Serie Düsseldorfs besondere Straßen Eine der ältesten Straßen Düsseldorfs
Düsseldorf · In loser Folge erzählen wir Geschichten, die sich hinter Straßenschildern verbergen. Diesmal: die Straße Altestadt.
An diesem Nachmittag herrscht eine ganz besondere Atmosphäre am Eingang der Straße Altestadt. In der Basilika St. Lambertus wird an der Orgel geübt und so wehen festliche Töne durch die Straße. Eine junge Frau bleibt versunken stehen, lauscht einem Moment der Musik, und seufzt: „Wie schön“, bevor sie weiterzieht. Derweil kniet ein Mann vor der Kreuzigungsgruppe an der Seite der St. Lambertus Basilika nieder, um intensiv zu beten. Möglicherweise ein Pilger, denn dort führt der alte Jakobsweg entlang - es war der Weg, der von Dortmund über Ratingen nach Neuss und weiter über Aachen ins belgische Lüttich führt und auf den einen Stele auf dem angrenzenden Stiftsplatz hinweist.
Die Straße Altestadt gehört mit der Liefergasse und der ehemaligen Krämerstraße zu den ältesten Straßen Düsseldorfs, sie war zum Zeitpunkt der Stadterhebung 1288 bereits vorhanden. Sie dürfte aber auch – trotz ihrer Bedeutung – eine der weniger bekannten Straße der Stadt sein, zumindest was den Namen angeht. So wird die knapp 200 Meter lange Straße zwischen der Rheinuferpromenade und dem Kreuzungsbereich mit der Liefer- und der Ursulinengasse häufig für die Fortsetzung der Ratinger Straße gehalten. Doch während es auf der Ratinger mit den vielen Kneipen sehr lebhaft zugeht, herrscht in der Altestadt viel Ruhe. Nur wenige Menschen durchqueren die mit Kopfstein gepflasterte Straße, Gruppen bei einer Stadtführung sieht man dort allerdings regelmäßig, denn die Straße hat viel zu bieten, jedes der dortigen Gebäude füllt bei Wikipedia gleich mehrere Seiten.
„Außer von der St.-Lambertus-Kirche sind belastbare Unterlagen mit Daten von Gebäuden, Häusernamen und Eigentümern erst ab dem 17. Jahrhundert vorhanden“, wird dort allerdings angeführt. Als Grund dafür wird vor allem die Explosion des in nördlicher Nachbarschaft gelegenen Pulverturmes 1634 und die kriegerischen Bombardements von 1758 (Siebenjähriger Krieg und 1794 (Erster Koalitionskrieg) angeführt, die zu Zerstörung der damaligen Bauten führten.
Heute sind nur noch auf der linken Seite der Straße (vom Rhein aus) die Häuser, die eine gerade Nummer tragen, älteren Datums. Ihr Erscheinungsbild beeindruckt, auch wenn man die teilweise lange Historie der Gebäude nicht kennt. Zu diesen zählt direkt an der Rheinuferpromenade die Josephskapelle, die als Juwel der Barockarchitektur gilt und heute eine Heimat für die orthodoxe Gemeinde St. Nikolaus bietet. Direkt daneben erhebt sich das ehemalige Theresien-Hospital, welches 2011 bis 2014 in Luxuswohnungen umgebaut wurde.
Das Haus Altestadt Nummer 6 wird auf um 1630 datiert. Seine heutige Backsteinfassade war ursprünglich verputzt gewesen. Bei einer vollständigen Modernisierung 1984 hat das Gebäude noch einen hohen Schweifgiebel erhalten, wie er ursprünglich einmal vorhanden gewesen sein soll. Das letzte Gebäude auf dieser Seite der Altestadt, das Haus Nummer 14, wird von Gastwirtschaften genutzt. Das Kreuzherrneck feierte unlängst das 70-jährige Bestehen, seit Ende der 1960er-Jahre besteht bereits die Pizzeria Pinocchio und daneben befindet sich das Restaurant Parlin, früher war dort das legendäre Café Bagel untergebracht. Wer daran vorbei kommt, sollte unbedingt einen Blick auf die prächtige barocke Stuckdecke und das alte Wappenrelief über der Tür werfen.
Die Möglichkeit ruhig zu wohnen, aber mit wenigen Schritten im Altstadttrubel zu gelangen, bietet die andere Straßenseite der Altestadt. Dort hatte seit 1873 die Brauerei Schlösser ihren Standort unter anderem mit einem großen Bürgersaal. Um 1990 wurden der gesamte Komplex abgerissen und danach auf dem Grundstück ein langer, gelb verklinkerter Gebäuderiegel mit Wohnungen, einer Kita und Geschäfts- und Büroräumen errichtet. Dort befinden sich heute unter anderem ein Kiosk und Galerien. „Hier stoßen mehrere Welten aufeinander, moderne und historische Gebäude, die quirlige Altstadt und die ruhige Altestadt. Das macht für mich den Reiz aus, hier zu leben“, sagt Anja, die vor drei Jahren in die Altestadt zog.