Erkenntnisse eines Ex-Oberbürgermeisters: Geisel spricht bei einem Flötenkonzert über Persönliches Thomas Geisel spielt die erste Flöte

Düsseldorf. · Der Ex-Oberbürgermeister sagt, „dass sich die Entzugserscheinungen sehr in Grenzen halten“.

Thomas Geisel und die Profi-Musikerin Ruth Legelli gaben am Sonntag unter anderem im DRK-Seniorenzentrum Wersten ein Konzert.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Von jetzt auf gleich ist das Leben anders. Für Thomas Geisel (SPD) ereignete sich dieser Moment am 27. September, als er in der Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt gegen Stephan Keller (CDU) verlor.

Der Wahlkampfstress sei längst von ihm abgefallen, sagt er. „Ich habe erfreut festgestellt, dass sich die Entzugserscheinungen sehr in Grenzen halten“, meint er. „Die einzige Folgeerscheinung ist, dass ich biologisch immer noch so programmiert bin, dass ich um halb fünf morgens aufwache. Das kann man wohl nicht von einem Tag auf den nächsten einfach abstellen.“ Aber er drehe sich dann einfach um und schlafe wieder ein.

Am Wochenende war Geisel mal wieder öffentlich zu erleben. Mit der 1. Flötistin der Düsseldorfer Symphoniker, Ruth Legelli, gab er zwei Konzerte in DRK-Altenheimen. Die Bewohner des Altenheims in Wersten schoben die Gardinen beiseite und öffneten die Fenster, damit sie möglichst viel von dem Konzert im Garten mitbekommen konnten. Zusätzlich wurde die Darbietung über das Hausradio übertragen. Dem Duo machte es sichtlich Spaß, vor diesem Publikum zu spielen, denn trotz Zeitdrucks – es sollte rasch das Mittagessen geben – war es kaum zu stoppen. Von Weitem waren Bewohner zu hören, die leise die Weihnachtslieder zur Instrumental-Einlage mitsangen. „Unsere Senioren sind sehr glücklich. Solche Veranstaltungen kennen sie ja zurzeit gar nicht“, sagte Jasmin Schürgers vom DRK.

Geisel, der das OB-Amt am 1. November an Keller übergeben hat, spielt schon seit seiner Kindheit Querflöte. Lange Zeit habe er das Spiel vernachlässigt, erzählte er am Rande des Konzertes. „Aber dann habe ich von der Verwaltungskonferenz zwei Flötenstunden bei Ruth Legelli geschenkt bekommen. Seitdem musizieren wir gemeinsam.“

In diesen eineinhalb Jahren sei er immer besser geworden und zeige viel Kondition, findet Legelli. In dem Duo spielt der Ex-Oberbürgermeister die erste Flöte. „Das macht mehr Spaß, und die Ruth passt auf, dass ich mich nicht vergaloppiere. Man muss dazu allerdings sagen, ich bin vielleicht die erste Stimme, aber eigentlich spiele ich die zweite Geige.“

Jetzt hat Geisel wieder
mehr Zeit für die Familie

Was macht er sonst? Über mangelnde Beschäftigung könne er nicht klagen, sagt Geisel. „Da fällt mir genug ein, und in den letzten Jahren ist auch viel liegengeblieben.“ Außerdem könne er sich jetzt mehr um seine Familie kümmern. „Da gibt es so einiges, was mir am Herzen liegt.“

Natürlich fühle er sich durch Corona beeinträchtigt, er wisse aber auch, wie gut es ihm im Vergleich zu denen, die allein seien, gehe. „Schön war die Zeit nicht. Wir brauchen alle menschliche Nähe wie die Luft zum Atmen, und die fehlt manchmal. Aber für mich ist das nicht so schlimm. Ich habe fünf Kinder, und wenn wir zu siebt zu Hause sind, ist immer was los. Mir geht es gut, und ich bin zufrieden.“

Seine Pläne für die Zukunft
will er noch nicht verraten

Das Kapitel Oberbürgermeister scheint er erst einmal abgeschlossen zu haben. „Ich hatte sechs tolle Jahre. Aber vielleicht ist es auch gar nicht so schlimm, dass sie vorbei sind. Ich mag den Grundsatz: Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch etwas Gutes enthält. Jetzt kommt etwas Neues. Das ist auch nicht schlecht.“ Pläne für die Zukunft hat er, er will sie aber noch nicht verraten.

Wie bei vielen anderen Menschen auch hat die Weihnachtszeit auch bei Familie Geisel dieses Jahr schon etwas früher angefangen. „Den Baum haben wir schon am 1. Advent aufgestellt. Wenn man so viel Zeit zu Hause verbringt, ist das nett“, findet er. Die Geschenke habe er auch schon fast alle. „Teilweise sind sie sogar schon verteilt und werden bereits benutzt. Aber Weihnachten kommen sie noch mal unter den Baum“, erzählte er.

Eigentlich hatte die Familie vor, über die Feiertage in Österreich Ski zu fahren, aber daraus wird nichts. „Wir werden nun zuhause schön kochen, im begrenzten Umfang bescheren und ein wenig musizieren.“ Geisel ist nämlich nicht der einzige Musiker in der Familie. Eine Tochter spielt Klavier und Flöte und zwei Töchter Klavier. „Die haben ein kleines musikalisches Programm vorbereitet“, freut Geisel sich.