Kirchengemeinde in Düsseldorf 125 Jahre Friedenskirche in Düsseldorf

Düsseldorf · Die evangelische Kirche an der Florastraße feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen – und zwar einen ganzen Monat lang.

 Pfarrerin Konstanze Meschke ist seit 2006 in der Gemeinde der Friedenskirche tätig.

Pfarrerin Konstanze Meschke ist seit 2006 in der Gemeinde der Friedenskirche tätig.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

War Düsseldorf um 1800 noch eine überwiegend katholische Stadt – protestantische Kirchen waren sogenannte „Hinterhofkirchen“ an versteckten Plätzen – veränderte sich das nach und nach. Die Bevölkerung wuchs stetig, und so wohnten 1880 bereits mehr als 45.000 evangelische Menschen in der Stadt, unter ihnen viele preußische Beamtenfamilien, die vorrangig in Bilk und Friedrichstadt lebten. Nachdem im Dezember 1881 die Johanneskirche als erste evangelische Kirche, die nicht in einem Hinterhof stand, die man also sehen durfte, geweiht worden war, wünschte man sich auch in diesen Stadteilen neue Kirchen. Und so wurde 1893 neben dem Bau der Christuskirche an der Kruppstraße die Errichtung der Friedenskirche beschlossen. „Die Kirche mit 1400 Plätzen sollte einen zentralen Kuppelbau erhalten und 300 000 Goldmark kosten“, erzählt Pfarrerin Konstanze Meschke. Die 61-jährige Düsseldorferin ist seit 2006 in der Gemeinde tätig und hat 2015 die erste Pfarrstelle übernommen – mit der Geschichte „ihrer“ Kirche hat sie sich seitdem eingehend beschäftigt.

Künstler Eduard von Gebhardt
hat die Kirche ausgemalt

Eingeweiht wurde die Friedenskirche am 31. Oktober 1899, etwa ein Jahr nachdem der in Düsseldorf sehr beliebte Künstler Eduard von Gebhardt mit der Ausmalung der Kirche begonnen hatte. Fast zehn Jahre benötigte er für seine außergewöhnlichen Wandgemälde, durch die die Kirche weit über Düsseldorfs Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde. „Bis die Kirche im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, war es durchaus üblich, dass ständig Reisebusse in der Florastraße standen, weil Touristen die ‚Bilderbibel‘ an den Kirchenwänden besichtigten“, erzählt Meschke. Das Besondere an den Bildern war, dass der Künstler die Menschen mit Gesichtern der damaligen Gemeindemitglieder ausgestattet hatte und ihre Kleidung der zu Zeiten Luthers am Niederrhein üblichen entsprach. Ein Gemälde, das die Übergabe der Wandgemälde am 11. Mai 1907 im Beisein des deutschen Kronprinzen zeigt, ist noch heute in der Kirche zu sehen.

Damals verfügte die Friedenskirche über vier Bronzeglocken, von denen drei im Ersten Weltkrieg zu Kanonen umgeschmolzen wurden – diese wurden später durch drei neue Glocken aus Stahl ersetzt, die den Zweiten Weltkrieg überdauerten und heute noch im Kirchenturm vorhanden sind. Die Kirche selbst allerdings, mit ihren unwiederbringlichen Wandbildern, wurde beim Pfingstangriff auf die Stadt Düsseldorf im Jahr 1943, neben vielen anderen Kirchen, fast vollständig zerstört. Allerdings hatten rund 80 Menschen Zuflucht im Keller der Kirche gefunden – sie überlebten den Angriff unverletzt. Nach dem Krieg, so die Pfarrerin, sei lange überlegt worden, was mit der Kirche geschehen sollte, auch über einen vollständigen Abriss sei nachgedacht worden. Schließlich wurde jedoch entschieden, sie – wenn auch deutlich schlichter und schnörkelloser – wiederaufzubauen.

1953 versammelte sich die Gemeinde erstmals in ihrem neuen Gotteshaus, und 1954 erhielt die Friedenskirche ihre drei vom Künstler Martin Domke geschaffenen Chorfenster mit Darstellungen von Johannes dem Täufer, Christus sowie dem Apostel Paulus, die auch heute noch der Blickfang für Besucher sind. „Leider konnte die ursprünglich geplante Gestaltung der übrigen zwölf Fenster an den Seiten aus Kostengründen bis heute nicht realisiert werden – aber natürlich wünschen wir uns neue Fenster, die energietechnisch sinnvoller sind“, sagt Meschke.

In den vergangenen Jahren wurde die Kirche mehrfach renoviert, insbesondere wurde sie von 1997 bis 1999 zum 100-jährigen Bestehen verschönert – Kellergewölbe und Sakristei wurden saniert, der eigentliche Kirchraum erhielt sogar eine neue Fußbodenheizung. Im Zuge dieser Arbeiten wurde mithilfe des Denkmalamts auch die unter der Sakristei liegende alte Krypta gefunden und wiederhergerichtet – heute wird dieser wunderbare Raum gern für Taufen genutzt. Pfarrerin Meschke freut sich nun darauf, mit den Düsseldorfern das 125-jährige Bestehen der Friedenskirche zu feiern – den Anfang macht das Gemeindefest am 29. September.