Rheinbahn Rheinbahn: Günstigere Fahrpreise sind keine Utopie mehr
Düsseldorf · Vorstand und OB Geisel denken über eine deutlich vergünstigte Jahreskarte wie in Wien nach, erteilen aber einem Gratis-ÖPNV eine Absage. Unterdessen hat die Rheinbahn Probleme mit der Sanierung älterer Straßenbahnen.
Die Fahrpreise bei der Rheinbahn geraten unter Druck. Im Zuge der Debatten um eine Jahreskarte für 365 Euro wie in Wien („Ein Euro am Tag“) oder um das Gratis-Busfahren in Monheim, arbeitet der neue Vorstand der Rheinbahn gerade an einem Positionspapier. Die Richtung vorgegeben hat dieser Tage die „Rheinbahn-Mutter“ Stadt in Person von Oberbürgermeister Thomas Geisel. Der sagte beim OB-Dialog in Garath auf Nachfragen von Bürgern, die Preise für Bus und Bahn seien in Düsseldorf insgesamt zu hoch. „Wenn eine vierköpfige Familie etwa aus dem Linksrheinischen mit der Bahn in die Innenstadt will, ist das ein teurer Spaß, mit dem Geld könnten sie ihr Auto ziemlich lange in einer Parkgarage abstellen.“
Zugleich ist der Oberbürgermeister aber kein Freund eines Gratis-ÖPNV, der dann allein aus Steuergeldern finanziert werden müsste. Zum einen könne die Wertschätzung für Busse und Bahnen sinken, wenn die Leute für deren Nutzung gar nichts mehr zahlen müssten, Geisel zitierte da den „geschenkten Gaul“, dem man nicht ins Maul schaue.
Vor allem aber sprach er von einem „Gerechtigkeitsproblem“, wenn alle Düsseldorfer mit ihren Steuern die Einnahmeausfälle der Rheinbahn kompensieren müssten, die ÖPNV-Anbindung aber sehr unterschiedlich ausgeprägt sei: „Dann würde der Unterbacher bei dem vielleicht nur ein Bus im Viertel verkehrt genauso behandelt wie ein Oberkassler mit mehreren Stadtbahnlinien und Bussen vor der Haustür“, gab Geisel zu bedenken. Dieses Problem stellt sich allerdings regelmäßig bei öffentlichen Subventionen, man denke nur an Oper oder Schauspielhaus, deren Betrieb die Stadt mit hohen Millionenbeiträgen finanziert, obwohl nur ein Bruchteil der Düsseldorfer diese Kulturtempel regelmäßig besucht.
Tatsache bleibt, dass die von der Stadt erhobenen Gebühren für Autofahrer (Parken, Strafmandate etc.) seit Jahren so gut wie gar nicht angestiegen sind, während die Rheinbahn, respektive der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) jedes Jahr die Ticketpreise erhöht. Auch dieses Missverhältnis stört den Oberbürgermeister.
Da auch der neue Rheinbahn-Vorstand bereits grundsätzliche Sympathien für eine verbilligte Jahreskarte wie etwa in Wien in Hintergrundgesprächen signalisiert hat, könnte dieser Schritt noch in diesem Jahr angegangen werden. Die Stadt müsste ihrer Tochter Rheinbahn etwaige Einnahmeausfälle kompensieren, wobei andererseits durch die neuen Jahreskarten zunächst einmal wohl zusätzliches Geld in die Rheinbahn-Kassen fließen würde.
Die ersten neuen Hochflur-Bahnen kommen
Um mehr Fahrgäste transportieren zu können, braucht das städtische Verkehrsunternehmen aber vor allem mehr Bahnen und mehr Fahrer. Auch wenn die vielfach zu hörende These, die Rheinbahn fahre schon jetzt absolut an ihrer Kapazitätsgrenze, tatsächlich allenfalls für anderthalb Stunden an Werktagen (von etwa 7.15 bis 8.45 Uhr) und auch da längst nicht für alle Bahnlinien gilt.
Trotz aktueller Zug-Ausfälle wegen Unfällen oder General-Überholungen sei man im Fuhrpark momentan gut gerüstet. Am Abend des Kirmes-Feuerwerks am 19. Juli zum Beispiel seien 140 Straßen- und 120 U-Bahnwagen auf der Strecke gewesen, sagt Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster.
Probleme gibt es jedoch offensichtlich bei der Sanierung der alten Niederflurbahnen (NF6). Von den fast 50 Bahnen, die in Leipzig überholt werden, sind erst sieben zurück in Düsseldorf und im Einsatz, zwei weitere kommen im August. Im Aufsichtsrat heißt es, die Arbeiten hätten monatelang geruht und fielen wohl bei weitem teurer aus als zunächst geplant.
Die ersten neuen Hochflur-Fahrzeuge (HF6) werden im Herbst den Fahrgast-Betrieb aufnehmen, verspricht die Rheinbahn, Bis Oktober 2020 werden dann 43 weitere Hochflur-Fahrzeuge von Bombardier geliefert, die allerdings auch ausrangierte Bahnen ersetzen. Und wieder ein Jahr später kommen noch einmal 16 hinzu. Für negative Schlagzeilen hatte der HF6-Typus gesorgt, als er sich 2018 bei einer Testfahrt als zu breit für einen Bahnsteig in Duisburg erwies.
Mit den neuen Bahnen will die Rheinbahn dann den Takt auf der Linie U75 (Eller-Neuss) auf 7,5 Minuten verdichten; und mehr Fahrten in den Stoßzeiten auf der Dauerproblem-Linie U79 (Duisburg-Universität) anbieten. Schuster: „Wir haben jetzt ein neues Tool eingeführt, das uns hilft, genau zu analysieren, wann zusätzliche Fahrten sinnvoll sind.“
Der Krankenstand ist
immer noch ein Problem
Insgesamt investiert die Rheinbahn laut Vorstand bis 2024 rund 450 Millionen Euro in neue Fahrzeuge. Da trifft es sich gut, dass das Land der Rheinbahn gerade rund 195 Millionen Euro zur Förderung der ÖPNV-Infrastrukur in Düsseldorf bewilligt hat.
Der Fahrermangel indes kann damit nicht behoben werden. Um neue Mitarbeiter im Fahrdienst auszubilden, hat die Rheinbahn jetzt die Fahrschule deutlich aufgestockt, sowohl mit Fahrlehrern als auch mit Fahrschulbussen.
Ein weiteres Problem bliebt der relativ hohe Krankenstand. Da will der neue Vorstand gerade bei den Dauererkrankten genauer hinschauen. Man tue zwar schon viel im Bereich Prävention mit Gesundheits- und Fitnessangeboten, aber: „Mit einer neuen Gruppenleiter-Struktur sorgen wir auch dafür, dass es mehr Zeit für den Austausch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt“, kündigt Schuster an.