NRW Ehrenamtler werden zu digitalen Lotsen geschult
Holthausen · Durch den Corona-Stillstand waren vor allem ältere Menschen abgehängt, deswegen bietet das Zentrum plus ein Schulungsangebot. Ehrenamtlerin Anna M. Stein ist eine von denen, die sich als digitale Multiplikatorin schulen lassen.
Durch ihren Beruf als Diplom-Krankenschwester und Röntgenassistentin hatte Anne M. Stein immer schon viel mit Technik zu tun, und auch die laufende Digitalisierung bei ihrer Arbeit im Krankenhaus waren für die Holthausenerin nie ein Problem. Doch um das Thema Computer und Internet hatte sie nach dem Eintritt in die Rente bislang immer einen Bogen gemacht. Wenn sie Fragen hatte oder etwas erledigt haben wollte, was nur digital ging, fragte sie ihre Tochter. Diese Zeiten sind nun vorbei, was auch Corona geschuldet ist.
Denn als während der Pandemie auch die Begegnungsstätten schließen mussten, saßen viele ältere Menschen plötzlich allein zu Hause. „In den vergangenen Monaten hat insbesondere die ältere Generation erfahren müssen, wie wichtig und wertvoll digitale Technologien und Soziale Netzwerke für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Miteinander sind. Wer in Pandemiezeiten nicht online ist, der ist abgehängt“, beschreibt es Nina Becker vom Zentrum plus des ASB in Holthausen.
Sonderprogramm finanziert
die Schulungen
Weil digital unterwegs zu sein heutzutage auch bedeutet, Lebensqualität erhalten und zu steigern, wurde mit der Förderung aus einem Sonderprogramm der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW das Programm „Digital unterwegs mit Dirk und Gisela“ aufgelegt. Damit sollen Internet-Abstinenzler digital fit gemacht werden. Gesucht wurden dafür freiwillige Helfer, die ein Grundwissen mitbringen und für ihren ehrenamtlichen Einsatz geschult werden. Denn sie sollen künftig als Multiplikatoren dienen.
Eine von denen, die sich gemeldet hat, ist Anna M. Stein. Die Ruheständlerin wandte sich 2019 an das Zentrum plus an der Henkelstraße und fragte an, ob man dort ihre Hilfe als Ehrenamtliche benötigen würde.Die beiden hauptamtlichen Kräfte Nina Becker und Uschi Lauterjung waren gleich begeistert. Gemeinsam überlegten sie sich ein Angebot, das maßgeschneidert auf die Seniorin ist: die Story-Teller. Stein, gebürtig aus Kroatien und in jungen Jahren nach dem Studium zum Arbeiten nach Deutschland gekommen, hatte immer schon ein Interesse an anderen Kulturen. Vor Corona wurde gemeinsam in der Gruppe gekocht, musiziert und gesungen. Der jüngste Teilnehmer ist 15, der älteste 78.
Doch dann kam die Pandemie und auch das Zentrum plus musste für längere Zeit schließen. Wie sollte man in der Zeit trotzdem den Kontakt zu anderen Menschen halten? Dieses Problem hatte auch Anna M. Stein. Sie bat ihre Tochter um Hilfe, installierte sich WhatsApp auf dem Handy, legte dort Gruppen an und kommunizierte über die Zoom-Plattform per Bildschirmkamera an ihrem PC mit den anderen Gruppenteilnehmern. Inzwischen ist sie im Umgang mit den digitalen Medien fit, weiß, wie man sich online ein Ticket fürs Museum oder eine Bahnfahrt bucht oder wie man an einem nur online gestreamten Konzert teilnimmt.
Und so lässt sie sich zum digitalen Multiplikator schulen, um das in dem Seminar erlernte Wissen weiterzugeben. Warum sie noch so viel lernen will? „Ich hasse Stillstand“, sagt Anna M. Stein: „Ich saß ja viel alleine zu Hause.“ Inzwischen treffen sich die Storyteller auch wieder vor Ort, was die Leiterin des Angebotes natürlich extrem freut.
Es gibt noch weitere Plätze für Menschen, die sich für die digitale Welt und deren Nutzen interessieren. Dafür kann man unverbindlich an einem Austauschtreffen im Zentrum plus Holthausen teilnehmen. Die Termine, die zur Auswahl stehen, sind am Donnerstag, 29. Juli, 17 bis 18.30 Uhr, und am Donnerstag, 12. August 17 bis 18.30 Uhr. Dabei werden offene Fragen zum Projekt geklärt.
Das Schulungsangebot beginnt dann am Donnerstag, 19. August, um 17 Uhr. Die Schulungsreihe ist in fünf aufeinander aufbauende Veranstaltungen unterteilt und finden an acht Abenden in den Räumlichkeiten des Zentrum plus Holthausen statt. Die Teilnehmenden werden gebeten ihre eigenen digitalen Endgeräte (Laptop oder Tablet) mitzubringen.