Münzbehälter oft gestohlen Düsseldorfer Designer-Toiletten teils nur noch mit EC-Karte

Düsseldorf · Nach Diebstählen gibt es unter anderem an der Königsallee keine Münzzahlung mehr. Die Geschäftsführerin der IG Kö, Andrea Greuner, hofft auf eine schnelle Neuregelung, da Obdachlose die Toilette nicht mehr nutzen können.

Nach Diebstählen wurden an mehreren der neuen Designer-Toiletten die Münzbehälter komplett entfernt. Das sorgt für Aufregung.

Foto: Oliver Auster

Wer an der Kö auf die öffentliche Toilette gehen möchte, muss seit einigen Tagen eine EC- oder Kreditkarte dabei haben. Bar kann man die 50 Cent nicht mehr bezahlen. Nach Diebstählen wurden an mehreren der neuen Designer-Toiletten die Münzbehälter komplett entfernt. Das sorgt für Aufregung.

Laut Stadt sind bislang sieben der rund 30 neuen „City-Toilets“ betroffen. Dort waren besonders oft die Münzbehälter aufgebrochen worden. Folge, so ein Stadtsprecher: „Mit der Betreiberfima Hering hat die Stadt Düsseldorf vereinbart, dass die betroffenen Standorten testweise und befristet auf bargeldlose Zahlung umgestellt werden, um die Aufbrüche und Diebstähle einzudämmen.“

Die Maßnahme gelte erst einmal für drei Monate – seit Anfang September. Die Betreiber-Firma arbeite „bereits an einem Lösungsvorschlag, damit die Toilettenanlagen an den betroffenen Standorten wieder per Barzahlung nutzbar sind“, so der Sprecher. Außer Betrieb genommen wurde die Münz-Möglichkeit aber ausgerechnet an besonders exponierten beliebten Stellen: entlang der Rheinpromenade und eben der Kö.

An der Edelmeile haben internationale Touristen vermutlich eine Kreditkarte dabei, die gehen aber oft ohnehin in den Läden auf Toilette.

Wirklich gekniffen sind aus Sicht der Interessengemeinschaft Kö vor allem die Obdachlosen, so Geschäftsführerin Andrea Greuner. Sie sagte der Redaktion: „Wir wurden von dieser Maßnahme völlig überrascht. Wir hoffen, dass das schnell geregelt wird. Denn die öffentliche Toilette an der Königsallee soll eigentlich auch eine Möglichkeit für Obdachlose bieten, sie zu benutzen. Das ist viel besser, als wenn sie sich zum Beispiel im Hofgarten sprichwörtlich in die Büsche schlagen. Mit der Kartenzahlung nimmt man den betroffenen Menschen jetzt die Möglichkeit, die Toilette zu benutzen.“

Sowohl an der Kö, als aber auch an der bei Spaziergängern beliebten Rheinpromenade zwischen Rheinkniebrücke und Oberkasseler Brücke stehen jetzt auch ältere Leute im Zweifel dumm da. So sagt Lothar Jansen (SPD), Mitglied des Seniorenrates der Stadt: „Das ist ein unhaltbarer Zustand. Vor allem ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger sind nicht so digital und oft einfach nur mit Bargeld unterwegs.“ Der Betreiber solle sich schnellstmöglich um eine Lösung kümmern, so Jansen.

Von den Münzräubern fehlt in den meisten Fällen jede Spur. Ein Klo-Coup hatte es vor einem Jahr allerdings sogar in die Pressemitteilungen der Polizei geschafft: Ein Anwohner hatte beobachtet, wie ein Mann das Geldfach der öffentlichen Toilette am Moorenplatz in Bilk aufbrechen wollte. Eine Streife stellte den Täter (52), der schon polizeibekannt war.

Dass die modernen öffentlichen Toiletten ausgerechnet an Kriminellen und deren brachialen Methoden scheitern, verwundert. Als vor knapp anderthalb Jahren die erste „Modultoilettenanlage aufgebaut wurde, sah die von draußen wie drinnen aus wie eine kleine Raumstation: Ein LED-Leuchtstreifen (grün, wenn frei), Pflanzendach, selbstreinigend. Die auffällige Form ist – kein Witz – an eine Narrenkappe angelehnt.

Insgesamt sollen in Düsseldorf einmal 43 City-Toiletten der Firma Hering stehen. 22 alte WCs wurden oder werden ausgetauscht, 21 an neuen Standorten aufgestellt. Nach früheren Angaben kostet das alles in allem 52 Millionen Euro. Der Vertrag mit dem Betreiber läuft 15 Jahre.