Tiere in Düsseldorf Düsseldorf erlebt wegen Corona einen Hunde-Boom
Düsseldorf · Immer mehr Düsseldorfer werden Hundehalter. Damit verstärkt sich ein schon vor Corona sichtbarer Trend deutlich. Hundeschulen könnten bald mehr Anfragen bekommen.
Seit dem Start der Corona-Pandemie ist die Zahl der Hunde in Düsseldorf deutlich angestiegen. Im März 2021 waren beim Steueramt 24 938 Hunde registriert und damit 1411 mehr als vor einem Jahr, als die Pandemie in Düsseldorf spürbar wurde.
Im selben Zeitraum des Vorjahres hatte sich die Zahl der Hunde nur um etwa 500 vergrößert. Allerdings begann der Trend zum Hund schon viele Jahre vor der Pandemie: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der angemeldeten Hunde in Düsseldorf um rund 5000 erhöht.
Das Tierheim sieht das erneut gestiegene Interesse an den Vierbeinern mit gemischten Gefühlen. Monika Piasetzky, Vorsitzende des Tierschutzvereins, hat bislang weder mehr Nachfrage nach Hunden noch mehr Abgaben bemerkt.
„Allerdings befürchten wir eine Welle, in der neue Tierbesitzer merken, dass ihr im vergangenen Jahr angeschafftes Tier doch nicht zu ihnen passt oder es zu viel Arbeit macht und das Tier zu uns gebracht wird“, sagt sie. Denn wer als Bürger ein Lebewesen im Handel kaufen würde, bekäme dort kaum eine vernünftige Aufklärung.
Die meisten Hunde leben als Einzeltier
Über den Hundegeschmack der Düsseldorfer lässt sich aus den Daten des Steueramts zumindest einiges erfahren. So lebt der überwiegende Teil der Hunde, rund 22 000, als Einzeltier. 1324 Hunde leben mit einem Artgenossen, 99 zu dritt. Mehr Hunde auf einem Fleck gibt es selten. Rekord ist ein Haushalt, der sieben Hunde angemeldet hat.
Wer einen Hund bei der Steuer anmeldet, muss auch die Rasse angeben. Der häufigste Eintrag in Düsseldorf lautet: „Mischling“ mit mehr als 8000 Nennungen.
Zu weiteren Angaben sagt das Steueramt nichts, die Abfrage diene hauptsächlich zur Klärung, ob ein „gefährlicher Hund“ (23 Mal in Düsseldorf) oder eine „besondere Rasse“ (36 Mal) laut Hundegesetz vorliegt. Beide Kategorien bezeichnen bestimmte Rassen, für deren Haltung eine Erlaubnis vorliegen muss. Mehr weiß auch das Amt über die vielen Hunde nicht – außer natürlich das Steueraufkommen: 2,4 Millionen Euro nahm die Stadt 2020 durch die Hundesteuer ein.
Indirekt wird auch in der Hundeschule „Richtig verknüpft“ in Niederkassel registriert, dass sich seit einem Jahr zunehmend viele Bürger einen Hund halten.
„Mir erzählen Bestandskunden, dass sie auf Spaziergängen immer mehr Leute mit jungen Hunden treffen“, sagt Viviane Strunk, Geschäftsführerin der Hundetagesstätte.
Auslaufwiesen in den Parks zum Beispiel seien oft überfüllt – und die jungen Tiere seien nicht fachgemäß erzogen.
Noch seien die kleinen Hunde händelbar. Denn wer sich beispielsweise im Sommer einen Hund angeschafft habe, der würde sich jetzt noch über ein Teenager-Tier freuen. Aber zum Problem werde es, wenn die Hunde in den kommenden Monaten geschlechtsreif
werden.
„Dann werden viele neue Halter merken, dass sie das Tier nur schlecht unter Kontrolle haben. Ich bin sicher, dass wir in der Hundeschule bald mehr Anfragen nach freien Plätzen bekommen“, sagt Viviane Strunk. Schon jetzt kämen einige Anrufe mehr als vor der Pandemie, aber es halte sich bisher noch im Rahmen.
Im Tierheim gibt es einen Fragenkatalog für Interessenten
Im Tierheim werden den Interessenten für einen neuen Hund im Haus viele Fragen gestellt. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass eine glückliche und langfristige Tier-Mensch-Beziehung entsteht: Wie viel Zeit hat der Interessent für das Tier? Wie groß ist die Wohnung? Arbeitet Herrchen oder Frauchen vorübergehend im Home-Office?
Erst, wenn alle Fragen zur Zufriedenheit des Tierheims geklärt sind, kommt es zu einer Abgabe. „Daher sind unsere Vermittlungen fast immer unproblematisch“, sagt Piasetzky.
Wer im Laufe des Corona-Jahres einen Hund aufgenommen hat, werde unter Umständen bald merken, dass das Zusammenleben nicht funktioniert – vor allem, wenn die Home-Office-Zeit endet, meint Piasetzky.
Eine Katze könnte dann die bessere Wahl sein. Die will zwar auch nicht ständig alleine sein, findet aber eine maßvolle Abwesenheit ihrer Halter zumindest weniger tragisch als ein Hund, meint Piasetzky.