Prozess in Düsseldorf Autohändler sollen 37 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben

Düsseldorf · Mehrere Autohändler sollen sich als Bande zusammen getan und mit Scheinfirmen Steuern hinterzogen haben.

Ein Fußgänger geht am Gebäude des Amtsgerichts und Landgerichts Düsseldorf vorbei.

Foto: dpa/Marius Becker

Nach einem der größten Fahndungserfolge der Europäischen Staatsanwaltschaft gegen eine Gruppe vermeintlicher Autobetrüger hat vor dem Düsseldorfer Landgericht der Prozess gegen vier tatverdächtige Männer und eine Frau im Alter zwischen 36 und 47 Jahren begonnen. In wechselnder Besetzung soll das Quintett durch betrügerische Autoverkäufe innerhalb von fünf Jahren rund 37 Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben. Bei Verkäufen von weit mehr als 10 000 Fahrzeugen mit einem Gesamtvolumen von annähernd 200 Millionen Euro soll die Truppe durch betrügerische Tricksereien jeweils die Mehrwertsteuer einkassiert und heimlich eingesteckt haben.

Nach mehrjähriger Ermittlungsarbeit der Europäischen Staatsanwaltschaft war das Firmengefecht, das angeblich den Angeklagten zuzurechnen sein soll, Mitte 2023 durch eine riesige Polizeiaktion zerschlagen worden. Mehr als 2000 Fahnder von Steuer, Zoll und Polizei hatten sich damals in sieben europäischen Ländern auf den Weg gemacht, um 450 Durchsuchungsbefehle sowie fünf Haftbefehle gegen die jetzt angeklagten Hauptverdächtigen zu vollstrecken.

Der breit aufgestellten Betrügerbande wurden bereits damals insgesamt mehr als 60 Personen zugerechnet, die teils als Akteure, teils als Helfer oder Mittäter an den Autogeschäften beteiligt gewesen sein sollen, darunter auch Händler aus Neuss, Erkrath, Haan und Düsseldorf. Um diesem Personenkreis das Handwerk zu legen, waren damals Firmen, Gebäude und Autohäuser in Belgien, Deutschland, Italien, Portugal, Niederlande, Spanien und Ungarn durchsucht worden.

Der Verdacht der Ermittler: In konspirativem Zusammenwirken sollen die Drahtzieher über Jahre hinweg (von Mitte 2018 bis Juni 2023) einen europaweiten Betrügerring erschaffen und permanent weiter ausgebaut haben.

Drahtzieher sollen einen Betrügerring erschaffen haben

So soll einer der verdächtigten Autohändler aus dem Linksrheinischen bereits seit 2005 im Autohandel tätig gewesen sein – und schon dabei viele Kontakte im In- und Ausland geknüpft haben. Davon habe er mit den übrigen Tatverdächtigen danach kräftig profitiert, als es um angebliche Verkäufe von Luxuskarossen der Marken Mercedes, Porsche oder Audi ging.

Formell wurden jene Fahrzeuge durch deutsche Zweitfirmen bei deutschen Autohäusern zunächst angekauft – inklusive der fälligen Mehrwertsteuer, die von den Finanzbehörden später wieder erstattet wurde. Bei Geschäften unter Gewerbetreibenden ist das legal. Danach allerdings wurden diese frisch erworbenen Autos angeblich an Briefkastenfirmen ins Ausland vermittelt.

Doch tatsächlich sollen die Fahrzeuge auch an Endverbraucher verkauft und geliefert worden sein. Und die dabei dann kassierte Mehrwertsteuer sollen die Angeklagten und ein ganzer Stab von Helfern und Helfershelfern schlichtweg in die eigenen Taschen gesteckt haben.

In Medienberichten über die Polizei-Aktion vom Sommer 2023 hieß es sogar, etliche Bandenmitglieder hätten ihre so ergaunerten Gewinne ganz fix und gezielt in weitere kriminelle Geschäfte investiert. Beschlagnahmt wurden damals jedenfalls ganze Fuhrparks bei mit verdächtigen Autohäusern, aber auch Immobilien und erhebliche Bargeldbeträge. Dadurch soll der bisher errechnete Steuerschaden später zumindest teilweise ausgeglichen werden.

Nach der Verlesung der Anklagevorwürfe der Europäischen Staatsanwaltschaft (die hier vertreten wird durch zwei Ankläger aus Köln) rechnen Insider jetzt damit, dass an einem der nächsten von insgesamt zehn geplanten Prozesstagen ein förmliches Rechtsgespräch hinter verschlossenen Türen angeregt wird. Mit einem Urteil könnte nach bisheriger Gerichtsplanung dann frühestens Ende August zu rechnen sein.