus sei ein Ausdruck von einem damals neuen Verständnis von Politik, von Demokratie, Transparenz, Eleganz und Innovation, sagt Gerhard Feldmeyer. Ebenso wie Claudia Roggenkämper hielt der langjährige Geschäftsführer von HPP-Architekten am Tag des offenen Denkmals vor knapp zwei Wochen einen Vortrag über den markanten Düsseldorfer Bau. An diesem Tag waren Hunderte Gäste ins Dreischeibenhaus gekommen. Vor Ort war auch Planungsdezernentin Cornelia Zuschke, die das Haus als ein „Wunderwerk der Nachkriegszeit“ bezeichnete.
Spektakulär ist für Besucher die Aussicht von den Dachterrassen auf den „Außenscheiben“ im 22. Obergeschoss. Von dort erstreckt sich der Blick über die Landeshauptstadt. Viele Düsseldorfer kamen für den Ausblick zuletzt am Tag des offenen Denkmals, aber auch zur Nacht der Museen 2018, als das Dreischeibenhaus aus diesen Anlässen öffnete.
„Das Gebäude hat aber auch etwas im Bauch, nicht nur auf dem Kopf“, sagt Roggenkämper. So bietet das Dreischeibenhaus Platz für bis zu 1500 Arbeitsplätze. Ein namhafter Mieter ist zum Beispiel die National Football League (NFL), die 2023 ihre Deutschland-Zentrale in Düsseldorf in Betrieb nahm. Prominenter Hauptmieter und damit Nachfolger des Reiseveranstalters Alltours wird in wenigen Wochen die international tätige Wirtschaftskanzlei Hogan Lovells International LLP. Das Unternehmen befinde sich mitten im Umzug, erklärt eine Sprecherin. Zu Ende September soll die neue Adresse des Unternehmens das Dreischeibenhaus sein. Einziehen wird die Kanzlei in die vierte bis neunte Etage und in obere Stockwerke (21 bis 24). Eine exklusive Nutzung gilt dann auch für die Dachterrasse nach Westen, dort sollen etwa Mandantenveranstaltungen stattfinden, aber die aktuell 274 Mitarbeiter auch ihre Mittagspause verbringen können.