Umzug in Düsseldorf Die Beratungsstelle der Drogenhilfe ist umgezogen

Bilk. · Bislang war die Beratungsstelle der Düsseldorfer Drogenhilfe am Worringer Platz zu finden. Nun ist die Einrichtung umgezogen – in ein deutlich bürgerlicheres Milieu. Und ist froh darum.

Kathleen Otterbach leitet den Bereich Beratung und Prävention. Die Beratungsstelle ist nun vom Worringer Platz nach Bilk gezogen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Helle Wände, gefällige Kunst, Standard-Büromöbel und ein netter Wartebereich extra für Kinder: Die neuen Räumlichkeiten der Beratungsstelle der Düsseldorfer Drogenhilfe könnte man mit einer Arztpraxis verwechseln, mit einer Steuerberatung oder einer Behörde. Es gibt Büro- und Konferenzräume, ein Wartezimmer, eine Kaffeeküche. Der erste Eindruck: unauffällig, fast ein bisschen langweilig. Und das ist
gewollt.

„Unser Ziel ist, dass unsere Klienten sich wohlfühlen“, sagt Kathleen Otterbach, die den Bereich Beratung und Prävention der Drogenhilfe leitet. „Und wir bekommen hier sehr positive Rückmeldungen.“ Zufrieden schaut sie sich in ihrem noch etwas leeren neuen Büro um.

Wer Drogenhilfe hört, denkt an harte Drogen. An Abhängige, an den Konsumraum in der Nähe des Worringer Platzes. An die Szene rund um den Hauptbahnhof, das ganz große Elend. Zu der Arbeit des Vereins gehört aber nicht nur die sogenannte Überlebenshilfe, also die niedrigschwelligen Angebote für die, die ganz tief in die Sucht und alle damit verbundenen Probleme – Prostitution, Beschaffungskriminalität, psychische und physische Erkrankungen – gerutscht sind. Neben betreutem Wohnen und Therapie bietet die Drogenhilfe auch Beratung für Menschen, die das Gefühl haben, ihr Konsum entgleite ihnen langsam.

Wer früher mal auf Partys an einem Joint gezogen hat, kifft jetzt regelmäßig. Oder der Führerschein ist in Gefahr. Eine weitere Zielgruppe sind Angehörige von Betroffenen: Eltern, die bei ihren Kindern ein paar Tabletten gefunden haben. Partner, die das Gefühl haben, in der Beziehung stimmt etwas nicht – wegen Drogen. Auch Lehrer und Sozialarbeiter können sich an die Beratungsstelle wenden.

Sie alle sind im Haus Johannes-Weyer-Straße 1 richtig. Auch von außen wirkt das Gebäude in einer Seitenstraße der Witzelstraße vollkommen unauffällig. „Unsere Zielgruppe fand es manchmal etwas unangenehm, uns in den Räumlichkeiten an der Erkrather Straße zu besuchen“, sagt Otterbach. Viele fürchteten das Stigma. Die Leiterin und ihr Team freuen sich nun über mehr Platz und die ruhige, aber zentrale Lage ihres neuen Standorts, nahe der Universität und zwischen den Haltestellen „Auf’m Hennekamp“ und „Uni-Kliniken“.

In der Corona-Krise allerdings findet der Erstkontakt normalerweise telefonisch statt. „Dank Corona haben wir gemerkt: Das ist eine wirklich gute Option für uns“, sagt Otterbach. In der Telefonsprechstunde können sich Interessente melden und erfragen, ob sie mit ihrem Anliegen bei der Beratungsstelle richtig sind. Dann nimmt der passende Berater mit ihnen Kontakt auf. Gegebenenfalls verabreden beide dann anschließend ein persönliches Treffen.

750 bis 800 Personen pro Jahr berät die Stelle mit ihren neun Mitarbeitern, meist Sozialpädagogen oder Sozialarbeiter mit einer therapeutischen Zusatzausbildung. Die Beratungsstelle arbeitet dabei – wie ihr Mutterverein – „zieloffen“, so drückt es Kathleen Otterbach aus. „Es geht nicht immer um totale Abstinzenz“, erklärt sie. „Oft können sich die Klienten das zunächst auch gar nicht vorstellen.“ Es sei auch in Ordnung, wenn jemand seinen Konsum reduzieren und in geordnete Bahnen lenken wolle. Dann hilft die Beratungsstelle mit Gesprächen, Übungen und nach Bedarf auch mit Therapieangeboten.

Andersherum wollten Eltern, die ihr Kind beim Kiffen erwischt hätten, natürlich meist am liebsten, dass das nie wieder geschieht, so Otterbach. „Klar ist aber: Das Verbot alleine wird es nicht bringen.“ Die Beratungsstelle hilft Müttern und Vätern darum, die Situation realistisch einzuschätzen: Liegt bereits ein problematischer Konsum vor oder handelt es sich nur um ein Probierverhalten, das gerade bei Teenagern ganz normal sein kann? „Das Thema Drogen ist extrem emotional“, weiß Kathleen Otterbach. „Wir helfen dabei, die Situation nüchterner zu betrachten und Handlungsoptionen zu finden.“

Ganz einfach war es für die Drogenhilfe nicht, neue Räumlichkeiten zu finden. Man habe gut zwei Dutzend Objekte angeschaut und sei bei einigen auch wegen des Namens abgelehnt worden, heißt es. Aus der neuen Nachbarschaft seien aber bislang keine kritischen Stimmen gekommen. Da habe sie auch keinerlei Befürchtungen, sagt die Bereichsleiterin. „Man wird nicht negativ bemerken, dass wir da sind.“