Drogenszene Drogenszene: Stadt will zwei neue Hilfszentren

Düsseldorf · Psychosoziale Betreuung soll verbessert werden. Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten geplant.

Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke (rechts) macht vor, wie man sich richtig die Hände desinfiziert.

Foto: Siekmeyer

Rund 1400 Drogensüchtige in Düsseldorf nehmen mehr oder weniger regelmäßig am Methadon-Programm teil. Vor zwei Jahren ist die Stadt ausgestiegen. „Weil wir nicht in Konkurrenz zu kassenärztlichen Leistungen treten wollten“, so Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke. Doch nun will sich die Stadt erneut engagieren. Die psychosoziale Betreuung soll verbessert werden. Dazu sind zwei neue Hilfszentren geplant. Zusammen mit niedergelassenen Ärzten, die jetzt bereits Methadon ausgeben, will man auch neue Wege beschreiten.

Es sei wichtig, dass die Drogenabhängigen nicht nur kommen, um sich das Methadon abzuholen. „Wir brauchen eine bessere psychosoziale Betreuung, um eine erfolgreiche Resozialisierung zu ermöglichen“, fordert Meyer-Falcke, „wir müssen die Menschen an die Hand nehmen.“ Denn bei dem Personenkreis handele es sich oft um Patienten, die sich im normalen Alltag nicht mehr allein zurecht finden: „Die brauchen Unterstützung vom Aufstehen bis zum Hinlegen.“

Zurzeit gibt es insgesamt elf Betreuer, die sich um die Drogenszene kümmern, fünf von der Stadt, weitere fünf vom Sozialdienst Katholischer Männer und Frauen sowie ein weiterer Berater von der Organisation Exit. Das sei aber für einen Kreis von 1400 bis 1500 Personen viel zu wenig. Darum plant die Stadt, zwei neue Hilfezentren, die nah an der Szene sein sollen. Geplant sind die dezentralen Hilfszentren an der Merowinger Straße und im Bereich Charlottenstraße.

Dort hat Valentin Agadzanov bereits seine psychotherapeutische Praxis und arbeitet mit Methadon-Patienten. „Es gibt bisher keine ambulante Rehabilitation. Da sind auch die Krankenkassen in der Pflicht“, kritisiert er die bisherige Praxis. Agadzanov versucht, neue Wege zu gehen: „Wir brauchen ein flankierendes Angebot für die Drogensüchtigen. Das reicht von Sport, Ergotherapie bis zu Kunst.“ Das müsse aber organisiert und finanziert werden. Und selbst wenn es eine Finanzierung durch die Krankenkasse gibt, scheitere es oft daran, dass Drogensüchtige in manchen Praxen für Ergotherapie keinen Platz bekommen: „Dabei kann man das vielen Menschen überhaupt nicht ansehen, dass sie ein Drogenproblem haben.“

Große Hoffnung setzt der Psychotherapeut in ein Projekt, das er zusammen mit dem Triathleten Andreas Niedrig an den Start bringen möchte. Der 52-Jährige, der jahrelang zur deutschen Spitze gehört und beim Ironman auf Hawaii 2001 den siebten Platz erreichte, hat selbst eine Suchtkarriere hinter sich und gibt inzwischen Seminare als Motivationscoach. Mit ihm würde Agadzanov gerne ein Pilotprojekt für seine Methadon-Patienten auf den Weg bringen. „Wir müssen neue Wege gehen“, sagt Andreas Meyer-Falcke. Er betont, dass die Stadt für alle Ideen offen ist. Wichtig sei, dass es für die Betroffenen kurze Wege gebe.