Drogensüchtiger drehte nach Fliegenpilz-Konsum durch

Der Angeklagte versuchte, seine Freundin aus dem Landeskrankenhaus zu befreien, und griff dabei eine Ärztin an. Nun steht er vor Gericht.

Foto: Golsch, Nikolas (nigo)

Oliver D. (50, Namen geändert) hat in seinem Leben schon viele Drogen ausprobiert. Doch ein Fliegenpilz — das war neu für ihn. Er drehte durch und randalierte im Landeskrankenhaus. Gestern saß er auf der Anklagebank. Die Richter sollen entscheiden, ob er für immer untergebracht wird.

Drogenkonsum begleitet Oliver D. schon sein ganzes Leben. So ziemlich jede Substanz hat er schon versucht. Deshalb war er Dauerpatient im Landeskrankenhaus. Zum Tatzeitpunkt befand sich seine Freundin dort stationär in Behandlung. Er selbst war draußen. Auf einer Wiese fand er einen giftigen Fliegenpilz. Er pflückte und aß ihn. Wie wirkte das? Oliver D.: „Das war anders als alles, was ich bisher nahm. Ich glaubte, 500 Meter weit hören zu können.“ In seinem Drogenwahn meinte er, er müsse seine Freundin befreien — mitten in der Nacht. Der sonst so friedliche Oliver D. drehte durch. Eine behandelnde Ärztin: „Ich hatte Angst, dass er mich umbringt.“ Zuerst randalierte er an der Kliniktüre. Als er verschwand, suchten die Ärzte in der Dunkelheit das Gelände ab. Da tauchte er wieder auf. Die Medizinerin: „Er stand neben mir und hatte einen Holzpflock in der Hand.“ Sie flüchtete.

Der Patient verfolgte sie, fluchte dabei unflätig. Dann gelang es ihm, ins Haus zu kommen und auf die Station. Die Ärztin: „Er hat alles verwüstet. Da lagen Pflanzen und Steine auf dem Boden.“ Eine Mitarbeiterin wurde am Arm verletzt.

Die Polizei konnte Oliver D. überwältigen. Gestern entschuldigte er sich. Sein Anwalt Marcus Hertel sagte: „Sie wissen schon, dass dieser Pilz giftig ist? Das hätte auch tödlich enden können.“ Oliver D. nickte. „Ich werde in Zukunft die Finger davon lassen.“ Derzeit ist er vorübergehend in Psychiatrie untergebracht. Dort versucht er, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Er gilt als angepasst und unproblematisch.

Seine Ärztin bestätigt: „Ich habe ihn tatsächlich nur aggressiv erlebt, wenn er Drogen genommen hatte.“ Der Prozess wird fortgesetzt.