Polizei ist „sensibilisiert“ Düsseldorfer Modemarke LFDY im Visier der „Mocro-Mafia“?

Düsseldorf · Binnen weniger Wochen wurden zwei Geschäfte des jungen und angesagten Modeunternehmens LFDY mit Sprengsätzen zerstört. Die Polizei ermittelt in Richtung Organisierte Kriminalität. Jetzt wird der Laden in Düsseldorf besonders geschützt.

 Von Sprengungen betroffene LFDY-Geschäfte: In Amsterdam (l.) wurde der Laden am 24. August stark beschädigt, in Köln an der  Einkaufsmeile Ehrenstraße  explodierte am Mittwoch ein Sprengsatz.

Von Sprengungen betroffene LFDY-Geschäfte: In Amsterdam (l.) wurde der Laden am 24. August stark beschädigt, in Köln an der Einkaufsmeile Ehrenstraße explodierte am Mittwoch ein Sprengsatz.

Foto: NN

Mittwochfrüh gab es eine schwere Explosion an der Kölner Einkaufsmeile Ehrenstraße, bereits Ende August detonierte ein Sprengsatz an der Shoppingstraße Hartenstraat in Amsterdam – beide Male waren die Geschäfte eines Düsseldorfer Unternehmens betroffen: LFDY. Die Abkürzung steht für „Live Fast Die Young“, die Marke ist bei jungen Männern in Mode. Fußballstars und Rap-Musiker tragen die lässigen T-Shirts, Kapuzenpullis und Jogginghosen „Made in Flingern“. Weil jetzt aber binnen kurzer Zeit zwei Läden offenbar gezielt zerstört wurden, muss sich LFDY plötzlich nicht mehr nur um „Streetwear“, sondern auch um die eigene Sicherheit kümmern.

Ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei sagt, man sei aufgrund des jüngsten Sprengstoff-Anschlags in Köln „sensibilisiert“. Es gebe einen engen Austausch mit den Kölner Kollegen, und man wisse um die „latente Gefahr für das LFDY-Geschäft in Flingern“. Weitere Angaben zu konkreten Maßnahmen will der Sprecher nicht machen.

Das Modeunternehmen hat insgesamt sieben Geschäfte – fünf in Deutschland und jeweils eins in Amsterdam und London. „Wir sind erschüttert“, schreibt eine Sprecherin von LFDY. „Wir können uns die Taten nicht erklären und auch nicht, ob die Ereignisse untereinander oder gar mit dem Anschlag auf einen Kölner Nachtclub von Anfang der Woche zusammenhängen.“

Diese Aussage bezieht sich auf einen dringenden Verdacht, dem die Behörden in NRW und den Niederlanden nachgehen: Steckt die niederländische „Mocro-Mafia“ hinter den Anschlägen?

Die medial geprägte Bezeichnung steht für organisierte Drogenhändler, die teils marokkanischer Herkunft sind. In den Niederlanden sind diese kriminellen Banden schon seit Jahrzehnten aktiv – mit Cannabis- und Kokainhandel, Geldwäsche, Raub, Entführungen und Auftragsmorden. International bekannt wurde die „Mocro-Mafia“ im Jahr 2021, als der niederländische Investigativ-Journalist Peter de Vries in Amsterdam auf offener Straße erschossen wurde. Der Mord stand offenbar im Zusammenhang mit einem Prozess gegen den Kopf einer berüchtigten Drogenbande.

Seit ein paar Monaten scheint sich die „Mocro-Mafia“ auch in NRW auszubreiten. In Städten wie Engelskirchen, Duisburg, Köln und Düsseldorf kam es zu mehreren Sprengungen, die nach Einschätzung der Polizei dieser kriminellen Organisation zugerechnet werden. Allein in der Landeshauptstadt gab es in jüngster Zeit drei Anschläge: Am 11. Juli explodierte ein Sprengsatz vor einem Geschäftshaus an der Berliner Allee. Vier Tage später soll ein Unbekannter auf eine Eingangstür geschossen haben. Und am 18. August gab es eine Sprengung vor einem Haus im Hafen. Warum jetzt zum zweiten Mal ein Geschäft von LFDY womöglich zum Ziel in einem Drogenkrieg geworden ist – das müssen die Ermittler nun herausfinden. „Als Unternehmen sind wir jetzt besonders auf die Ermittlungsarbeit der Polizei angewiesen, damit diese feigen Taten schnellstmöglich aufgeklärt werden“, schreibt eine Sprecherin der Düsseldorfer Modemarke.

Die LFDY-Zentrale sitzt an der Schloßstraße in Pempelforth

LFDY-Gründer Lorenz „Lolo“ Amend war am Mittwoch nicht für ein Gespräch zu erreichen, er machte sich ein persönliches Bild am Tatort in Köln. Das Geschäft wurde nach Angaben des Unternehmens „zerstört“. Gegen fünf Uhr früh explodierte ein Sprengsatz, Feuer flackerten im Verkaufsraum auf. „Zum Glück wurde bisher niemand von uns verletzt“, sagt eine Düsseldorfer Mitarbeiterin des Unternehmens.

LFDY hat 160 Beschäftigte und ist in der Landeshauptstadt sehr präsent. Die Zentrale sitzt an der Schloßstraße in Pempelfort. An der Königsberger Straße in Lierenfeld wurde gerade ein fast 10.000 Quadratmeter großer Lagerstandort eröffnet – im Beisein von Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU). Außerdem ist LFDY seit 2021 Hauptsponsor eines lokalen Basketballteams und hat den Bau eines Basketball-Feldes in Flingern finanziert. Am Samstag wird dort ein großes 3x3-Turnier stattfinden.

Das Düsseldorfer Geschäft der Modemarke an der Ackerstraße wird ab sofort nachts von Sicherheitsleuten geschützt, heißt es aus dem Kreis der Mitarbeiter. Das Geschäft in Amsterdam wird erst in zwei Wochen wieder aufmachen können, die Schäden in Köln sind noch nicht absehbar. In einem Instagram-Beitrag von LFDY hieß es am Mittwochnachmittag: „We are still in shock. It’s a crazy world we are living in. Stay safe.“