Düsseldorfer Kommunalwahl 2020 CDU-OB-Kandidat Stephan Keller: Noch nicht nominiert, aber schon unter Feuer
Düsseldorf · Am Freitag will die CDU-Spitze ihren OB-Kandidaten den Gremien vorstellen, doch seine drei Mitbewerber Thomas Geisel, Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Stefan Engstfeld äußern sich schon jetzt zu Stephan Keller.
Die Düsseldorfer CDU ging am Donnerstag lange auf Tauchstation. Offenbar hatte sie der Exklusiv-Bericht in der WZ, wonach nun der Kölner Stadtdirektor Stephan Keller als OB-Kandidat antritt, ein wenig auf dem falschen Fuß erwischt. Keller bestätigte daraufhin unter anderem der DPA und der „Rheinischen Post“, dass er zur Verfügung stehe. Am nächsten Dienstag wollten Parteichef Thomas Jarzombek und Fraktionschef Rüdiger Gutt eigentlich die größere Findungskommission, dann den Parteivorstand und danach die Presse über die Personalie informieren, über die in Düsseldorf seit Monaten spekuliert und diskutiert wird. Nun unterrichtet Jarzombek die Gremien schon am Freitag, „danach erst stehe ich für alle Fragen zur Verfügung“, beantwortete der Parteivorsitzende eine Anfrage unserer Redaktion. Gewählt wird der Spitzenkandidat und Herausforderer von OB Thomas Geisel (SPD) offiziell auf dem CDU-Kreisparteitag am 29. Februar.
Die CDU in Köln reagierte dagegen prompt auf den Weggang „ihres“ Stadtdirektors in die ungeliebte Landeshauptstadt: „Wir bedauern sehr, dass es Stephan Keller wieder nach Düsseldorf zieht. Wir schätzen seine Arbeit in und für Köln sehr“, sagte der Kölner CDU-Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau dem „Kölner Stadtanzeiger“ am Donnerstag. Keller habe sich in Köln „als durchsetzungsstarker Manager erwiesen“, der die Verwaltungsstrukturen insgesamt modernisiert habe. Petelkau: „Er bringt die besten Voraussetzungen dafür mit, das Düsseldorfer Rathaus professionell zu führen und die Landeshauptstadt nach vorne zu bringen.“
Was sagen Geisel und Strack-Zimmermann zu Keller?
OB Thomas Geisel zeigte sich gegenüber der WZ ein wenig überrascht, „weil Stephan Keller ja vor einigen Monaten explizit ausgeschlossen hatte, als OB-Kandidat nach Düsseldorf zurückzukehren“. Insofern habe er ein wenig Zweifel, ob Keller wirklich „den absoluten Willen hat“, OB zu werden. Ansonsten äußert er sich wohlwollend: „Stephan Keller und ich sind per Du, ich habe gut mit ihm als Ordnungs- und Verkehrsdezernent zusammengearbeitet und ihn als sehr gewissenhaften Beigeordneten erlebt.“ Zudem sei Keller stets ein „fairer Kollege“ gewesen, weshalb er, Geisel, nun auch von einem „fairen, zivilisierten Wahlkampf“ mit dem CDU-Mann ausgehe.
Aus Sicht der OB-Kandidatin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ist die Kandidatur von Keller keine gute Nachricht für die Stadt. Sie weist darauf hin, dass Keller in seiner Zeit in Düsseldorf „alle Gaslaternen abschaffen wollte, als Verkehrsdezernent die Verkehrswende nicht innovativ voran gebracht hat und als Ordnungsdezernent Alkoholkonsum auf der Straße verbieten wollte“. Wenig wohlwollend fällt auch Strack-Zimmermanns Einschätzung im Hinblick auf Kellers Motivation aus: „Er ist todunglücklich in Köln und rettet sich jetzt nach Düsseldorf.“
Wie schlägt sich Keller im Kampf mit politischen Alphatieren?
Geradezu harmonisch dagegen Stefan Engstfeld, der Kandidat der Grünen, der gerade in Großbritannien weilt und am Freitag in London den Brexit live vor Ort verfolgt: „Ich freue mich auf einen wirklich spannenden Wettbewerb mit allen Kandidaten, nun auch auf den mit Stephan Keller, den ich persönlich kenne und mit dem ich keinerlei Problem habe.“
Die große Frage in den nächsten Wochen und Monaten wird sein, ob der promovierte Jurist und Verwaltungsfachmann Stephan Keller auch Wahlkampf kann. Und wie er im Duell mit solchen politischen Alphatieren wie Geisel und Strack-Zimmermannn zurechtkommt: Sieht Keller da schlecht aus oder kann er sich im Gegenteil als ruhiger, kundiger Problemlöser positiv abheben? Von einem darf man jedenfalls bei dem schon lange in Wersten wohnenen Vater von drei Kindern ausgehen: Dass er nach gut fünf Jahren als Dezernent im Düsseldorfer Rathaus, aber mehr noch nach drei Jahren als Stadtirektor in Köln kommunalpolitisch mit allen Wassern gewaschen ist.